PR Ara-Toxin 04 - Die Eiserne Karawane
ich mich an Spiele, die komplizierter waren, und an findigere Gegner.« Er zwinkerte Trantipon verschwörerisch zu.
»Du hast mich um einen Gefallen gebeten. Um die Tat«, erinnerte sich Trantipon.
»Ach, die Tat. Wie du siehst, ist bereits alles Notwendige getan.« Er wies mit dem Daumen auf die Leiche.
»Tu jetzt Folgendes: Kopier das Datenmaterial, alles, was Supan-tes Forschung in Sachen Unsterblichkeit betrifft. Ich habe noch ein paar Minuten in der Zentrale der PROUTKOR zu tun.«
Trantipon machte sich an die Arbeit.
Meharro kam nach beinahe einer Stunde zurück. »Bist du so weit?«, fragte er.
»Ja.« Trantipon warf einen Blick auf die Leiche. »Was machen wir mit ihm?«
»Wir? Gar nichts. Er macht sich auf den Weg. Alles wie geplant.«
»Das ist ein Spiel mit dem Feuer.«
Meharro lächelte fröhlich. »Hast du Angst vor Feuer? Willst du weglaufen? Das ganze Universum ist voller Feuer. Dem Feuer entkommt nur, wer im Feuer überlebt.«
Nebeneinander gingen sie zurück zum Gleiter und stiegen ein. Meharro steuerte. Das Schott öffnete sich, der Gleiter zog heraus und ging in einer langen Schleife auf dem Raumhafen nieder. Meharro stieg wieder aus, Trantipon folgte.
Sie standen neben dem Gleiter.
Plötzlich flammten an der Schiffshülle der PROUTKOR neue Lichter auf. Der Tower des Raumhafens aktivierte sich. Etwas in der schlanken Walze brummte auf, als sich ihre Antigravfelder aufbauten und sie in der Schwebe hielten, während die Stützsäulen eingefahren wurden.
Das Summen der Antigravfeldprojektoren verwandelte sich in ein leises Sirren. Die PROUTKOR stieg langsam höher.
»Winken!«, befahl Meharro. Er hatte den rechten Arm erhoben und schwenkte ihn langsam und feierlich. Trantipon tat es ihm nach.
Hoch oben stellte sich die Walze allmählich senkrecht; dann flammten endlich kurz ihre Triebwerke auf und schoben sie außer Sicht. Noch einmal blitzte ein Licht in der Ferne auf; endlich erreichte sie der ferne Donner der ersten Zündung.
In Meharros Gleiter tönte der Holovidmelder. Sie stiegen wieder ein und aktivierten das Gerät. Supante war im Bild und sagte gerade: »Ich breche früher als geplant auf, weil ein Klient an mich herangetreten ist.«
»Der gute Supante«, seufzte Meharro. »Immer auf der Suche nach neuen Wirkungsmöglichkeiten.« Dann startete er.
»Wo wird er ankommen?«, fragte Trantipon.
Meharro lächelte. »Im Augenblick der Transition wird die Positronik das Schiff sprengen. Im Hyperraum wird er ankommen. Wenn das kein Neuland ist!« Er lachte auf, förmlich beschwingt von dem
Gedanken. Meharro blickte Trantipon an. »Sei nicht traurig, Tranti-pon. Supante hat lange gelebt, länger, als du dir vorstellen kannst. Aber du wirst noch sehr viel länger leben.«
»Wenn kein Malheur passiert«, entfuhr es Trantipon.
»Halt dich an mich«, riet Meharro. »Halt dich einfach an mich.«
Die Karawane hielt. Trantipon stieg aus. Den Rest des Weges würde er zu Fuß gehen.
Die neun Träume des Orontiu Pleca - Traum Nr. 5:
Goldene Zukunft
Mir wird klar, dass ich außerhalb der Karawane bin. Ich bewege mich über eine Ebene. Weit hinter mir weiß ich die Waggons und die Lokomotive, die unter Dampf steht, aber nicht fährt. Der Dampf hängt über ihr wie ein blassweißes Monument. Sie wartet. Die ganze Karawane wartet. Entsetzt bemerke ich, dass schräg über mir eine Schar Povvtac regungslos in der Luft steht, der ganze Schwarm wie eingegossen in völlig durchsichtiges Glas.
Ich muss nicht zur Sonne schauen und mir die Lichtaugen verbrennen, um zu sehen, was ich bereits weiß: Auch Salida steht still. Die ganze Welt wartet.
Worauf?
Irgendwann fahre ich den Hals weit aus und schaue über die Brust auf den Boden der Ebene. Ich gehe auf einer Art Glas.
Verwundert entdecke ich unter meinen Füßen einen anderen Himmel. Er ist silbern, wässrig.
Voller Sterne.
Im Angesicht der Sterne erinnere ich mich. Es sind Erinnerungen, die alt schmecken, die tief in die Kindheit zurückreichen, noch viel tiefer.
Ich weiß dies: Die Sterne liegen auf der Lauer. Sie sind heißhungrig. Sie bersten fast vor Verlangen.
Ich wende mich zurück, in Richtung der wartenden Karawane in der wartenden Welt.
Da sehe ich die haarfeinen Risse, Millionen von Risse im Glas, auf
dem ich stehe.
Die Sterne steigen auf, entfesselt, unbeschreiblich in ihrer Gier.
Ich breche ein.
Mit dem Scherbenregen sinke ich nieder.
Ich lande, finde Boden unter den Füßen. Ich stehe in einem Dom, einem Innenraum mit
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