PR Ara Toxin 6 Der Unlichtplanet
verfolgte er den Todeskampf der Pflanzen. »Vielleicht zwanzig Tage, bis Dumestol gestorben ist. Weitere zehn Tage für die abschließende Analyse. Wir sollten wissen, auf was wir uns mit dem Toxin einlassen.«
»Einverstanden. Wir kommen wieder zusammen, sobald mir Aset-Radol seinen Abschlussbericht übermittelt hat.«
Das Logo erlosch. Manch einer der anwesenden Meister der Insel atmete auf. Sie verabschiedeten sich rasch voneinander und verließen die INSTIN per Transmitter. Ihre Schiffe stoben so rasch auseinander, dass man glauben mochte, die riesigen Schlachtraumer stießen einander ab.
Aset-Radol packte seine Unterlagen zusammen. Der äußerste Knöchel seiner rechten Hand juckte. Er zählte die Vertiefungen und Erhöhungen ab, wie er es seit geraumer Zeit immer tat, wenn er nervös war. Sieben war die Zahl. Die knorpelige Verdickung am letzten Knöchel bildete das altlemurische System einer Null. Sieben und Null. Siebzig.
Aset-Radol wollte soeben den Konferenzraum verlassen, als das Signal von Faktor I neuerlich ansprach. Er aktivierte den Fiktivschirm. Mirona Thetin blickte ihm entgegen.
»Welch eine Ehre«, sagte Aset-Radol überrascht. Er atmete tief durch und bemühte sich um Gelassenheit; es gelang ihm nur mangelhaft. »Wir haben uns lange nicht mehr von Angesicht zu Angesicht gesehen.«
»Tausend Jahre? Etwas mehr?« Mirona Thetin zeigte ihr bestes Raubtierlächeln. Sie wirkte jung, frisch und unverdorben.
»Wohl etwas länger.«
»Haben Sie mich vermisst? Wie geht es Ihnen?« Mirona Thetin siezte ihn also wieder. Aset-Radol empfand es als angemessen. Zwischen ihnen gab es nichts, das Vertraulichkeiten gerechtfertigt hätte. Die gemeinsam verbrachte Nacht war ein einmaliges Erlebnis gewesen.
»Sie wissen, wie ich mich fühle«, sagte er. »Einer Ihrer Spione wird Ihnen sicherlich verraten haben, wie es um meinen Gemütszustand bestellt ist.«
Sie kniff die Augen zusammen und nickte ihm zu. »Sie sollten besser auf sich achten. Ich kann keine Mitarbeiter und Mitwisser brauchen, deren Leistungsvermögen derart rapide wie das Ihre sinkt.«
»Sie drohen mir?«
»Verstehen Sie es als Aufmunterung.«
»Lassen wir den Smalltalk. Sagen Sie, was Sie wirklich von mir wollen.«
»Die Sache mit dem Toxin ist sehr, groß.« Mirona Thetin schlug die aufregend langen Beine übereinander und lächelte neuerlich. »Ich möchte nicht, dass dabei Fehler passieren.«
»Ich auch nicht.«
Angespanntes Schweigen.
Schließlich fuhr Faktor I fort: »Ich kenne Sie wirklich, Aset-Radol. Keine Ihrer Regungen ist mir fremd. Ich lese in Ihnen wie in einem Buch. Wenn Sie auch nur daran denken, mir etwas zu verheimlichen, haben wir beide ein Problem.« Sie deutete mit dem Zeigefinger in seine Richtung, als richte sie eine Waffe auf ihn. »Ich will stets auf dem aktuellen Stand der Dinge gehalten werden. Alle neuen Erkenntnisse werden direkt und ohne Verzögerung an mich weitergeleitet. Ich werde mich gründlich in die Materie einarbeiten und Sie mit. Ratschlägen versorgen.«
Aset-Radol nickte. Mirona Thetin war eine ausgezeichnete Allgemeinwissenschaftlerin mit einem noch wesentlich breiteren Interessenshorizont als er. Als er noch den Mut gehabt hatte, über Faktor I Erkundigungen einzuziehen, hatte er beeindruckende Dinge zu Gesicht bekommen.
War es genetische Konditionierung gewesen, der sie zu dem gemacht hatte, was sie heute darstellte? Überbordender Ehrgeiz der Eltern? Ein Langzeitplan mit einer ganzen Reihe von Vorfahren, die ein superiores Geschöpf züchten wollten? Oder ganz einfach. Zufall?
»Ich werde Sie selbstverständlich in meine Forschung einbinden«, sagte Aset-Radol steif. Er setzte ein Gesicht auf, von dem er hoffte, dass es sie von seinen lauteren Absichten überzeugte.
»Es freut mich, dass ich nach so langer Zeit wieder mit Ihnen plaudern durfte, Faktor VI.« Mirona Thetin nickte ihm zu. »Ich würde das Gespräch gern weiter vertiefen, aber Sie wissen ja: Die Arbeit geht vor. Ich habe zwei Galaxien zu erobern.«
Die Übertragung endete. Aset-Radol blieb stocksteif sitzen.
Zwei Galaxien? Zwei?!
Er nannte das Gift gänzlich unbescheiden »Radolxin«. Auch wenn es im engeren Sinn gar kein Toxin darstellte, ließ seine Wirkung den betroffenen Planeten doch erscheinen, als würde er durch die Wirkung des Mittels von innen zerfressen. Als würden seine Lebensadern allmählich vergiftet und seine komplizierte Gesamtstruktur nachhaltig geschädigt.
Umso größer war Aset-Radols Erstaunen, als
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