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PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere

PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere

Titel: PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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bitter.
    Alaska verfiel in Laufschritt und begann schließlich zu rennen. Er lief vor sich selbst davon. Bis er atemlos innehielt.
    Zwei Space-Jets glitten in geringer Höhe dahin. Schnaufend schaute Alaska den diskusförmigen Kleinraumschiffen nach, die in wenigen Kilometern Entfernung zur Landung ansetzten.
    Das ursprünglich dicht bewachsene Gelände war bis auf einen schmalen Waldstreifen gerodet worden. Er fragte sich, weshalb die Space-Jets auf der anderen Seite niedergegangen waren. Dort gab es keine Bebauung, und die Hauptverkehrsader zum Handelsraumhafen verlief ohnehin weit entfernt.
    Wollte er die Erde wirklich als blinder Passagier an Bord eines Raumschiffs verlassen? Er wusste, dass das nicht klappen konnte, dass seine Vorstellung nur träumerische Schwärmerei war. Andererseits erleichterte sie ihm manches. Es dauerte noch viel zu lange, bis er über sein Leben selbst bestimmen konnte.
    Ich brauche dich nicht, Vater, dachte Alaska bitter. Nicht mehr. Die Zeit, in der mir deine Nähe wichtig gewesen wäre, ist vorbei.
    Ein metallisches Dröhnen hallte ihm entgegen. Es hielt seine Neugierde wach. Alaska hastete weiter. Trockene Äste zerbrachen unter seinen Füßen, und er erreichte den jenseitigen Waldrand schneller als erwartet.
    Ein hoher Zaun versperrte die Sicht, ein Konglomerat aus Betonmauern, dichtester Bepflanzung und in den Boden gerammten deformierten Stahlplatten. Der Stahl hatte denselben bläulichen Schimmer wie terranische Raumschiffe.
    Es roch nach Ozon, nach Öl und Chemikalien ...
     
     
    Benommen schreckte Alaska aus seinem Wachtraum auf. Vorübergehend hätte er nicht zu sagen vermocht, wo er sich befand, denn die Erinnerung wirkte immer noch nach. Erst nach einigen tiefen Atemzügen entsann er sich, dass Terrania für ihn längst der Vergangenheit angehörte. Zäh und verbissen hatte er sich als Techniker hochgearbeitet, um eines Tages sagen zu können, dass er es aus eigener Kraft geschafft hatte.
    Aber das alles zählte nicht mehr.
    Warum ich?, hämmerte es unter seiner Schädeldecke. Was wäre geschehen, hätte ich zehn Sekunden mit dem Transmitterdurchgang gewartet? — Lächerliche zehn Sekunden.
    »Ich bringe Ihr Essen, Mr. Saedelaere.« Die Roboterstimme erinnerte ihn daran, dass er vom Geräusch des aufgleitenden Schotts aufgeschreckt worden war.
    Nach wie vor presste er die Stirn ans Fenster. Wie viel Zeit mochte vergangen sein? Einige Minuten, kaum mehr. Das Feuer in seinem Gesicht brannte unvermindert heiß.
    »Was willst du noch?«, herrschte er den Roboter an, ohne sich umzuwenden. »Ich habe nicht um Unterhaltung gebeten.«
    »Ihr Befinden, Sir ... «
    »Mir geht es gut.« Viel zu hastig stieß er den Satz hervor. »Ich will nur endlich sehen, was aus meinem Gesicht geworden ist.«
    »Fühlen Sie sich wirklich wohl?«
    »Ich habe ein Recht darauf«, beharrte Alaska. »Und nun verschwinde!«
    Erst Minuten später wandte er sich um. Er schnitt ein Stück vom Braten ab und kaute lustlos darauf herum, während er das Messer abschätzend in der Hand wog und schließlich in die Höhe hielt. Doch in der Klinge spiegelte sich nicht mehr als das orangerote Flackern, das er längst kannte.
    Saedelaere aß langsam. Dabei starrte er das Messer an, als könne es alle Probleme lösen.
    Die Menschen würden ihn fürchten. Das wusste er. Selbst in einer Zeit, in der niemand vor andersartigem Leben erschreckte, in der Echsenwesen fast ebenso selbstverständlich zum Straßenbild gehörten wie löwenmähnige Gurrads oder die zwei Meter großen, feingliedrigen Perlians mit ihren fast transparenten Körpern und dem rot leuchtenden Zeitauge auf der Stirn, selbst in einer solchen Zeit musste er mit seinem durch den Transmitterunfall veränderten Gesicht als missgestaltet und gefährlich gelten. Alaska ahnte, dass bald nur noch Maschinen um ihn sein würden.
    Ist das wirklich so schlimm?
    Nachdenklich zerbröselte er einen Vitamin-Mineralstoff-Keks zwischen den Fingern. »Roboter«, murmelte er gedehnt, »waren schon immer die besseren Menschen.«
    Er hatte diese Erfahrung gemacht. Wenn er es recht bedachte, war sie der Anlass für seinen Entschluss gewesen, Techniker zu werden. Alaska Saedelaere versteifte sich. Er schob das Tablett von sich und schloss die Augen. Sein Kopf sank vornüber auf die Brust, so spürte er das Zucken im Gesicht am wenigsten.
    Er flüchtete sich in die Erinnerung.
     
     
    Zögernd tastete der Junge über die Stahlplatten, die ihm die Sicht versperrten. Sein Herz

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