PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere
sondern erhielt ihn als Geschenk.«
Callibso starrte ins Leere. Auch als Alaska den Anzug vor ihm zu Boden legte, reagierte er nicht.
Alaska fragte sich, was nun geschehen sollte. Schmitts Pläne hatten bis zu diesem Zeitpunkt geführt, aber kaum darüber hinaus. Dennoch fühlte er sich nicht erleichtert. Im Gegenteil. Die eigene Bedeutungslosigkeit war ihm klarer als je zuvor. Er war benutzt worden und wieder zur Seite gestellt.
Immer noch schwieg Callibso. Vielleicht brauchte er eine psychische Erholungsphase.
Alaska musste ebenfalls mit sich ins Reine kommen. Er ging zur Hütte zurück. Wenn es irgendwo Dinge gab, die ihm weiterhelfen konnten, dann dort.
Neben dem offenen Kamin entdeckte er einen Hut ähnlich dem, den die Puppe trug. Als er ihn anhob, klirrte es leise. Alaska leerte den Inhalt auf dem Tisch aus. Ein halbes Dutzend sehr alt aussehende Artefakte kamen zum Vorschein. Obwohl er sicher war, dass Callibso damit sehr viel anfangen konnte, schaffte Alaska es nicht, wenigstens eines dieser Geräte einzustecken. Da war ein transparentes, knapp eine Handspanne messendes Rohr, in dem sich leuchtende Kugeln bewegten. Der achteckige Kristall mit den vielen Auswüchsen hatte vielleicht irgendwann einmal die Funktion eines Datenspeichers erfüllt. Möglicherweise hielt Alaska hier ein unschätzbares Wissen in der Hand, das die terranische Technik und Raumfahrt revolutionieren konnte.
Unschlüssig drehte er die Schleife aus blankem Metall zwischen den Fingern, die ihn an einen Möbiusstreifen erinnerte, als ihn ein Geräusch vom Eingang her ablenkte. Callibso stand in der Tür.
»Leg das hin!«, rief der Zwerg. »Hast du nicht schon genug Unheil angerichtet?«
Callibso schnellte sich schier nach vorne. Hastig raffte er die Instrumente an sich und unterzog sie einer flüchtigen Prüfung. Dann ließ er alles in seinem Hut verschwinden.
»Diese Dinge gehören zu deiner Ausrüstung?«, vermutete Alaska.
Er hätte die Gegenstände behalten sollen, um den Kleinen vielleicht zu Zugeständnissen bewegen zu können. Aber dafür war es jetzt zu spät.
»Warum verschwindest du nicht aus meinem Leben?«, seufzte Callibso. »Verlasse Derogwanien! Der Zeitbrunnen ist aktiv, benutze ihn einfach.«
»Wenn du mir sagst, wohin der Schacht führt!«
Der Zwerg machte eine unschlüssige Geste. »Wer weiß das schon? Zu einer der vielen Welten, auf denen sich ebenfalls ein Zeitbrunnen befindet.«
»Ich gehe nicht ins Ungewisse?«, sagte Saedelaere. »Es gibt nur einen Ort, zu dem ich zurückwill. Hilf mir, ihn zu erreichen, oder du wirst mich so schnell nicht wieder los.«
»Wie heißt dein Ziel?«, fragte Callibso gequält.
»Terra!«, antwortete der Maskenträger.
Die Tage vergingen und reihten sich zu Wochen. Alaska Saedelaere hatte sich in der Hütte des Puppenspielers häuslich eingerichtet, dort gab es für ihn ausreichend zu essen und frisches Quellwasser. Seine Hoffnung, dass er Callibso über kurz oder lang lästig werden würde und der Zwerg ihm half, erfüllte sich nicht. Callibso blieb oft tagelang verschwunden, weilte entweder in der Puppenstadt oder verließ Derogwanien durch den Zeitbrunnen. Alaska selbst scheute sich aus unerfindlichen Gründen davor, in die Stadt zu gehen.
»Wie soll unser Leben weiter verlaufen?«, fragte Saedelaere eines Tages. »Ich habe einen Fehler begangen, aber ich konnte zu jenem Zeitpunkt nicht einmal ahnen, was geschehen würde.«
»Niemand hält dich in Derogwanien fest«, antwortete Callibso. »Es steht dir frei, zu gehen und nie hierher zurückzukehren.«
»Du schickst mich ins Ungewisse«, wehrte Saedelaere ab. »Aber ich will mein Volk wiedersehen.«
»Glaubst du, das will ich nicht? Wir scheinen das gleiche Schicksal zu haben.«
Vor vielen Jahren hatte Alaska schon einmal etwas Ähnliches vernommen. Kytoma hatte ebenfalls ihr Volk gesucht. Es war ein aberwitziger Gedanke: Gehörten Kytoma und Callibso zusammen?
»Außer dir habe ich nur noch die Puppen in der Stadt«, eröffnete Callibso unvermittelt.
Alaska fröstelte. Lieber ging er das Risiko ein, durch den Zeitbrunnen auf eine Welt fernab aller menschlichen Zivilisation verschlagen zu werden, als für unbestimmte Zeit in der Nähe des Unheimlichen bleiben zu müssen. »Du kennst mein Ziel«, sagte er mit Nachdruck.
»Und du bist hartnäckig. Ich wollte dir eine Enttäuschung ersparen, wie ich sie selbst viel zu oft erlebt habe. Aber offenbar willst du es nicht anders.«
»Wovon sprichst du?«,
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