PR Ara Toxin 6 Der Unlichtplanet
stark macht, was dich niemals an deinen Überzeugungen zweifeln lässt.«
»Und? Hast du deine Antworten erhalten?«
Aset-Radol stand auf, tat ein paar Schritte, blickte durch ein Fenster auf die untergehende Sonne. »Es gibt keine allgemeingültigen Antworten. Ich war stets davon überzeugt, richtig zu handeln. Im Lauf der Zeit lernte ich, dass unsere Taten niemals direkt interpretiert werden können. Es gibt keinen Moment der Abrechnung, son-dern immer nur Zwischenbilanzen oder Momentaufnahmen. Die Summen unserer Leistungen müssen Tag für Tag neu berechnet werden. Manchmal ergeben sie eine positive, manchmal eine negative Bilanz. Ich hatte gehofft, durch meine Geduld und möglichst subtile Einflussnahme irgendwann einmal ein dickes Plus auf der Sollseite stehen zu sehen. Dem ist aber nicht so. Während du es durch deinen verfluchten, arroganten Glauben an das Gute in allen Wesen dieses Universums schaffst, selbst die mieseste Abrechnung positiv aussehen zu lassen. Das, mein Freund, ist deine größte Gabe.« Aset-Radol drehte sich um und sah ihm tief in die Augen. »Du gibst Hoffnung, wo keine mehr ist. Du nimmst wie ein Messias die Sünden auf dich und bist bereit, dich ans Kreuz nageln zu lassen. Sosehr ich dich auch verachte, du hast bei vielem recht, das du tust. Du hast den richtigen Kurs gewählt, und ich den falschen. So einfach ist das.« Der MdI atmete tief durch, seufzte und senkte die Stimme. »Ich erkläre meinen Plan hiermit für gescheitert. Ich werde das Experiment mit dem Radolxin - beziehungsweise Ara-Toxin - beenden. Du erhältst das Gegenmittel, und du kannst so weiterwursteln, wie du es bisher getan hast. Ich hoffe, dass du deine Leistungsbilanz weiterhin positiv halten kannst.«
Perry Rhodan war wie betäubt. Er verstand nicht, konnte das Gehörte nicht ausreichend rasch verarbeiten.
»Ich verstehe nicht recht«, sagte er, »es gibt ein Gegengift, und du bist bereit, es mir zu geben? Du wirst deine araischen Untergebenen zurückpfeifen und diesen Gestaltwandler aus dem Verkehr ziehen? Einfach so?«
»Ich habe das Spiel begonnen, und ich kann es genauso gut wieder beenden. Wo und wann es mir passt. Und selbstverständlich habe ich ein Gegenmittel entwickelt. Die Gefahr, die vom Ara-Toxin ausgeht, ist zu groß, um die Ausbreitung des Gifts ohne Rückversicherung zuzulassen. Synuit und die unsterblichen Aras ahnen nichts davon. Sie mussten von ihrer Sache hundertprozentig überzeugt sein, um jeglichen Fehler von vornherein zu vermeiden.«
»Du wirst mir das Gegenmittel geben und uns zurück in die Milchstraße schaffen?«, hakte Rhodan nach. »Du steckst all deine Machtansprüche zurück?«
»So ist es. Ich verschwinde aus der Geschichtsschreibung Apsu-hols. Ich habe ohnedies darauf geachtet, so wenig Spuren wie möglich zu hinterlassen. Es wird keinen Trivid-Sender geben, der vom Abdriften des Unlichtplaneten tiefer in den intergalaktischen Leerraum berichten wird. Niemand braucht von meiner Existenz zu erfahren. Oder denkst du, dass ich bei den Aras vorstellig werden sollte, um sie meine Kinder zu nennen und ein Adoptionsverfahren einzuleiten?«
»Das ist das unglaublichste Ende einer Krise, das ich jemals erlebt habe. Verzeih mir, wenn ich ein wenig baff bin.« Rhodan lehnte sich zurück und schloss die Augen. All die Probleme, die sich in ihm angehäuft hatten, und die Wut, die er auf diese eine Person fokussiert hatte; die Kämpfe, Schlachten, Vernichtungen, Zerstörungen, für die Aset-Radol verantwortlich zeichnete; das alles schien nebensächlich zu werden neben dem Wissen, dass es nun bald vorüber war. Dass die Krise ein Ende finden würde und er ein Unheil dadurch abgewendet hatte, indem er seine Willenskraft unter Beweis gestellt hatte.
»Julian Tifflor!«, sagte er laut. »Er befindet sich noch an Bord der MO, gemeinsam mit.«
»Ich weiß«, unterbrach ihn Aset-Radol. Er pflückte traubenähnliche Früchte von einem stachligen Stiel und schob sie sich Stück für Stück in den Mund. »Die Dinge haben dort ohnedies eine unerwartete Entwicklung genommen. Ich werde Synuit anweisen, die Situation so rasch und ruhig wie möglich zu bereinigen. Mach dir bitte keine Sorgen mehr. Deine Gefährten werden binnen kürzester Zeit hierher gebracht.«
Julian Tifflor: zuvor
Die Tefroder ließen sich Zeit. Sie leckten ihre Wunden und analysierten offenbar ihre Situation. Mehrere Scheinangriffe hatten mehr den Zweck, Zhana und ihn zu zermürben und ihre tatsächliche Kampfkraft
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