PR Ara-Toxin 05 - Die Trümmerbrücke
Gefühl, wie eine Fliege an den Wänden emporzukrabbeln, jede Pore der eigentlich antiseptischen Wandbeschichtung wie einen kleinen Krater unter sich zu sehen, war sogar für ihn eine neue Erfahrung. Farbschattierungen verrieten, wo die nanomolekular eingebundenen Wirkstoffe bereits ihre keimtötende Wirkung eingebüßt hatten. Dort breiteten sich Bakterienherde aus, die wie Kraken ihre Fangarme gierig in alle Richtungen streckten. Auf einem Raumschiff der Aras, noch dazu auf einem Quarantäneraumer. Der Teufel steckte also auch hier im Detail. Erschreckend der Gedanke, eine dieser Verunreinigungen könnte auf Ara-Toxin zurückzuführen sein.
Der Roboter klebte jetzt kopfüber an der Decke. Antigravfelder kamen nicht zum Einsatz, Rhodan wusste auch ohne Erläuterung eines Spezialisten, dass ihre Streuwirkung genau die Dinge beeinflussen konnte, denen die Suche galt. Tausende Lamellen an den kurzen Beinfortsätzen des Roboters sorgten dafür, dass er auf nahezu jedem Untergrund unverrückbar fest haftete. Dabei konnte er ein Mehrfaches seines Eigengewichts tragen.
Hautschuppen und angetrocknete Schweißtropfen, außerdem zwei farblose, leicht geringelte Haare waren bislang die einzige Ausbeute. Das genügte für die Feststellung, ob es sich um menschliches Erbgut handelte oder um eine fremdartige Konstellation. Menschlich. Rhodan lächelte. Es war immer das gleiche verrückte Spiel. Terraner schimpften auf Aras; Aras hielten die Menschen des Planeten Erde noch heute für Emporkömmlinge und wähnten sich ihnen in jeder Hinsicht überlegen. Hier wie dort gab es die ewig Gestrigen, die nicht wahrhaben wollten, dass solches Gedankengut längst der Vergangenheit angehören sollte.
Rhodan hatte das alles schon einmal mitgemacht. Auf der Erde, die längst zum Schmelztiegel der Weltanschauungen und Kulturen, der Religionen und Hautfarben geworden war.
Mittlerweile vollzog sich dieses Zusammenwachsen auf der nächsthöheren Ebene, in der Milchstraße. Die Zeit würde kommen, da Blues und Tefroder, Haluter, Arkoniden und Terraner gleichberechtigte Galaktiker sein würden.
Eine Vision.?
Natürlich. Aber Rhodan hatte schon viele Visionen wahr werden lassen, und er war überzeugt davon, dass er auch diesen Triumph erleben würde.
Wie groß war der Unterschied zwischen den von der Ersten Menschheit abstammenden Völkern eigentlich? Vielleicht zwei, drei zehntel Prozent ihres Genoms. Die Aras wussten das genau.
Die biologische Diskrepanz zwischen einem Menschen und einem Gestaltwandler? Keinesfalls so groß, wie jeder es auf Anhieb vermuten mochte. Vielleicht zehn Prozent. Aber schon das war viel, glaubte der Terraner.
Irgendwo in der Weite des Universums existierte auch Leben, das grundverschieden sein musste und nicht einen Hauch bekannter Strukturen aufwies. Das behaupteten die Wissenschaftler, und sie meinten damit keineswegs Wesen aus Antimaterie wie die Accalau-ries. Sie sprachen von dem wirklich Fremden.
Rhodan schaute auf, als er angesprochen wurde. Einer der Offiziere hatte sich ihm zugewandt.
»Pron Dockt meldet sich aus dem Labortrakt, Resident!«
Die Holofelder vor Rhodan wichen dem Konterfei des Ara-Wissenschaftlers.
Pron Dockt blinzelte irritiert. Als er Sekunden später bemerkte, dass die Verbindung umgelegt worden war, hielt er den Kopf ein wenig schräg und schielte an dem Terraner vorbei. »Ich störe dich«, sagte er schwach, als sei ihm der Anruf plötzlich unangenehm. »Ich. dachte nur.«
»Oclu-Gnas ist anderer Meinung als du; er glaubt nicht, dass das wirklich wichtig sein könnte, was du herausgefunden hast?«
Pron Dockt schnappte nach Luft. Diese Eröffnung überraschte ihn und beraubte ihn aller Argumente, die er sich wahrscheinlich schon zurechtgelegt hatte. »Ich störe dich«, wiederholte er schwach, aber sein Blick festigte sich. Er suchte jetzt sogar Rhodans Gesicht, wollte offenbar herausfinden, ob seine Befürchtung zutraf oder nicht.
»Ich war in Betrachtungen über das Leben als solches versunken«, sagte der Terraner.
»Hier geht es um das Gegenteil«, bemerkte der Ara. Er trug hochgeschlossene Schutzkleidung und zupfte gerade die aufgesprühten Schutzhandschuhe von seinen Händen. »Die Untersuchung des Leichnams wurde soeben abgeschlossen. Wir wissen jetzt, dass der Mörder ein Perfektionist gewesen sein muss.«
Pron Dockt sagte das auf eine Weise, wie andere über das Wetter sprachen.
»Du solltest dir das ansehen, Resident! Plob Arnoyns Tod wurde durch eine Schnittführung
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