PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere
Erster das Schweigen. »Ich denke, wir kennen unsere Probleme. Alaska Saedelaere, ich vertraue Ihnen. Wie geht es weiter?«
»Marboo hat es vorhin ganz richtig gesagt«, antwortete der Transmittergeschädigte. »Mein Gleiter steht noch auf dem Gelände von Imperium-Alpha. Ich werde ihn holen und für eine bessere Ausrüstung sorgen.«
»Ich begleite Sie«, sagte Speideck.
Saedelaere wehrte ab. »Mein Flugaggregat ist nicht für zwei ausgelegt.«
»Dann gehen wir zu Fuß.«
»Das würde Stunden dauern.«
»Warum wollen Sie mich nicht dabeihaben, Saedelaere?«
»Das bilden Sie sich ein ... «
»Wer sein Gesicht versteckt, hat genug zu verbergen. Warum nehmen Sie nicht endlich die Maske ab?«
»Sie würden den Anblick nicht ertragen.«
»Das kann ich wohl besser beurteilen. Schlimmer als eine zusammengeschlagene Visage kann Ihr Gesicht auch nicht sein.« Speideck griff nach der Flasche, die er neben sich liegen hatte, und trank einen kräftigen Schluck. Mit dem Handrücken wischte er sich über die Lippen.
»Also, Mister«, stieß er hervor. »Runter mit dem Ding, oder ... « Erschwang sich aus der Hocke hoch und war mit zwei schnellen Sätzen neben Saedelaere, griff mit beiden Händen zu, um die Maske aus ihrer Befestigung zu lösen, und reagierte völlig überrascht, als der Transmittergeschädigte ihn abwehrte.
Das war nicht der Faustkampf, den Jan Speideck in seiner Laufbahn als Profiboxer ausgeübt hatte, sondern weitaus subtiler. Die Ausbildung als SolAb-Agent versetzte Alaska Saedelaere in die Lage, mit knappen, gezielten Bewegungen einen Gegner auszuschalten, er kannte die empfindlichen Punkte, die einen Menschen bewusstlos zu Boden schicken oder gar töten konnten.
Ein Ausdruck der Überraschung erschien in Speidecks Augen. Sekundenlang stand der Zwei-Meter-Koloss wie erstarrt, nachdem ihn erst Saedelaeres Ellenbogen und danach zwei gespreizte Finger getroffen hatten. Eine wächserne Blässe überzog sein Gesicht, dann brach ihm der Schweiß aus allen Poren, und mit einem gequälten Laut rang Speideck nach Luft. Er schien etwas sagen zu wollen, brachte aber nicht ein Wort über die Lippen.
Verglichen mit Speidecks Muskelpaketen erweckte Alaska Saedelaere den Eindruck eines Schwindsüchtigen. Es wirkte fast grotesk, wie er sich langsam erhob und den Profiboxer mit sanftem Nachdruck in die Knie zwang.
»Versuchen Sie das nie wieder!«, sagte er ungewöhnlich scharf und ohne das gewohnte Stocken in der Stimme. »Es sei denn, Sie sind wirklich lebensmüde. — Haben Sie mich verstanden, Speideck?«
Das Nicken des Boxers wirkte kläglich. »Ja«, brachte er endlich hervor. »Natürlich. Ich dachte ... «
»Gut«, sagte Saedelaere. »Vergessen wir den Vorfall und fangen endlich an, das Beste aus unserer Situation zu machen. Wir brauchen eine Grundlage, auf der wir aufbauen können. Das heißt, ich besorge uns in Imperium-Alpha eine vernünftige Ausrüstung. Dann kommt es darauf an, herauszufinden, ob wir die Einzigen sind.« Er wandte sich an den Afroterraner. »Sante, Sie sollten regelmäßig nach dem Funkgerät sehen und die Frequenzen durchlaufen lassen. Vielleicht bekommen wir über kurz oder lang Verbindung mit anderen Überlebenden.«
»Sie wollen einfach nicht glauben, dass wir die Einzigen sind?«
»Vielleicht ist es nur Wunschdenken«, antwortete der Maskenträger, »aber sollte wirklich niemand außer Ihnen und Marboo eine Überdosisder PILLEN eingenommen haben?«
Sante Kanube grinste breit. »Eine gewisse Gier ist vielen Menschen zu Eigen. Ob Aphiliker oder nicht, das scheint ein Naturgesetz zu sein.«
»Was ist mit diesem Douc Langur?«, wandte Speideck ein. »So geheimnisvoll, wie er sich gibt, frage ich mich, ob er wirklich ein Freund ist.«
»Er hat ein Raumschiff«, erinnerte Saedelaere. »Wir können uns noch so sehr bemühen, aber ohne Unterstützung durch NATHAN werden wir in vielen Bereichen nicht wirklich vorankommen.«
Der Boxer pfiff schrill und falsch durch die Zähne. »Sieht so aus, Alaska, als könnten wir von Ihnen eine Menge lernen. Wann schicken Sie Langur zum Mond?«
»Sobald ich es für angebracht halte«, wich der Maskenträger aus. »Allerdings könnte ich ihn nicht an einem Start hindern, falls er von sich aus schon heute auf ähnliche Gedanken kommt.«
»Ich hätte nie geglaubt, dass das Leben als Nicht-Aphiliker so kompliziert sein kann«, seufzte Kanube.
»Früher war es jedenfalls leichter«, bestätigte Jan Speideck.
24.
»Nicht so
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