PR Ara-Toxin 05 - Die Trümmerbrücke
Randwelten.«
Das Hologramm des Toten war mittlerweile in einer Darstellungsschleife gefangen. Eine pietätlose Zurschaustellung, so empfand es Rhodan jedenfalls. Alle zehn Sekunden gehäutet, das Gewebe und die Fettablagerungen abgetragen, die inneren Organe der Reihe nach entfernt.
»Ich hatte gehofft, deine Feststellungen würden mehr über den Mörder aussagen«, stellte er fest und fügte unwillig hinzu: »Kann
man diese Leichenfledderei nicht abstellen?«
Pron Dockt riss die Augen weit auf. Er verstand nicht, was der Terraner wollte. Zumindest machte er sich keine Mühe, dessen Beweggründe zu verstehen.
»Sieh ihn dir an, Resident!«, drängte er vielmehr. »Sieh ihn dir genau an! Dann sage ich dir, Plob Arnoyn muss ein vorausschauender Mann gewesen sein. Kaum jemand sonst wäre in der Lage, uns nach seinem gewaltsamen Ende noch den Mörder zu präsentieren.«
»Dieses holografische Schauspiel macht mir nicht eben Lust auf Rätselfragen.« Rhodan versuchte, das Holo zu ignorieren, aber er konnte es nicht. »Heraus mit der Sprache!«, drängte er.
Pron Dockt klackte mit den Zähnen. Das hatte er bislang nie getan, vielmehr war das eine seltsame Angewohnheit des Konsortiumsleiters gewesen. Die Holo-Steuerung erkannte darin offensichtlich das Signal, ihre Projektion zu verändern.
Übergangslos erlosch der Körper. Nur mehr der Schädel schwebte vor den beiden Männern, aber auch das war kein wesentlich angenehmerer Anblick.
Pron Dockt gefiel sich in der Rolle des Wissenden. Sie machte ihn dem Residenten überlegen. Wenigstens in diesem Moment. Und er kostete das weidlich aus. Seine autistischen Züge traten dabei in den Hintergrund. Für eine oder zwei Sekunden hielt er sogar Rhodans forschendem Blick stand, bevor er sich doch wieder zur Seite wandte.
»Sieh dir seine Augen an!«, sagte er.
Plob Arnoyns Iris war wie die aller Arkoniden und von ihnen abstammenden Völker die eines Albinos. Allerdings zeigte die linke Iris kräftige Pigmentierungen. Rhodan war sich nicht schlüssig, ob Pron Dockt genau das meinte.
»Siehst du es?«, drängte der Ara.
»Diese winzigen Einsprenkelungen?«
»Das sind nicht nur banale Flecken. Sieh genau hin!« Pron Dockt kicherte verhalten. Er schien sich darüber zu amüsieren, dass er dem Terranischen Residenten auf die Sprünge helfen musste. Er, der sich
sonst stets im Schatten seines In-vitro-Bruders wusste.
Die Holosteuerung gliederte das Auge aus der Gesamtprojektion aus, als Rhodan sich noch weiter nach vorn beugte. Im nächsten Moment war es bis auf eine Größe von gut 30 Zentimetern angewachsen. Jetzt war die Iris deutlich zu erkennen, übergroß die Rotschattierungen des pigmentarmen Augenhintergrunds und die ineinander verlaufenden Bindegewebsfasern. Die wenigen vermeintlichen Pigmentierungen traten nun deutlicher hervor. Sie schillerten in Regenbogenfarben und erinnerten Rhodan an siliziumbedampfte Oberflächen. Sie waren unterschiedlich groß, die größten in der aktuellen Wiedergabe etwa zwei Zentimeter durchmessend, und scheinbar wahllos über die Iris verteilt. Aber sie wiesen geometrisch exakte Form auf: Sechsecke und Achtecke. Rhodan erkannte sie endlich als Fremdkörper, die höchstens doppelt so dick wie die Hornhaut sein konnten.
Winzige Wurzelfäden verankerten diese Gebilde im Irisstroma. Zumindest sah es auf den ersten Blick so aus. Rhodan stellte fest, dass sich diese Fäden fortsetzten. Sie führten an den Stäbchen vorbei zum Sehnerv, waren aber nicht mit diesem verbunden, sondern ringelten sich darum herum wie eine schmarotzende Schlingpflanze um den Stamm eines Urwaldriesen.
»Nanotechnik?« Der Terraner schaute wieder auf.
Pron Dockt grinste an ihm vorbei. »Eine exzellente biotechnische Leistung, wie du sie so schnell nicht wieder zu Gesicht bekommen wirst. Die gesamte Anlage bezieht ihren Energiebedarf aus dem Stoffwechsel des Organismus.«
Der Ara hob die Schultern und ließ sie nach einem Moment kraftlos wieder sinken. »Sie bezog ihre Energie aus dem Organismus, sollte ich besser sagen. Die wenigen Stunden der Inaktivität haben sie zerstört. Was du siehst, ist Nanoschrott. Sündhaft teuer zwar, aber trotzdem nur noch als Anschauungsobjekt fürs Museum geeignet.«
»Handelte es sich um einen Datenspeicher, der den Sehnerv an-zapft?«
Mit einer fahrigen Handbewegung stellte Pron Dockt den ursprünglichen detailreichen Körperscan wieder her. Das Zehnsekundenintervall startete von Neuem und geriet zur morbiden Unterhaltung,
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