PR Ara Toxin 6 Der Unlichtplanet
ziehen. Die Allgemeinmedizin war ihm ebenso ein Anliegen wie die Grundlagenforschung auf dem Gebiet höherenergeti-scher Phänomene, die Toxikologie, die Mechanik, die Wirtschaftswissenschaften. Wenn es um Forschungserkenntnisse ging, waren seltsamerweise alle Ängste vergessen. Dann verbiss er sich in unorthodoxe Ideen oder startete Experimente, die 100 Jahre oder mehr in Anspruch nehmen konnten. In den Laboratorien fand er Glück und Ruhe. Dort war er fernab von Intrigen und Streit.
»Ich habe es geschafft!«, sagte er ungläubig. Er blickte auf eine Reihe zerstörter Zellklumpen in ihren unterschiedlichen Entwicklungsstadien. Dann auf die Bilder freigesetzter Kulturen in den sonnenüberfluteten Feldern seiner gigantischen Laboranlagen. Dort, wo die Vögel zwitscherten und Blumen von außergewöhnlicher Pracht gediehen, hielt der Tod Einzug. Er zerstörte alles und jeden, fraß sich wie ein Geschwür immer tiefer ins Innere der Planetenhülle. Unaufhaltsam und ohne Anzeichen dafür, dass die Metamorphose irgendwann einmal ein Ende nehmen würde. Das, was Aset-Radol freigesetzt hatte, war der absolute Todbringer.
Sorgfältig verpackte er seine Unterlagen in entkeimte Vakuumbehälter. Er würde sie im Weltall der bestmöglichen Dekontaminierung unterziehen. Das Geheimnis, das er soeben gelüftet hatte, gab ihm Macht, wie sie niemals zuvor ein Wesen in Händen gehalten hatte.
Aset-Radol zog sich aus, warf seine Kleidung achtlos beiseite und ließ sich mit dem nächstbesten Transmitter zur INSTIN abstrahlen. Er kümmerte sich nicht um die erstaunten Blicke der Duplo-Besat-zungsmitglieder.
»Nach Tefrod!«, befahl er, »so rasch wie möglich.«
»Habt Ihr Eure Aufgabe auf Dumestol erledigt, Herr?«, wagte der Duplo-Kommandant zu fragen.
Dumestol? So hieß also der Planet, auf dem er seine gewaltigen Labortrakte hatte errichten lassen. Aset-Radol hatte den Namen längst vergessen. Es handelte sich um eine einfache Welt mit einfachen Lebewesen auf pflanzlicher Basis, die aufgrund ihrer körperlichen Beschränkungen wohl niemals das Weltall erobern würden.
Was kümmerten ihn solche Überlegungen? Dieser Klumpen Erde würde bald nicht mehr existieren.
»Der Planet steht ab sofort unter Quarantäne«, ordnete Aset-Radol an. »Ich will, dass er von allen Seiten beobachtet wird. Niemand landet auf der Oberfläche. Zuwiderhandlung wird mit dem Tod bestraft. Verstanden?«
»Ja, Herr.« Der Duplo-Kommandant senkte den Blick und gab den Befehl weiter. Die INSTIN setzte sich in Bewegung, der sterbende Planet blieb zurück.
Faktor I würde zufrieden mit dem Ergebnis seiner Forschungsarbeit sein. Außerdem, wie ihm allmählich dämmerte, ergaben sich für ihn persönlich vollkommen neue Aussichten.
»Sehr schön«, lobte Faktor I. »Ich denke, dass wir dieses planetenvergiftende Toxin in abschreckender Wirkung einsetzen sollten. Noch immer gibt es Völker und Kleinreiche, die unsere Dominanz in Karahol nicht anerkennen wollen.« Mirona Thetin war wie immer über das sattsam bekannte Logo mit den beiden Galaxien präsent. Die Stimme verzerrt, die Wortwahl durch einen intelligenten Zerhacker-Modus zusätzlich abgeändert.
»Bevor ich das Toxin als Waffe freigebe, möchte ich die letztgültigen Zerstörungseffekte beobachten und analysieren«, sagte Aset-Ra-dol mit neu angefachtem Selbstbewusstsein. »Noch ist mir nicht ganz klar, wie das Endprodukt der Entwicklung aussieht.« Er deutete auf den Fiktivschirm, der den sterbenden Planeten Dumestol in mehreren Ansichten zeigte. In der Totalen war kaum etwas Verdächtiges zu erkennen; lediglich da und dort zeigten sich rätselhafte braune Flecken. Näher herangezoomte Aufnahmen präsentierten das wahre Ausmaß des Sterbeprozesses. Allerorts fraß sich das Gift in die Metabolismen alles Lebenden auf Dumestol. Zurück blieb ein Oberflächensud, der sich allmählich verfestigte und die Vorgänge im Inneren des Planeten vor den Augen der Beobachter verbarg.
Die pflanzlichen Hauptintelligenzen starben in seltsamer Ruhe. Ihre breiten Blätterarme richteten sich, verzweifelt wackelnd, in Richtung der roten Sonne. Aus den fleischigen Wurzeln schossen in kurzen Abständen faustgroße Knollen hervor. Die Pflanzenwesen gebärdeten angesichts ihres Todes wie wild, einem archetypischen Muster folgend, das sie offenbar niemals abgelegt hatten.
»Wie lange, meinen Sie, wird die Beobachtungsphase andauern?«, fragte Faktor I.
»Einige Wochen«, gab Aset-Radol zur Antwort. Fasziniert
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