PR Ara Toxin 6 Der Unlichtplanet
dennoch einer, der als einigermaßen zuverlässiger Gradmesser für Schopsnas Möglichkeiten angesehen werden konnte.
In einer Ecke lagen Clotoin Rak und Liom Artar, in deren Rollen sie geschlüpft waren. Sie waren sorgfältig gefesselt. Erleichtert stellte Rhodan fest, dass ihr Atem flach, aber ruhig ging. Zhana, die zu erschreckender Kaltblütigkeit fähig war, hatte die beiden Tefroder am Leben gelassen.
Die Ara-Frau durchwühlte die sorgfältig geordnete Ausrüstung. Sie kramte einige vakuumierte Päckchen hervor und knickte sie ruckartig. Zischend strömte als Katalysator wirkender Sauerstoff ein und aktivierte die Medikamente.
»Auslecken!«, befahl Zhana. Sie reichte jedem von ihnen ein Päckchen.
Hohl und schwach gellte ein Alarmsignal durch die Gänge, gefolgt von einer unverständlichen Durchsage. Offenbar stand die Transition unmittelbar bevor.
Die mangelhafte technische Ausstattung und die derzeit nur teilweise Vernetzung der Positronikkerne machten sich in Details wie dem in weiten Bereichen nicht funktionierenden Bordkom bemerkbar. Nach der Absprengung des Trümmerstegs hatte Schopsnas Aufmerksamkeit den Defensiv- und Offensivsystemen gegolten und in weiterer Folge der hoch komplizierten Steuerung des Moby-Drei-ecks.
Erschwerend kam die für Menschen, Tefroder und Arkoniden nur schwer fassbare Bauweise des in unzählige Fragmente zerfallenden »Wracks« hinzu. Das einstmals monumentale Gesamtbauwerk war das Sporenschiff eines Mächtigen gewesen und später als Kosmischer Basar genutzt worden. Nach der Zerstörung des eigentlichen Schiffskörpers war dieser Teil möglicherweise der letzte Rest uralter Substanz, die kosmische Geschichte atmete.
Die Springer, die das Trümmerstück für ihre Zwecke adaptiert hatten, waren mit der ihnen eigenen Geringschätzung an die Arbeit gegangen. Zwischendecks waren je nach Bedarf eingezogen, Anti-gravs quer durch die bestehenden Strukturen gebohrt worden. Überall zeigten sich Spuren der Improvisation und der Halbherzigkeit. Die Angehörigen des Nomadenvolks, unstet und von unheilbarem Fernweh geplagt, legten nicht viel Wert auf dauerhafte Einrichtungen. Nur in ihren Schiffen, deren Aggregate stets in Betrieb gehalten wurden, fühlten sie sich wohl.
»Träumst du, Perry?« Tiff stieß ihm sanft gegen die Schulter.
Der Unsterbliche schreckte hoch. Der geschichtsträchtige Boden, auf dem er sich bewegte, reizte immer wieder zum Grübeln. Nachdenklich schleckte er die Medizin aus der Packung. Sie schmeckte bitter. Zhana trat an ihn heran. Mit einem Einmalnadler jagte sie ihm ein weiteres Medikament direkt in die Blutbahn.
Der Zellaktivator würde augenblicklich beginnen, die Wirkung der Medikamente zu bekämpfen, auch wenn sie sich noch so positiv auf seinen Metabolismus auswirkten. Das Gerät erlaubte keinerlei Einflussnahme auf seinen Körper. Doch in unmittelbarer zeitlicher Nähe zur Transition konnte Perry hoffen, dass ein Teil der Wirkstoffe greifen und ihm einen weiteren, zusätzlichen Zeitvorteil beim Erwachen aus der Bewusstlosigkeit verschaffen würde. Vielleicht nur wenige Sekunden, hoffentlich ein paar Minuten.
»Wir helfen Ignats auf eine der Liegen«, ordnete er an. »Je entspannter er liegt, desto besser wird er den Transitionsschmerz ertragen.«
Erneut erklang ein Alarmsignal. Ein lang gezogener Ton, der abrupt abbrach, um gleich darauf wieder loszugellen. Die Abstände zwischen den Tonfolgen wurden sukzessive kürzer, bildeten eine Art Countdown.
Sie hievten Ignats Gorgides auf ein Bett und schlossen ihm die Augen. Sein Körper entspannte. Die Medikamente taten bereits ihre Wirkung.
»Bereit?«, fragte Rhodan. Er atmete tief durch, schlüpfte in den bereitliegenden Schutzanzug, überprüfte ein weiteres Mal die Ausrüstung. Er sah zu, wie sich Zhana und Tifflor eng umklammert niederlegten, Gesicht an Gesicht.
Perry drehte sich, unangenehm berührt, beiseite.
Es gab Beziehungen, die weitaus exotischer waren als diese hier.
Dao-Lin-H'ay und Ronald Tekener waren das beste Beispiel dafür, wie sehr Liebe jegliches Vorurteil überwinden und zwei gänzlich unterschiedliche Wesen aneinanderbinden konnte. Doch er vermochte nicht zu sagen, inwieweit die Gefühle echt waren, die Zhana und Tiff füreinander empfanden.
Der Alarmton kam nun kurz, stakkatoartig. Perrys Puls beschleunigte. Er fühlte Angst, Angst vor dem Unbekannten. Auch er legte sich flach auf eins der Betten und atmete tief durch.
Was erwartete ihn am Ende dieser Reise? War das
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