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PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere

PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere

Titel: PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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ich das Schlimmste noch verhindern.«
    »Genau das habe ich befürchtet«, sagte Callibso seufzend. »Ich sah schon vor dir, was geschehen ist. Aber ich konnte nicht nachforschen. Eine Sperre verhindert Beobachtungen vor diesem Zeitpunkt. Du willst ein Zeitparadoxon herbeiführen, aber du kannst es nicht.«
    Das war die Wahrheit. Saedelaere spürte es. Wenn er zurückkehrte, würde er der einzige Mensch auf der Erde sein. Schon der Gedanke daran war unvorstellbar.
     
     
    Alaska schlief schlecht in der folgenden Nacht. Von Albträumen geplagt, wachte er immer wieder schweißgebadet auf. Er sah sich ruhelos über die Erde wandern. Die Wüsten breiteten sich aus, und ihre Dünen begruben die Zeugnisse der Zivilisation unter sich. Sturmfluten nagten an den Küsten, und ein dampfender Dschungel überwucherte sogar Terrania City.
    Jahr um Jahr wanderte er durch die Einsamkeit. Er war der letzte Mensch, ein Zellaktivatorträger, dazu verdammt, bis ans Ende aller Tage von seinen Erinnerungen zu leben. Es sei denn ...
    Mitten in Terrania City, von dichtem Wald umgeben, gab es noch einen kleinen Teich. Eine wacklige, morsche Brücke führte hinüber. Alaska wagte nicht, sie zu betreten. Aber er entsann sich ... Seine Gedanken schweiften in die Kindheit zurück, während seine Rechte den eiförmigen Zellaktivator umklammerte, den er an einer Kette um den Hals hängen hatte. Mach deiner Qual ein Ende!, wisperte eine Stimme unter seiner Schädeldecke. Worauf wartest du? Es gibt keine Wunder.
    Ruckartig zerrte er an der Kette. Sie zerriss. Seine Finger verkrampften sich.
    Einen Augenblick lang schien er zu überlegen, dann hatte er sich entschieden. Wenn er den Zellaktivator in den Teich warf, hatte er noch drei Tage zu leben. Zeit genug, um von dem wenigen Abschied zu nehmen, was ihm geblieben war. Er hatte seine Heimat geliebt, das gestand er sich endlich ein. Aber seit die Menschen gegangen waren, war die Erde nicht mehr seine Heimat. Er selbst hätte das nie für möglich gehalten. Ausgerechnet er brauchte die Menschen.
    Es klatschte dumpf, als der Zellaktivator auf die Wasserfläche aufschlug und inmitten von Algen versank. Kleine Wellen breiteten sich konzentrisch aus. Sie spiegelten das Licht der Sterne, und diese Sterne begannen sich zusammenzuballen und gerieten in wirbelnde Bewegung. Eine Spiralgalaxis entstand, sie wuchs und wurde heller und explodierte schier in einem blendenden Aufflammen, als sie das von Schilf und Schlingpflanzen überwucherte Ufer erreichte. Wasser zerstäubte in einem feinen Nebel.
    Die Nässe störte. Mit einer unwilligen Bewegung fuhr Saedelaere sich durch das feuchte Haar. Ein kalter Wind brach sich unter der Maske und ließ ihn frösteln.
    Er stand vor der Hütte, am Anfang des gewundenen Weges hinunter zur Stadt. Fast fiel es ihm schwer, aus seinem Traum in die Wirklichkeit zurückzufinden. Es regnete leicht, die wolkenverhangene Nacht verbarg die Sterne vor seinen Blicken.
    Dennoch blieb ein unruhiger Schwall von Helligkeit. Flackernd kroch er den Hang herauf. Dazwischen zeichneten sich menschliche Silhouetten ab.
    Der Anblick beunruhigte Saedelaere. Die Puppen kamen, und ihrem Aufmarsch haftete eine unverkennbare Drohung an.
    In aller Eile weckte er Callibso, dessen erste Reaktion Unglauben und Bestürzung widerspiegelte.
    »Offenbar habe ich die Kontrolle über sie verloren«, ächzte der Puppenspieler. »Ich habe versäumt, mich mehr um sie zu kümmern.«
    Der Fackelzug war zum endlosen Wurm angewachsen, ein leuchtendes Band, das sich in vielen Windungen von der Stadt aus den Hang heraufschlängelte. Doch die Puppen kamen nicht bis zur Hütte, vielmehr schienen sie sich auf der Höhe des Zeitbrunnens zu sammeln.
    »Wollen sie Derogwanien verlassen?«, fragte Saedelaere verblüfft.
    »Bestimmt nicht«, wehrte Callibso ab. »Hörst du?«
    Dumpfe Schläge hallten den Hang herauf, dann das durchdringende Knirschen von Stein.
    »Sie zerstören die Statuen«, stellte der Maskenträger fest.
    Callibso nickte. »Danach werden sie ihren Marsch fortsetzen. Was sie sich vorgenommen haben, führen sie auch aus.«
    Alaska ahnte, wo das nächste Ziel der Meute lag. Callibso schien jedoch nicht gewillt zu sein, seine Puppen aufzuhalten. Vorübergehend spielte Saedelaere sogar mit dem Gedanken, sich den Anzug der Vernichtung zurückzuholen und den Kampf aufzunehmen. Doch das war ganz und gar nicht seine Auseinandersetzung.
    Das Hämmern und Dröhnen ebbte bereits wieder ab. Es würde wohl nicht mehr

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