PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere
klang nicht nur furchtsam, sondern schon fast panisch.
»Was ist los bei Ihnen? Reden Sie schon, Mann!«
Kanubes Stimme bebte, als er sagte: »Ich kann das Haus nicht mehr verlassen. Draußen, auf der Straße, ist ein Raumschiff gelandet. Vor wenigen Stunden ... «
»Worauf warten Sie dann noch? Nehmen Sie Kontakt zur Besatzung auf, wenn uns jemand helfen kann, dann Menschen von außerhalb ...«
»Nein!«, stöhnte Kanube gequält. »Dieses Schiff wurde nicht von Menschen geschaffen. Oder haben Sie je eine fliegende Keule gesehen? Zwanzig Meter lang, am einen Ende vielleicht acht Meter dick und am anderen nur noch zwei Meter.«
»Waren Sie Aphiliker?«, fragte Saedelaere überraschend.
Kanubes Schweigen war ihm Antwort genug. Für ihn war klar, dass der Mann vermutlich nie gelernt hatte, eigenverantwortlich zu handeln; Gefühle und die sich daraus ergebenden Verwicklungen mussten ihm bis vor kurzem unbekannt gewesen sein.
»Unternehmen Sie am besten gar nichts!«, bestimmte Saedelaere deshalb. »Ich glaube, dass auch die Fremden nichts überstürzen werden. Auf jeden Fall müssen Sie sich darüber klar sein, dass von diesem Kontakt unglaublich viel für uns abhängen kann. — Was ist mit Ihren Gefährten? Glauben Sie, dass die beiden in der Nähe des Raumschiffs sind?«
»Ich weiß nicht. Aber ich könnte aufs Dach hochgehen. Von dort aus kann ich die Straße gut überblicken.«
»Einverstanden«, sagte Alaska. »Dann beenden wir jetzt das Gespräch. Umso eher bin ich bei Ihnen.«
Dass Kanube schon wieder nach Luft schnappte, womöglich um zu protestieren, ignorierte der Maskenträger und unterbrach die Verbindung.
Er war also doch nicht ganz allein. Wie ein Besessener hantierte Alaska Saedelaere am Steuersystem des Gleiters, um den Fehler zu beheben. Wiederholt hielt er für einen Moment inne und dachte an Kanube. In Terrania City lebten also noch mindestens drei Menschen, damit wuchs die Hoffnung wieder, dass auch andere Gruppen die Katastrophe überlebt hatten. Früher oder später würden sie zueinander finden. Aber nicht einmal die Überlebenden selbst schienen zu wissen, was wirklich geschehen war.
Möglicherweise war die Anwesenheit fremder Intelligenzen der Schlüssel für alles. Alaska wollte keineswegs ausschließen, dass Unbekannte mit den Ereignissen zu tun hatten.
Viel zu lange brauchte er, bis der Gleiter endlich wieder starten konnte. Danach war es für ihn das Erste, die gespeicherte Frequenz aufzurufen. Diesmal dauerte es nicht so lange, bis die Verbindung stand. Kanube schien förmlich darauf gewartet zu haben.
»Es ist schlimm«, keuchte der Mann. »Mein Begleiter und das Mädchen ... sie haben auf den Extraterrestrier geschossen.«
Alaska stockte der Atem. In dem Moment war ihm, als breche eine Welt zusammen. Wie durch einen dichter werdenden Nebel hindurch hörte er Kanube berichten. Speideck hieß also der andere, der mit dem Mädchen Marboo unvermittelt einem Fremden gegenübergestanden hatte. Und als jenes Wesen ein seltsames Instrument in die Hand genommen hatte, war Speideck schlicht überfordert gewesen und hatte seinen Blaster ausgelöst.
»Ist der Fremde tot?«
»Wir haben keine Ahnung. Er verschwand in seinem Raumschiff. — Wir halten seither Wache auf dem Dach.«
»Unternehmen Sie nichts anderes!«, mahnte Saedelaere. »Ich bin in längstens zwei Stunden bei Ihnen.«
»Und wenn er uns angreift?«
»Dann ziehen Sie sich zurück. Aber, um Himmels willen, schießen Sie nicht wieder!«
»Können wir irgendetwas unternehmen, vielleicht ein Signal übermitteln?«
»Gar nichts, bitte! Die Sachlage ist schon kompliziert genug, machen Sie es nicht noch schlimmer.«
»Natürlich«, sagte Kanube und wechselte geradezu sprunghaft das Thema. »Marboo hat Ihren Namen schon gehört, Saedelaere. Ist die SOL zurückgekehrt?«
»Nein«, sagte der Transmittergeschädigte. »Aber verlangen Sie keine Erklärung, das alles wäre viel zu verworren.« Sein Gesprächspartner gab sich damit zufrieden.
Alaska holte das Äußerste aus dem Gleiter heraus. Nebenher versuchte er, den Monitor des Funkgeräts zu reparieren, brachte aber nicht mehr als ein unstetes Flirren auf den Schirm. Er musste sich damit abfinden, dass Kanube ihm die Lage vor Ort nicht auf optischem Weg übermitteln konnte. Immerhin ließ er sich dann die Einzelheiten beschreiben. Zeitweise redeten alle drei Überlebenden wild durcheinander.
Endlich wuchs Terrania City am Horizont auf. Eine Stadt ohne Leben.
Weitere Kostenlose Bücher