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PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere

PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere

Titel: PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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doch. »Ich weiß nicht, ob ich dir wirklich vertrauen darf«, stellte er unumwunden fest.
    Callibso lachte leise, beinahe amüsiert, und deutete auf seinen verwitterten Hut. »Wenn ich das wollte, hätte ich ganz andere Möglichkeiten, gegen dich vorzugehen.«
    So einfach dieses Argument war, so überzeugend war es auch. Alaska hielt unwillkürlich den Atem an, als er sich weiter nach vorne beugte und den Kopf über den Zeitbrunnen hielt.
    Die Unendlichkeit starrte ihm entgegen.
    Alaska sah nur eine glatte schwarze Fläche, die das Licht absorbierte, und nicht einmal einen Hauch des wolkenbedeckten Himmels.
    Er spürte eine unheimliche Bedrohung. Unter der Schwärze existierte keine Zeit.
    »Ich wusste, dass du es nicht wagen würdest«, erklärte Callibso spöttisch.
    Das gab den Ausschlag. Alaska lockerte die angespannten Muskeln, er streckte sich noch ein Stück weiter nach vorne und tauchte mit dem Kopf in das Nichts ein.
    Schlagartig war alles anders.
    Seine Gedanken wirbelten durcheinander, selbst die eigene Existenz schien plötzlich in Frage gestellt. Da zu sein, ohne den eigenen Körper zu spüren, ohne Augen beobachten und doch alles erkennen zu können, war nicht nur neu für ihn, sondern schlicht unbegreiflich.
    Offenbar schwebte er irgendwo hoch über einer kargen Ebene. Das Land wirkte verlassen, ein schneidender Wind trieb verdorrte Pflanzen vor sich her.
    Nach einer Weile glaubte Alaska, die Region zu erkennen. Er befand sich in den Anden über dem Altiplano. Von seinem rätselhaften Standpunkt aus glitt er schnell über die Ebene hinweg. Je mehr er sich auf Einzelheiten konzentrierte, desto schneller wurde die irreale Bewegung. Er sah kleine Siedlungen, Dörfer und erkannte sogar die im Andengebiet häufig errichteten Messstationen. Gerade Letztere verrieten ihm, dass er sich in der Gegenwart befand. Dies war die Erde im Mahlstrom, auf der die Aphiliker regierten.
    Da war Tiahuanaco. Er schwebte über den Titicacasee hinweg, über Arequipa, Cusco und andere, größere Städte. Zugleich spürte er, dass irgendetwas anders war als erwartet. Nur vermochte er noch nicht zu sagen, was seinen Argwohn geweckt hatte. Die Eindrücke wechselten so schnell, dass er sie kaum verarbeiten konnte.
    Jäh endete die Bewegung.
    Unter ihm erstreckte sich eine große Stadt. In dem Moment erkannte Alaska, was er die ganze Zeit über unbewusst wahrgenommen hatte.
    Es gab keine Menschen.
    Die Straßen und Plätze waren verwaist. Gleiter standen herum, als hätten ihre Besitzer sie vergessen. Ein Hund trottete mit gesenktem Kopf über eine der Hauptverkehrsstraßen. Nichts außer ihm bewegte sich.
    Ein eisiger Schauder griff nach Saedelaere. Die Vision — er hoffte, dass es wirklich nur eine Vision war — erschreckte ihn.
    Die Erde glitt unter ihm hinweg. Mit rasender Geschwindigkeit schwebte er nach Norden. Mexiko, die ehemaligen Vereinigten Staaten von Nordamerika, dann nach Westen, über die japanischen Inseln hinweg, Richtung Terrania City.
    Nirgendwo Anzeichen menschlichen Lebens. Nur Tiere. Die Folgerung, die er daraus zog, war erschreckend: Die Menschen hatten ihre Heimat verlassen!
    Aber warum?
    Die Vision endete abrupt, als Saedelaere den Kopf aus dem Zeitbrunnen hob. Schwer atmend wälzte er sich auf den Rücken. Das Gesehene quälte ihn, er hörte sich leise wimmern. Endlich entdeckte er Callibso zwischen den Statuen. »Das ist Lüge«, keuchte er. »Du hast mich ein Trugbild sehen lassen.«
    Callibso schüttelte traurig den Kopf. Wortlos wandte er sich um und ging den Weg zurück, der zur Hütte führte.
    Alaska war immer noch wie benommen. Trotz Callibsos Warnung hatte er es so gewollt. Als die SOL von der Erde gestartet war, hatten mehr als zwanzig Milliarden Menschen auf ihr ein Zuhause gehabt. Es war undenkbar, dass sie einfach verschwunden sein konnten. Nichts hatte auf eine Evakuierung hingedeutet. Es schien sogar, als wäre Terra von einer Sekunde zur anderen entvölkert worden. Eine entsetzliche Vorstellung. Hatte die Aphilie damit zu tun?
    Unzählige Fragen brannten Alaska auf den Lippen. Er hatte schon viel zu lange gewartet. Schwankend kam er auf die Beine und hastete hinter dem Puppenspieler her. Erst kurz vor der Hütte holte er Callibso ein.
    »Du bist mir eine Erklärung schuldig! Wie konnte das geschehen?«
    »Es wird erst geschehen«, antwortete der Zwerg. »Eine Erklärung habe ich trotzdem nicht dafür.«
    »Du musst mich zur Erde bringen!«, drängte der Maskenträger. »Vielleicht kann

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