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PR Ara-Toxin 05 - Die Trümmerbrücke

PR Ara-Toxin 05 - Die Trümmerbrücke

Titel: PR Ara-Toxin 05 - Die Trümmerbrücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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aufgefallen waren. Dieses kapselartige Fahrzeug, das gut 200 Meter entfernt im Schlagschatten einer treppenartigen Anlage stand, erschien Rhodan wie ein in heftiger Bewegung erstarrter Krake. Eigentlich eine Schimäre, denn die vielen Greifarme, die aus dem aufgewölbten Chassis hervorstanden, waren so unterschiedlich, wie sie es nur sein konnten.
    Rhodan warf einen Blick auf sein Armbandchronometer. Nach ter-ranischer Standardzeit war es jetzt zehn Minuten nach 22 Uhr. Der Tefroder hatte »sechs Uhr dreißig« gesagt. Rhodan zweifelte nicht daran, dass der Unbekannte auf Tifflors Anruf reagiert hatte und entweder im Auftrag des LFT-Agenten erschienen oder selbst jener Agent war. In dem Fall hatte er nichts anderes als ebenfalls Standardzeit gemeint. Natürlich unterlag die Trümmerbrücke wie jedes Raumschiff fiktiven Tag- und Nachtphasen. Momentan wusste Rhodan aber noch nicht, ob dieser Zeitrechnung entsprechend Mittag war oder Mitternacht und wie viel Stunden ein Tag überhaupt umfasste. Abgesehen davon herrschte auf Einrichtungen wie dieser nie wirklich Nachtruhe.
    Der Name, den der Tefroder genannt hatte, bezeichnete einen Treffpunkt.
    Julian schien mittlerweile mit dem Springer einig geworden zu sein. Rhodan sah, dass der Freund aufgebracht winkte.
    Trotz ihrer beachtlichen Abmessungen war die Trümmerbrücke letztlich ein begrenztes Refugium, und genau das unterschied sie von den sogenannten Freihandelswelten in der Milchstraße, die ähnliche Voraussetzungen boten. Lepso war das bekannteste Beispiel solcher Unabhängigkeit von den großen galaktischen Machtblöcken, Refugium für ehrliche Händler ebenso wie für zwielichtiges Gesindel jeder Couleur. Schwarzhandel und Schiebereien blühten auf Lepso ebenso wie Glücksspiele jeder Art und eine gewaltige Vergnügungsindustrie. Dazwischen tummelten sich Agenten aller großen Mächte und jener, die glaubten, ein Wort mitreden zu können, skrupellose Geschäftemacher und Glücksritter.
    Die Trümmerbrücke, das erkannte Rhodan schnell, nachdem Julian und er von einem robotgesteuerten Schwebegeleiter abgeholt worden waren, bot offenbar alles das in dicht gedrängter Form. Ein morbides, düsteres Flair schlug ihm schon auf den ersten Decks entgegen.
    Die Handelskontore erschienen inmitten der brodelnden Fülle werbeträchtiger, sich gegenseitig überbietender Holodarstellungen noch sehr dezent. Vergnügungsstätten hatten sich wie wuchernde Geschwüre in ihrem Umfeld festgesetzt. Geradezu unbelebt wirkten dagegen die ersten Wohnquartiere, die in diese quirlende Melange aus Eifer und Müßiggang eingepfercht waren. Eine düstere Welt aus Stahl und Kunststoff öffnete sich vor den Besuchern.
    Diesen Eindruck gewann Rhodan jedenfalls, als der Gleiter sie in schneller Fahrt durch das Gewühl der Decks manövrierte.
    An dem brodelnden Chaos waren vor allem die schwer beladenen Lastengleiter schuld, Schweber ebenso wie bodengebundene Fahrzeuge, die in die tieferen Regionen von Pfanne zwei strebten. Auch Roboter transportierten Waren; sie erinnerten mit ihren langen Kolonnen an Ameisen, die Beute in ihren Bau schleppten.
    Springer kommandierten lautstark und mit herrischen Gesten. Schon ihre Allgegenwart machte sie unübersehbar.
    Das 14. Jahrhundert Neuer Galaktischer Zeitrechnung war beileibe kein Zeitalter paradiesischer Zustände. Licht und Schatten bedingten einander wie in allen vergangenen Epochen. Wo der Handel prosperierte, fanden sich sehr schnell auch jene ein, die es mit den Gesetzen nicht so genau nahmen. Magisch wurden alle vom Glanz vermeintlich heiler Welten angezogen, und letztlich blieben sie daran kleben wie Motten am Licht.
    Wer versuchte, solche Dinge zu verändern, stand von vornherein auf verlorenem Posten. Die Zeit war noch nicht reif dafür, das wusste Rhodan leider nur zu gut - nicht, solange die Milchstraße und ihre Völker immer wieder in Auseinandersetzungen hineingezogen wurden, die sie letztlich nicht zu verantworten hatten.
    Eine saubere, vielleicht sogar sterile Welt hatte der Resident nicht anzutreffen erwartet. Wer auf der Trümmerbrücke gestrandet war, konnte sich aus eigener Kraft kaum wieder lösen. Es sei denn, er verkaufte sich - als Söldner für obskure Einsatztruppen, als Versuchsobjekt an Aras oder Antis, oder er heuerte auf altersschwachen Seelenverkäufern an, von denen niemand jemals wieder hörte.
    Der Schwebegleiter stoppte abrupt und setzte auf. Beide Seitenwände öffneten sich.
    »Aussteigen, Sanborn!«, kommandierte

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