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PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere

PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere

Titel: PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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oder der Gründe hatte, seine wahre Geschichte zu verschweigen.
    Jeder von ihnen hatte auf seine Weise eine ganz persönliche Hölle durchlebt. Jan Speideck, der Profiboxer, der sich strikt geweigert hatte, die PILLE zu schlucken, und der nach einem Knockout am 4. Januar wieder erwacht war, mit Gefühlen, die er vorher nie kennen gelernt hatte. Oder Sante Kanube, der nur 1,70 Meter große Afroterraner, der in einem Anfall von Panik gleich zwanzig der seltsamen Tabletten geschluckt hatte und in einen Rauschzustand versunken war, in dem ihn Ka-zwo-Roboter der Aphiliker in eine Heilanstalt eingeliefert hatten. Das war am 1. September 3581 gewesen. Kanube erinnerte sich an das Datum so genau, weil die Wissenschaftler für den darauffolgenden Tag den Sturz der Erde in den Schlund vorhergesagt hatten — und weil seither für ihn erst wenige Tage vergangen waren. Auch Sante Kanube war am 4. Januar 3582 in einer plötzlich menschenleeren Umgebung erwacht, ohne zu wissen, was in den Monaten seit September geschehen war. Marboo, ihr richtiger Name war Mara Bootes, hatte ebenfalls eine Überdosis der PILLE geschluckt.
    Im Grunde sind wir alle hilflos, dachte Alaska Saedelaere bitter. Er starrte hinaus in das Schneetreiben. Dicke Flocken hatten Terrania City innerhalb weniger als einer Stunde mit einer gut zehn Zentimeter hohen Schneedecke überzogen. Es gab nur eine einzige Spur auf dem breiten Boulevard, die von Douc Langurs Raumschiff HÜPFER zum Haupteingang des Cherryl-Hauses führte, in dem sie alle ihren Unterschlupf hatten, und wieder zurück.
    Sie hatten sich vom Dach in die tiefer liegenden Etagen zurückgezogen, weil die Temperaturen im Freien zeitweise unter den Gefrierpunkt sanken. Da die Energieversorgung zusammengebrochen war, brannte jetzt mitten im Gebäude das Feuer, an dem sich jeder wärmte, so gut es eben ging. Der Rauch quoll träge durch die Räume und verschwand im Schacht des Antigravlifts wie in einem Kamin.
    Prasselnd und knisternd stob ein Funkenmeer auf, als Marboo etliche Bretter ins Feuer warf. Die auflodernden Flammen zeichneten vielfältige Schatten an die Wände. Speideck hustete gequält.
    »Wir müssen Terrania verlassen«, stieß er hervor. »Im Süden gibt es wärmere Gefilde.«
    »Die Klimaveränderungen sind überall«, sagte Saedelaere abwehrend. »Sie haben die Wahl zwischen Springfluten, Sandstürmen oder ... «
    »Hören Sie auf! Man könnte meinen, Terrania sei Ihnen ans Herz gewachsen.« Speideck schüttelte sich und rückte noch näher ans Feuer.
    »Mist!«, platzte Marboo heraus. »Es ist jetzt zehn Uhr morgens und so dunkel wie mitten in der Nacht.«
    »Wir sollten froh sein, dass wir die menschenleere Stadt nicht sehen müssen«, warf Kanube ein. »Oder, Saedelaere, was meinen Sie?«
    Alaska schreckte aus seinen Überlegungen auf. Unbewegt hatte er in die Flammen gestarrt, als hielten sie die Lösung aller Probleme bereit. »Der Schnee hilft uns«, stellte er zögernd fest. »Sobald es aufhört zu schneien, gehen wir wieder raus.«
    »Und dann ... ?«, wollte Speideck wissen. »Was ist anders als gestern oder vorgestern oder ... ? «
    »Alaska meint, wir sollen nach Spuren Ausschau halten, ehe der Schnee wieder taut«, sagte Marboo. »So ist es doch, oder? Und wenn wir selbst Spuren hinterlassen, können uns andere folgen. Je mehr wir sind, desto besser.«
    »Außer uns hat niemand überlebt«, behauptete Kanube.
    »Wie war das in der Bibel?«, fragte Speideck lauernd, und sein Blick fraß sich an Marboo fest, tastete ihre weiblichen Rundungen zentimeterweise ab. »Es braucht nur zwei, einen Mann und eine Frau, um eine neue Menschheit zu gründen.«
    »Sie sollten wirklich rausgehen und sich abkühlen«, zischte die Frau. »Alles andere steht nicht zur Debatte.« Sie wandte sich an Saedelaere.
    »Was ist, Maskenträger, holen wir gemeinsam Ihren Gleiter?«
    »Ich glaube«, antwortete Alaska langsam, »das würde zu Fehlinterpretationen führen.«
    »Dann eben nicht«, sagte Marboo. »Ich muss jedenfalls hier raus. Ich halte es nicht mehr aus, nur rumzusitzen und zu warten. Das ist nicht das Leben, das wir gewohnt sind — das ist überhaupt kein Leben mehr.«
    »Ihr Freund ist mit allen anderen Menschen verschwunden«, fügte Kanube hinzu.
    »Das geht keinen was an!«, fauchte Marboo.
    Augenblicke später war sie im Treppenhaus. Ihre hastigen Schritte hallten noch eine Weile aus der Tiefe herauf, dann war nur mehr dasKnistern der Flammen zu vernehmen.
    Sante Kanube brach als

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