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PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere

PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere

Titel: PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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Gesetzwidrigkeiten dein Vater verwickelt ist.« Alaska bildete sich ein, wieder ihre leise Stimme zu hören. Ruckartig löste er sich aus der Erstarrung und wandte sich um.
    Er hatte seine Mutter jahrelang nicht gesehen. Das letzte Hyperkomgespräch lag schon mehr als vier Jahre zurück. Felissia hatte zu der Zeit auf Olymp gelebt, aber dort war sie nicht mehr auffindbar. Allen Meldevorschriften zum Trotz fiel es nicht schwer, in der Milchstraße unterzutauchen.
    Ebenso leicht war es, wie aus dem Nichts heraus zurückzukehren. Als wäre es gestern gewesen, entsann sich Alaska des Tages, an dem sein Vater wieder in der Tür stand, äußerlich um Jahrzehnte gealtert und ohne einen Soli in der Tasche. Er entsann sich des erregten Disputs seiner Eltern nahezu wörtlich und sah noch heute Mutters Tränen.
    Tresham war nur mehr ein Schatten seiner selbst gewesen. Er hatte für seine Verfehlungen teuer bezahlt, aber vielleicht gerade deshalb nie über die Gründe seines Weggehens gesprochen. Das Thema war krampfhaft vermieden worden.
    Alaska, zwölf Jahre alt, hatte das Bemühen seiner Eltern durchschaut, ihm eine heile Welt vorzuspielen, die es in Wahrheit nicht gab. Er hatte darunter gelitten und noch vor seinem dreizehnten Geburtstag endgültig alles in Frage gestellt. Was war das schon für eine Welt, die sich für ihn auf einen einzigen Stadtteil in Terrania reduzierte, angefüllt mit dem Mief der Gleichgültigkeit und satter und verlogener Selbstzufriedenheit?
    In den Nachrichtensendungen glänzte Terrania City als futuristische Metropole — neben Arkon, Olymp und einigen anderen Welten eines der Milchstraßenzentren überhaupt. Für ihn hingegen war die Stadt ein Moloch abstruser Hochhäuser, zwischen die sich die Sonne nur an wenigen Stunden am Tag verirrte. Die Waldregion im Osten bildete die Grenze zu einer anderen Welt, und erst kilometerweit jenseits der grünen Lunge pulsierte das wirkliche Leben, starteten und landeten Raumschiffe in ununterbrochener Folge.
    Die Wohnung im 85. Stockwerk hatte über einen einzigen Vorteil verfügt: Sobald die Sonne im Zenit stand, tauchten die oberen Polrundungen der Kugelraumer aus dem Dunst auf. Der Handelsraumhafen Point Surfat lag mehr als sechzig Kilometer entfernt. Früher hatte Vater dort gearbeitet, inzwischen nicht mehr. Tresham kam und ging, wann es ihm beliebte, und das einzige Mal, als Alaska in den Dateien der Heimpositronik herauszufinden versucht hatte, was sein Vater wirklich tat, war er prompt ertappt worden.
    » ... lass die Finger von meiner Arbeit!«, hatte Vater getobt. »Wennich dich noch einmal dabei ertappe, dass du in meinen Daten schnüffelst ... « Wäre Mutter ihm nicht in den Arm gefallen, hätte Tresham damals schon zugeschlagen.
    »Ich wüsste ebenfalls gerne, was du arbeitest.« Der Vorwurf in Felissias Stimme war unüberhörbar gewesen. »Jahrelange Angst, Tresham, lässt sich nicht einfach vergessen. Trotzdem gab ich nie die Hoffnung auf, es könnte eines Tages wieder besser werden. Wenn du erneut in ungesetzliche Machenschaften ... «
    »Das ist es nicht.«
    »Was dann? Ich war verrückt genug, auf dich zu warten. Inzwischen ist meine Geduld erschöpft. Ich will nicht die besten Jahre meines Lebens vergeuden, weil ich einem Phantom nachtrauere. Du hast dich zu sehr verändert, Tresham.«
    »Über das Geld, das dir jeden Monat überwiesen wurde, beklagst du dich nicht? Du konntest die Wohnung behalten und den Lebensstandard. Von einer gehobenen Ausbildung für Alaska ganz zu schweigen.«
    »Geld. Ist das alles, was für dich zählt? Seit das Olympische Sozialgesetz erlassen wurde, höre ich nichts anderes mehr. Ein Produktionsbetrieb nach dem anderen wird vollrobotisiert, und die Arbeiter erhalten Abfindungen dafür, dass sie ihren Lebensinhalt verkaufen. Rhodan und das Parlament werden die Herausforderung zweifellos meistern — aber ich fühle mich ebenfalls verkauft, Tresham. Von dir verraten und verkauft.«
    »Unsinn!« Heftig hatte er abgewehrt.
    »Dann sag mir, was ich glauben soll.«
    »Ich kann es nicht, Felissia.«
    Dieses Ich kann es nicht hatte in dem zwölfjährigen Alaska nachgehallt wie das Dröhnen einer angeschlagenen Glocke. Es hatte sein Denken überlagert und ihn in die Isolation einer Traumwelt getrieben, während er sich nach außen mit einem Panzer aus Schroffheit geschützt hatte.
     
     
    Die Augen weit aufgerissen, stierte Alaska Saedelaere blicklos nach draußen. In einiger Distanz erhoben sich zwei hell erleuchtete

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