PR Ara Toxin 6 Der Unlichtplanet
sehnten sich nach neuen Ufern. Mit bewundernswertem Elan und ebensolcher Rücksichtslosigkeit gliederten sie ein Sternensystem nach dem anderen in ihr Reich ein.
»Ich veranschlage einen vorläufigen Beobachtungszeitraum von tausend Jahren«, schloss er den Bericht. »Derzeit scheint es mir nicht ratsam, die Aktivitäten der Meister der Insel hierher in die Erste Insel auszudehnen. Wir sollten abwarten und beobachten, bis eine Stagnation in der Entwicklung der Arkoniden eintritt. Es dürfte uns dann ein Leichtes sein, in ein Vakuum vorzustoßen und die bestehenden Strukturen für unsere Zwecke zu nutzen.«
Sie waren wie Aasfresser. Dank der Zellaktivatoren konnten sie geduldig eine jedwede für sie ungünstige Situation überdauern, um dann zuzuschlagen, wenn man nicht mit ihnen rechnete. Wenn das oder die Opfer geschwächt am Boden lagen.
»Du bringst diese Nachricht zu den angegebenen Koordinaten«, sagte Aset-Radol zum Beiboot-Kommandanten, der die lange Rückreise nach Karahol antreten würde. »Was weiter damit geschehen soll, wird dir an Ort und Stelle mitgeteilt. Verstanden?«
»Ja, Herr.« Der Duplo nickte und entfernte sich rückwärts gehend.
Aset-Radol entließ ihn mit einem Wink seiner rechten Hand. Ein Teil des Informationspakets umfasste auch den Vorschlag, die Du-plos in Zukunft weniger servil zu formen und ihnen einen größeren Lebenswillen einzuimpfen. Ebenfalls schlug er vor, mithilfe des Zeittransmitters auf Tamanium direkten Rückgriff auf Altlemurer zu nehmen. Auf ihre Vorfahren, die aufgrund ihrer Aggressivität und kämpferischer Qualitäten ein gewaltiges Reich errichtet hatten.
War das der richtige Weg? Würden die Meister der Insel ihre Macht zementieren, indem sie aus Vergangenem Neues schufen? Immer wieder, in einer endlosen Zeitschleife gefangen?
Aset-Radol spürte Furcht, wenn er an die Reaktion Mirona Thetins auf seine Empfehlung dachte. Faktor I ließ sich ungern etwas vorschreiben. Sie mochte auf die Idee kommen, ihn für seine Unbotmäßigkeiten zu maßregeln.
Wie so oft lieferte Faktor I keine direkte Antwort. Sie gestand ihm ein größeres Kontingent an Duplos und tefrodischen Untergebenen zu, die er auf einem paradiesischen Planeten ansiedelte, den er Ol-mar nannte. Olmar befand sich in einem Sternenarm der Westside Apsuhols, unweit Lemur, jenem blauen Juwel, auf dem alles begonnen hatte.
Während der nächsten Jahrzehnte verwandte Aset-Radol all seine Kraft darauf, die notwendige Infrastruktur auf Olmar zu schaffen. Er baute seine planetare Basis so weit aus, dass er gegen alle Eventualitäten gefeit war. Und dennoch fiel es ihm schwer, seine Gedanken vom Neunplanetensystem abzuwenden. Dort hatte alles begonnen, vor nahezu 40.000 Jahren.
Das Große Imperium der Arkoniden gedieh indes wie vorhergesagt. Und dennoch keimte in den großen militärischen Triumphen der Albinoähnlichen bereits der Niedergang. Das feudalistische System, das die arkonidischen Herrscher pflegten, brachte immer mächtiger werdende Sippen und Familien hervor, die irgendwann die drei Mutterwelten in Formalismen und höfischem Gehabe ersticken würden. Schon jetzt sorgten die einflussreichsten Geschlechter durch Intrigen und Meuchelmord für eine Absicherung ihrer Pfründe. Der Zugang zur Wahl zum arkonidischen Imperator wurde auf den sich entwickelnden Hochadel beschränkt. Die alten Blutlinien dünnten durch inzestuöse Eheschließungen innerhalb der Khasurn aus, der Zustrom unverdorbener und hungriger Kolonialisten versiegte allmählich.
Eine Reihe schwacher Imperatoren führte zum Abfall mehrerer Welten vom Großen Imperium. Kleine Kolonialreiche entstanden. Zufall und genetische Durchmischung sorgten für die Entstehung einer gänzlich neuen Abart von Arkonidisch-Stämmigen. Sie besiedelten eine Welt namens Archetz und nannten sich Mehandor. Krämer waren sie. Unruhig und unstet, immer auf der Suche nach einem raschen Gewinn, um bald darauf weiterzureisen, immer weiter.
Aset-Radol ging in seiner Aufgabe auf, die ungesteuerten und dennoch faszinierenden Vorgänge in der Ersten Insel zu beobachten. Niemand sagte ihm, was und wie er es zu tun hatte. Mirona Thetin war weit weg, obgleich ihre Spitzel sicherlich Notizen über ihn machten. Über Jahrhunderte und Jahrtausende hinweg pendelte er zwischen den beiden Sterneninseln hin und her. Vermehrte sein Wissen. Beobachtete. Beeinflusste. Zog seine Schlüsse. War auf eine gewisse Weise. glücklich.
Dann kam der Tag, an dem sich alles änderte.
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