PR Ara Toxin 6 Der Unlichtplanet
schwärmten aus und brachen mit ihrer Kampfwut und überlegenen Waffentechnologie jedweden Widerstand. Reizwellenempfänger, in die Köpfe der Duplos implantiert, bildeten ein adäquates Kontrollinstrument für die gewaltigen Heerscharen.
Die tiefgreifende und dauerhafte Besiedlung weiter Bereiche Kara-hols durch die Tefroder brachte ein neues Selbstverständnis der Eroberer mit sich. Hatten sie sich, die Nachkommen der einstmals vertriebenen Lemurer, bislang als Flüchtlinge gefühlt, so entwickelten sie sich nun zu selbstbewussten Herrschern. Die Bildung eines tiefgreifenden Mythos mit den Meistern der Insel im Zentrum - sehr subtil und vorsichtig gestrickt - ließ die Tefroder endgültig mit der Vergangenheit brechen. Sie blickten vorwärts, dehnten die Imperiumsgrenzen immer weiter aus - und tanzten wie Figuren an den Strippen, die Aset-Radol und seine Wegbegleiter mit der notwendigen Vorsicht zogen.
Mirona Thetin ließ sich niemals in die Karten blicken. Über viele Jahrtausende hinweg wahrte sie ihre Anonymität. Mehr als einmal war Aset-Radol versucht, sie zu verraten, und immer wieder schreckte er davor zurück. Im kleinen Kreis der Meister der Insel konnte, ja durfte er niemandem vertrauen. Als Meisterin der Intrige sorgte Mirona Thetin für ein Klima, das sie einander immer weiter entfremdete. Sie trafen sich nur noch selten. Die Renegaten trachteten danach, die Aufgaben, die ihnen Faktor I zuordnete, möglichst autark zu erledigen.
Was für eine Ironie, dass Aset-Radol selbst mit seiner Spitzelarbeit dafür sorgte, dass jeglicher innere Zusammenhalt in der Gruppe verloren ging! Mirona Thetin verstand es ausgezeichnet, ihn unter Druck zu setzen. Der Zellaktivator, den er nun ständig trug, war in der Tat modifiziert worden. Faktor I hatte ihm mit einem liebenswerten Lächeln erklärt, dass er ihn besser nicht mehr ablegen sollte, und ein einziges falsches Wort reichte, sie dazu zu bewegen, einen bestimmten Knopf zu drücken.
Je mehr sich Aset-Radol fürchtete, desto mehr hing er am Leben. Er entwickelte ein manisches Bedürfnis nach Sicherheit. Verließ nur noch im Schutz mehrfach gestaffelter Schirme seine wechselnden Behausungen, schuf in immer rascherem Tempo neue Tarnidentitä-ten, mied soziale Kontakte. Er wurde zum Gefangenen seiner Unsterblichkeit. Zum psychischen Wrack, das hinter alles und jedem eine Bedrohung sah. Er entwickelte Psychosen, hatte manchmal Blackouts, die sich über ganze Tage erstreckten. Aus Angst und Scham verbarg er seine Schwäche, erzählte niemandem davon.
Wem denn auch? Er hatte keinerlei Vertraute. Niemand, dem er sich öffnen konnte.
Seine Macht ließ ihn schreckliche Dinge tun. Dinge, mit denen er all seine Probleme zu kompensieren versuchte.
Lachend ließ er einen Planeten vernichten, weil ihn anlässlich eines Besuchs ein einziger Bewohner seltsam angeblickt hatte; Teile seiner Duplo-Streitmachten traten zu seinem persönlichen Vergnü-gen gegeneinander an und inszenierten Schlachten, die die Struktur des vierdimensionalen Universums erschütterten; einer Konkubine schenkte er einen Kontinent auf einem tefrodischen Ferienplaneten und ließ ihn nach ihren Wünschen umformen. Nachdem sich erste Falten in ihrem wunderschönen Gesicht zeigten, erwürgte er sie mit bloßen Händen.
Aset-Radol besaß wirkliche Macht, und sie nützte ihm gar nichts.
Erst als seine nebenbei betriebenen Forschungen mit dem hyperenergetischen Erz Altrit Erfolge zeigten, kehrten Hoffnung und Zuversicht in sein Leben zurück.
Das Altrit war eine Laune der Natur. Es kam einzig und allein auf dem Planeten Tamanium vor, der sich allmählich zu einem wichtigen Umschlagplatz im Geflecht des tefrodischen Reiches mauserte. Die besondere Konsistenz des Erzes widerstand jedweder Erforschung und einer industriellen Erzeugung; die hyperenergetische Komponente, die dem Gestein beigemischt war, zeigte eine besondere Sprunghaftigkeit und war in kein bekanntes System einzuordnen. Faktor I überließ Aset-Radol überraschenderweise eine größere Menge des sonst eifersüchtig gehüteten Schatzes für diverse Versuchsreihen. Das seltene Erz, das hauptsächlich bei der Schaffung von Atomschablonen für die Erzeugung von Duplos zur Anwendung kam, fand kaum einmal den Weg in andere Forschungsbereiche.
Bei aller Bescheidenheit war Aset-Radol ein begnadeter Naturwissenschaftler. Ein Alleskönner. Ein Nexialist, der auf zahlreichen Gebieten der Forschung zu Hause war und es trefflich verstand, Querschlüsse zu
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