PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere
Nutztiere in jäher Panik vor dem tief fliegenden Gleiter davon.
Der Transmittergeschädigte legte einen Zwischenstopp auf Trinidad ein, ehe er auf exaktem Ostkurs den Atlantik überquerte. Hinterher bereute er den Zeitverlust auf der Insel, der ihm keine neuen Erkenntnisse gebracht hatte. Es war seltsam, aber ausgerechnet er, dem alle Zeit der Welt zur Verfügung stand, begann plötzlich, mit jeder Stunde zu rechnen.
Den Flug über den Atlantik überließ er der Automatik, während er den Pilotensitz in Ruheposition brachte und zu schlafen versuchte. Irgendwann über der monotonen Wasserwüste schaffte er es sogar, alle durcheinander wirbelnden Gedankenfetzen zu ignorieren und die Augen zu schließen.
Das Gefühl, nur wenige Minuten geschlafen zu haben, trog. Als eine feuchte Hundeschnauze gegen seine Kehle stieß und ihn aufschreckte, hatte der Gleiter die westafrikanische Küste schon überquert. Zunehmende Turbulenzen ließen die Maschine schaukeln. Allerdings hingen kaum Wolken am Himmel, und Medaillon brannte gnadenlos herab und verdorrte das Land.
Als die Bewegung innerhalb von Augenblicken heftiger wurde, reagierte Saedelaere. Die Stabilisatoren waren ausgefallen, und die Automatik reagierte nicht darauf. Alaska nahm den Gleiter in Handsteuerung.
Kurze Zeit später, er befand sich ungefähr zwischen den Regionen Niger und Tschad, griffen die Unregelmäßigkeiten auf das Triebwerk über. Eine Legion von Warnanzeigen leuchtete auf. Gleichzeitig stieg die Temperaturanzeige. Alaska stieß eine Verwünschung aus. Um den Fehler zu beheben, den er in der Positronik vermutete, war er zur Landung gezwungen. AI Qatrun war die nächste Stadt in Flugrichtung, noch etwa fünfzig Kilometer entfernt. Sie hatte über einen eigenen kleinen Frachtraumhafen und entsprechende Reparaturhallen verfügt.
Zwei Tage vergingen, in denen Saedelaere so ziemlich alles ausbaute, was die Fehlfunktionen ausgelöst haben konnte. Ohne den Gleiter war er aufgeschmissen.
Mehr oder weniger routinemäßig setzte er zwischendurch Funksprüche ab, die jedoch schon über Südamerika unbeantwortet geblieben waren. Nicht einmal eine automatische Station hatte darauf reagiert.
Umso überraschter war Alaska, als er zum ersten Mal eine Antwort erhielt.
»Ich dachte schon, es gäbe keine Menschen mehr auf der Erde«, brachte der Transmittergeschädigte stockend heraus. »Wenn Sie kein Trugbild sind, mein Name ist Alaska Saedelaere.«
Der andere schluckte schwer. »Wo ... stecken Sie, Mann?«
»Nordafrika. Ich habe Probleme mit meinem Gleiter. Eigentlich bin ich auf dem Flug nach Terrania City.«
»Da bin ich ... Ich meine, da halte ich mich auf. Terrania City, viel zu leer für eine Hauptstadt.«
»Sind Sie allein?«
»Ja. Ich meine, nein. Ich bin völlig verwirrt.« Von plötzlichem Argwohn getrieben, fragte der Mann: »Warum tragen Sie diese Maske?«
Alaska konnte zwar wegen eines Fehlers in der Bildübertragung den anderen nicht sehen, doch die Aufnahmeoptik schien einwandfrei zu funktionieren.
»Sie haben meinen Namen noch nie gehört?«
»Ich glaube ... nein. Jedenfalls entsinne ich mich nicht. Alaska, äh ... «
»Saedelaere«, half der Transmittergeschädigte aus. »Meine Geschichte ist einigermaßen kompliziert. Ich trage einen Cappin-Organklumpen im Gesicht, dessen Anblick andere Menschen in den Wahnsinn treibt.«
Ein gequältes Husten beantwortete die Feststellung. »Sind Sie aphilisch?«
»Um Himmels willen, nein. Ich bin es nie gewesen.«
»Nie ... «, wiederholte der andere gedehnt. »Kein Aphiliker ... « Er schien nicht glauben zu können, was er eben gehört hatte.
»Sind Sie allein?«, wiederholte Saedelaere seine Frage, die unbeantwortet geblieben war. »Und wie kann ich Sie anreden?«
»Kanube.« Der Mann wirkte immer noch verwirrt. »Sante Kanube. Wir sind zu dritt, ein Mädchen und noch einer.«
»Sind Sie die einzigen Menschen in Terrania City?«
»Ich glaube, ja. Wieso fragen Sie, Saedelaere?«
»Ich will wissen, wo die anderen abgeblieben sind.«
»Welche anderen?«
»Die Menschen«, sagte Alaska betont. »Alle Menschen.«
»Sie sind verschwunden, als die Erde durch den Schlund gestürzt ist. Das ist alles.«
Alaska sah ein, dass er momentan kaum mehr erfahren würde. »Ich melde mich wieder«, versprach er. »Sobald mein Gleiter wieder repariert ist, kann ich in einigen Stunden bei Ihnen sein.«
»Lassen Sie mich nicht allein!«, stieß Kanube hervor. »Ich glaube ... ich brauche Ihre Hilfe.« Das
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