PR Ara Toxin 6 Der Unlichtplanet
zu.
Soub-Hare 443 nahm den Schlag regungslos hin. Die Edelsteine zogen lange und tiefe Furchen durch seine Wangen. Die Haut sprang auf wie die einer gekochten Wurst, Teile des Kiefers blinkten zwischen zerfetzten Fleischfasern hervor.
»Tut das weh?«, fragte Aset-Radol.
»Ja, Herr.«
»Würdest du mir trotz der Schmerzen, die ich dir zugefügt habe, trotzdem unter allen Umständen gehorchen?«
»Ja, Herr.«
»Bist du ein Spion von Faktor I?«
»Nein, Herr.«
»Bist du mir gegenüber der Lüge fähig, Soub-Hare?«
»Nein, Herr.«
»Nun, das ist kein Beweis. Solltest du mich anlügen können, hättest du es soeben getan. Stimmt's?«
»Ja, Herr.«
»Willst du dich nicht verarzten lassen? Dein Kiefer ist verletzt, du blutest auf unappetitliche Weise den Boden voll, und die Schmerzen sind sicherlich unerträglich.«
»Ich warte auf weitere Befehle, Herr«, nuschelte Soub-Hare. Er wankte, hielt sich krampfhaft aufrecht.
»Melde dich in der Medostation und lass dich ärztlich versorgen.«
»Danke, Herr.«
Der Duplo drehte sich um und marschierte in zackigem Schritt davon.
»Halt, Soub-Hare.« Aset-Radol hieß dem Kommandanten der INSTIN, zu ihm zurückzukehren. Er seufzte tief. »Ich habe es mir anders überlegt. Sag deinem Stellvertreter, dass er hierher kommen soll. Dann gehst du zum nächstbesten Energiekonverter und stürzt dich hinein. Ich benötige dich nicht mehr.«
Einen Augenblick lang zögerte der Duplo. So etwas wie Angst oder Bedauern zeigte sich in seinen Augen. Ein Funke von Selbstwertgefühl vielleicht. »Ja, Herr«, sagte er leise und marschierte davon.
Soub-Hare war minderwertiges Material. Auf ihn und die anderen Meister der Insel konditioniert, ohne eigenen Willen. Ein Massenprodukt im schlechtesten Sinne. Er widerte Aset-Radol an.
Er ballte die Hände und atmete tief durch. Wie er sein Leben doch hasste.
Sieben, siebzig...
Kopfschüttelnd betrachtete Aset-Radol die vor ihm ausgebreiteten Ergebnisse seiner Nachforschungen. Die Erste Insel barst geradezu vor Leben. Veränderungen waren an der Tagesordnung. Was gestern gegolten hatte, besaß schon heute keine Bedeutung mehr und würde morgen durch etwas gänzlich anderes ersetzt werden. In Ka-rahol hingegen verliefen einzelne Entwicklungsstufen in einem gänzlich anderen Tempo. Selbst die so forsch vorgetragenen Eroberungsfeldzüge durch die Meister der Insel waren von einer gewissen Behäbigkeit getragen. Technischer Fortschritt passierte zwar, aber keinesfalls so rasant wie in Apsuhol.
Man könnte glauben, dass ein Gott seine Aussaat über die Planeten dieser Sterneninsel verteilt hätte und regelmäßig gießen würde, dachte Aset-Radol. Der Preis, den die hier lebenden Völker für ein Übermaß an Vitalität bezahlen müssen, ist die mangelnde Kontinuität. Dieses Auf und Ab muss auf Dauer ins Chaos führen.
Oder aber, und dies schien ihm der weitaus erschreckendere Gedanke: Die Apsuhol-Galaxis war der Normalfall, und die Meister der Insel bremsten durch ihre bloße Existenz den Fortschritt in Kara-hol. Er und seine Kollegen legten Lebensstandards fest, sie manipulierten die Geschichte, indem sie Zeitreisen ins lemurische Stammreich unternahmen/unternommen hatten/unternehmen würden, sie formten die Bevölkerung nach ihrem Willen und unterbanden tunlichst den Kontakt der Völker untereinander.
»Mirona Thetin will ein für alle Ewigkeiten eingefrorenes Standbild erzeugen«, murmelte er. »Sie strebt danach, einen für ihre Machtansprüche optimalen Zustand zu erschaffen und diesen dann in einer Stasis festzuhalten.«
Jahrtausende waren vergangen, ohne dass ein nennenswerter technischer Fortschritt im Raumschiffsbau erzielt worden wäre. Jeder halbwegs bewanderte Theoretiker auf Tamanium oder Tefrod hätte Aset-Radol auf die Frage, ob man nicht leistungsfähigere und schnellere Raumer bauen könnte, geantwortet, dass die vorbereitenden Arbeiten längst geschehen seien. Zur Umsetzung jedoch fehlten die Mittel. Diese wurden anderwärtig gebraucht und in bestehende Strukturen investiert. Allein die Quantität zählte im Reich Mirona Thetins.
Er vermied es tunlichst, diese Gedanken in seinem ersten Bericht an Faktor I auch nur anzudeuten. Eine derartige Kritik hätte ihm mit Sicherheit den Kopf gekostet. Aset-Radol beschränkte sich auf eine nüchterne Aufbereitung der Daten und die Vermutung, dass den Arkoniden eine glorreiche Zeit der Expansion bevorstehen würde. Sie waren jung und hungrig. Sie gierten nach Erfolgen, und sie
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