PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere
ließ nicht einmal Minuten auf sich warten. Mit einem grellen Aufglühen stürzte der Explorer in die Sonnenkorona.
»Lassen Sie den Hangar öffnen, Alaska, wir kommen zurück an Bord«, sagte Atlan. »Wichtig ist jetzt, dass wir Tschubai und Waringer aus der Schaltstation holen. Es darf keine zweite Katastrophe geben.«
»Manche Risiken lassen sich nicht berechnen«, erinnerte ihn Saedelaere.
»Wir hätten die EX in Ruhe lassen sollen«, pflichtete Atlan bei. »Aber die Erkenntnis kommt zu spät.«
Gut zwanzig Minuten zuvor hatte Prof. Dr. Geoffry Abel Waringer sein Beiboot an der Schaltstation des Sonnentransmitters verankert. Der Hyperphysiker und Rhodans Schwiegersohn war als Erster Wissenschaftler des Solaren Imperiums für Neuentwicklungen verantwortlich und hatte die Mission der CAGLIOSTRO maßgeblich initiiert. Dass ausgerechnet er sich in Gefahr begab, war ein Unding, kraft seiner Position hatte er sich jedoch über jeden Widerspruch hinweggesetzt. Er hatte das Ultraschlachtschiff mit dem Beiboot und sechs wissenschaftlichen Begleitern verlassen, bevor Tschubais »Missgeschick« bekannt geworden war. Und nun umzukehren war nicht seine Sache.
Über Funk hatte Waringer die einzige brauchbare Erkenntnis gewonnen, dass die Organismen im Lichtkegel eines Scheinwerfers in eine Art Starre eintraten. Zwar nur, solange das Licht brannte, aber daraus ließen sich immerhin gewisse Schutzmaßnahmen ableiten. Waringer informierte Alaska Saedelaere von seiner Absicht, die Schaltstation zu betreten.
»Nein!«, war Saedelaeres erste Reaktion. »Das Risiko ist entschieden zu hoch für Sie!«
»Sie pflichten mir bei, dass uns nur noch Analysen vor Ort weiterbringen?«
»Trotzdem verweigere ich meine Zustimmung!«
Es dauerte geraume Zeit, bis Waringer den Transmittergeschädigten überzeugt hatte. Ein halbes Dutzend lichtstarke, an seinem Gürtel befestigte Scheinwerfer sollten die Organismen auf Distanz halten. Für Saedelaere war das so ziemlich die seltsamste Bewaffnung, die er je gesehen hatte. Er — und mit ihm wohl die halbe Besatzung der CAGLIOSTRO — verfolgte Waringers Vordringen über eine einigermaßen stabile Bildfrequenz.
Ras Tschubai wartete vor dem Innenschott der Luftschleuse. Im grellen Scheinwerferlicht wurden Dutzende handtellergroßer brauner Flecken auf seinem Raumanzug sichtbar. Sie bewegten sich nicht.
Die Korridore in der Peripherie waren frei von dem seltsamen Bewuchs. Erst im Zentralebereich wucherte die organische Masse. Im Scheinwerferkegel zog sich der Fladen jäh zusammen.
Ein Beschuss mit dem Thermostrahler hatte nur zur Folge, dass die Masse ihre Oberfläche verhärtete. Bei diesem und weiteren Versuchen stellte sich heraus, dass der Organismus sich beliebig teilen konnte. Das machte ihn unberechenbar.
»Wir müssen das Ding vernichten«, sagte Waringer. »Zweifellos spaltet es auch mikroskopisch kleine Einheiten ab. Fragen Sie mich lieber nicht, wie lange diese Sporen lebensfähig bleiben. Vielleicht haften schon Hunderte an unseren Anzügen. Dieses — Biest — verhält sich einerseits wie eine Spore und zeigt zum anderen den Instinkt einer höher entwickelten Spezies.«
Er ließ sich von Tschubai zum Eingang der Zentrale teleportieren. Der Anblick dort war noch phantastischer. Eine zentimeterdicke wogende Schicht bedeckte Boden und Wände und hatte auch die technische Einrichtung überwuchert. Auf den ersten Blick erschien es, als hätten die Erbauer der Anlage bei ihrem Weggang alles hermetisch versiegelt.
Der Versuch, die Masse durch das Öffnen aller Schleusen dem Vakuum auszusetzen, brachte wenig Erfolg. Der Sauerstoffmangel bewirkte nur eine Kristallisierung. Damit wurde die Gefahr einer Verschleppung von Sporen nicht beseitigt.
Mittlerweile war die Quarantänestation eingerichtet. Aber Waringer weigerte sich, einer Teleportation zuzustimmen.
»Wir verlieren zu viel Zeit!«, schimpfte Atlan. »Muss ich Sie erst daran erinnern, dass wir wegen der Weißen Zwergsonne hier sind? Das Solsystem braucht uns — und wir befassen uns mit einem Pilz. Muss ich Befehle erteilen?«
»Das ist eine der Situationen, in denen jeder selbst entscheidet, was richtig ist«, stellte Tschubai fest.
»Kümmern Sie sich um Kobold«, fügte Waringer hinzu. »Aber vergessen Sie nicht, Atlan: Ohne die Schaltstation geht gar nichts!«
Seit er seinen Platz wieder für den Arkoniden geräumt hatte, hing Alaska Saedelaere selbstquälerischen Gedanken nach. Weder Ras Tschubai noch
Weitere Kostenlose Bücher