PR Ara Toxin 6 Der Unlichtplanet
Die Befehlsfolgen waren Rhodan nicht eingängig; sie gehorchten keinerlei Muster.
Ein Energieschirm umflackerte die linke hintere Ecke von Schopsnas Arbeitstisch. Der Gestaltwandler achtete tunlichst darauf, dort nicht anzustreifen.
»Der Funkverkehr versiegt allmählich«, fasste Suin-Otro die Entwicklung der letzten Minuten zusammen. Er sprach ruhig und unaufgeregt, als lese er den Inhalt einer Gebrauchsanweisung vor. »Alles wirkt nun strukturierter. Was draußen an Schiffen und Personal gerettet werden konnte, wurde auch gerettet.«
»Wir müssen bald mit hohem Besuch rechnen«, sagte Schopsna, ohne auf die Worte seines Untergebenen einzugehen. »Der Alarmzustand bleibt aufrecht, die Schutzschirme unter allen Umständen hochgefahren. Ich brauche hier nicht mehr allzu lange. Aber zuerst. bereinigen wir die Situation.«
Rhodan ahnte, was der Gys-Voolbeerah damit sagen wollte. Er fühlte Tifflors Blicke. Sie waren voll unterdrückten Zorns.
»Ein neuer Kontakt!«, meldete ein Tefroder von der Ortungsstation. »Ein Flottenverband taucht nahe der Sonne Cjuis aus dem Linearraum. GWALON-Klasse, Kampfschiffe, mit einem Durchmesser von zweitausendvierhundert Metern und angeflanschtem Kegelstumpf. Sechzehn Schiffe insgesamt, in klassischer arkonidischer Kampfformation. Sie nehmen Fahrt auf. Beschleunigungswerte sind höher als die unseren.«
Kein Wunder. Die MO bewegte sich lediglich mit fünf Prozent Unterlicht bei marginaler Beschleunigung und umrundete dabei in einer weit gezogenen Ellipse die drei Mobys.
Die Bordpositronik ordnete Rhodan einen neuen Auftrag zu. Er sollte sich um die Interpretation des Richtfunks der Arkoniden untereinander kümmern. Ihm oblag es, auf Sprengsel oder Reflektio-nen im Hyperfunk zu achten. Auf Hyperechos, die durch die von den Mobys erzeugten Strukturrisse verzerrt wiedergegeben wurden und möglicherweise in brauchbare Ergebnisse umgewandelt werden konnten.
Wenn ich die Arkoniden doch davon informieren könnte, dass sie sich zurückziehen sollen!, sagte sich Rhodan. Vielleicht war es im Bereich des Machbaren, insgeheim eine Nachricht an das Kommandoschiff zu übermitteln.
Sie würden ihm nicht glauben, und er würde seine geheime Identität gefährden. Die Herrschsucht der Arkoniden, gepaart mit der von Imperator Bostich lancierten Selbstgefälligkeit, die auf einer zwanzigtausendjährigen Tradition als Großmacht in der Milchstraße beruhte, würde den Soldaten keine Flucht erlauben. Mochte die Gefahr auch noch so groß sein: Sie würden sich der MO stellen.
Doch es war nicht die MO allein, gegen die die Arkoniden antreten mussten. Wenn Perry die Situation richtig einschätzte, würden die drei Mobys ebenfalls in die Schlacht eingreifen.
Mit behäbigen Bewegungen näherten sich die drei Kolosse den arko-nidischen Schiffen. Jedwede Energieform schien ihnen zupass zu kommen. Transformbomben verpufften wirkungslos auf ihren tristen Oberflächen. Torpedos zerschellten, weitere Energieentfaltungen wurden von den langen Lamellenarmen der Mobys aufgenommen und ins Innere der Monstren geleitet. Dort saßen Gehirn und Magen. Zwei rudimentäre Knoten eines primitiven und zugleich überaus wirkungsvoll arbeitenden Organismus. Einstmals belebt durch Bewusstseine. Durch ÜBSEF-Frequenzbilder. Durch Erinnerungen, Gefühle, kollektives Wissen einer Bewohnerschaft, die den Tod ihres Heimatplaneten mitgemacht hatte.
Das, was auf Remion geschehen war, drohte unzähligen anderen bewohnten Planeten der Milchstraße: die Verwandlung in einen Klumpen, der sich von Energien nährte und Schopsnas Befehlen gehorchte; beziehungsweise denen des Wesens, das dahinterstand.
Noch immer spielte Rhodan mit dem Gedanken, ein ultrahochverdichtetes Datenpaket an die Arkoniden zu senden, mit dem er sie aufforderte, so rasch wie möglich von hier zu verschwinden. Die Positronik der MO ließ sich möglicherweise von seinem Manöver täuschen, wenn er klug genug vorging. Mangelhafte Verknüpfungen des Hauptrechners mit seinen Nebenzentralen, die aus der Eile der Loslösung des Trümmerstegs aus dem Komplex der gesamten Brücke gründeten, ließen dem Unsterblichen vielleicht Spielraum, sein eigenes Süppchen zu kochen.
»Hört endlich mit dem Beschuss auf, ihr Narren«, sagte Rhodan leise zu sich selbst, »die Mobys ernähren sich von der Energie eurer Geschütze. Ihr füttert sie, statt sie zu schwächen.«
Tifflor sah ihn mit versteinertem Gesicht an. Die Arkoniden verhielten sich so, wie sie es immer taten.
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