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PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere

PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere

Titel: PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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pochte bis zum Hals. Das war Terkonitstahl aus dem Raumschiffsbau. Aber die Oberfläche, so glatt sie zu sein schien, fühlte sich rau an. Deutlich registrierte Alaska millimeterfeine Vertiefungen, die willkürlich das Material zerfurchten.
    Kosmischer Staub und Mikrometeoriten hinterließen ihre Spuren, sobald Raumschiffe ohne Schutzschirme flogen. Das war wie eine Patina, die den Hauch der Unendlichkeit fühlbar machte. Alaska lächelte, als er mit den Fingernägeln einige Rillen nachfuhr.
    Zu welchem Raumschiff hatten diese Platten gehört? Die möglichen Namen waren Legion, und jeder Raumer bedeutete ein kleines Puzzleteil in der Geschichte der Menschheit. Vielleicht war der Zaun am Stadtrand von Terrania die letzte Ruhestätte eines Ultraschlachtschiffs von OLD MAN. Fast eintausend Jahre alte Bildaufzeichnungen der gigantischen Trägerkuppel hatten Alaska im Geschichtsunterricht fasziniert. OLD MAN, das Geschenk einer Hand voll im Kampf gegen die Meister der Insel tief in die Vergangenheit geratener Menschen für die Menschheit. An ihre Namen erinnerte er sich nicht mehr, wohl aber an ihre gewaltige technische Leistung. Über einen Zeitraum von zweiundfünfzigtausend Jahren hinweg waren OLD MAN und seine fünfzehntausend Ultraschlachtschiffe der GALAXIS-Klasse erbaut worden — doch eine Fehlschaltung hatte sie zu spät im terranischen Einflussbereich erscheinen lassen.
    Hüfthohes Gras und verfitztes Gestrüpp auf dieser Seite der Platten verrieten Alaska, dass der Zaun seit Jahren stand. Unablässig eine Hand am Stahl, stapfte er weiter.
    Die Betonsegmente zeigten das Alter deutlicher. Teilweise lag die Armierung bloß, und Flechten und kleinere Pflanzen beschleunigten den Verfall. Dennoch fand Alaska keine Stelle zum Hinüberklettern. Erst einige hundert Meter weiter, zwischen dornenbewehrten Hecken, gab es einen Durchgang.
    Dass er sich die Haut aufriss, beachtete er kaum. Der Schrottplatz, auf den er geriet, faszinierte ihn vom ersten Moment an. Kilometerweit erstreckte sich das Gelände in alle Richtungen. Schier endlos ragten Stapel von Stahlplatten am Zaun entlang auf. Der Platz zwischen ihnen reichte gerade aus, Lastengleiter passieren zu lassen. Allerdings schien lange niemand mehr in diesem Abschnitt gearbeitet zu haben. Unkraut wucherte überall.
    Alaska verfiel in einen gleichmäßigen Laufschritt. Er achtete weder auf die Vögel, die krächzend vor ihm aufstiegen, noch auf die Eidechsen, die fluchtartig ihre Plätze in den letzten Sonnenstrahlen verließen.
    Unter einem Stapel hatte der Boden nachgegeben, die Platten waren verrutscht und blockierten den Durchgang. Alaska kletterte an den gut vierzig Zentimeter dicken Segmenten in die Höhe. Zum ersten Mal wurde ihm bewusst, dass die Nacht bald hereinbrach. In der beginnenden Dämmerung war das Areal schon nicht mehr zu überblicken.
    Viele Kilometer entfernt geisterten Scheinwerfer über die Stahlwüste. Dort starteten soeben die beiden Space-Jets. Lautlos stiegen die Diskusschiffe in den Himmel und drehten Richtung Raumhafen ab.
    Die Schatten wuchsen schnell.
    Das Herz schlug Alaska bis zum Hals, als er eine halb abgewrackte Space-Jet entdeckte. In seiner Phantasie gewannen die absonderlichsten Visionen Gestalt, aber wahrscheinlich waren die Kuppel und die Zentrale darunter einfach demontiert worden. Andererseits bedeutete das Unterschiff einen willkommenen Unterschlupf für die Nacht.
    Die Sonne war schon untergegangen, als Alaska das Wrack erreichte. Richtig dunkel wurde es nicht, aber der nahe Wald ragte als schwarze Silhouette auf. Dahinter gloste das Lichtermeer der Stadt, deren bunte Strahlenfinger und Werbeholos weit in den Himmel griffen.
    In der entgegengesetzten Richtung markierte flackernde Helligkeit den Standort des Raumhafens. Sterne zogen mit beachtlicher Geschwindigkeit über das Firmament und setzten zur Landung an.
    Der Eindruck war überwältigend. Ergriffen nahm Alaska das Bild in sich auf, das so ganz anders war als im Hochhausdschungel Terranias. Zum ersten Mal fühlte er sich wirklich wohl. Er wollte an nichts anderes mehr denken als an die ungeheure Weite da draußen, wollte die Stille genießen, die seine Sehnsucht weckte. Trotzdem schwang er sich nach wenigen Minuten in die offen stehende Bodenschleuse des Wracks. Die Space-Jet stand auf halb ausgefahrenen Teleskoplandestützen, als warte sie darauf, bald wieder zu starten.
    Schwaches Streulicht tauchte den Laderaum in ein Halbdunkel, in dem menschliche Schatten hin und

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