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PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere

PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere

Titel: PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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Voraussetzungen hätten wir es kaum riskiert, ihn schon zu diesem Zeitpunkt sein verändertes Gesicht sehen zu lassen. Immerhin mit der Erkenntnis, dass er selbst immun ist.«
    »Vielleicht bin ich es auch ... « Liv Andaman sagte das wie die selbstverständlichste Sache der Welt. »Ich konnte sehen, dass von seinem Gesicht ein rötlicher Schein ausgeht, eine Art Wetterleuchten.«
    Dr. Bishar riss die Augen auf. »Sind Sie wahnsinnig?«
    » ... wie eine Korona«, fuhr die Frau unbeeindruckt fort. »Der treffendste Vergleich ist der einer Sonnenkorona.«
    »Sie bringen mich in Teufels Küche, Miss. Wieso ignorieren Sie die strikte Anweisung, Saedelaeres Gesicht zu meiden?« Der Arzt lief puterrot an, beruhigte sich aber ebenso schnell wieder. »Sie haben einen Widerschein wahrgenommen«, fuhr er schon weit gefasster fort, »nicht sein Gesicht. Andernfalls säßen wir nicht mehr beieinander. Es tut mir Leid, Miss Andaman, aber Ihr Freund ist eine lebende Zeitbombe. In den Aufnahmen von Peruwall wurde sein Gesicht positronisch gelöscht, nachdem zwei Systemanalytiker während der Durchsicht der Originalaufzeichnungen starben.«
    Was immer Dr. Bishar noch hatte sagen wollen, es ging im Aufheulen des Alarms unter. »Saedelaere«, stieß er nach einem raschen Blick auf ein Display hervor. »Es gibt Probleme.«
    Nahezu gleichzeitig aktivierte sich der Interkom. Ein sichtlich erregter Arzt meldete, dass der Patient Saedelaere von einem Roboter bewusstlos und in einer Blutlache liegend aufgefunden worden war.
    » ... zwei Medoroboter leisten Erstversorgung. Noch wissen wir nicht, was geschehen ist, aber wir können auch nicht hinein, solange das Deflektorfeld abgeschaltet bleiben muss. Die Roboter sprechen von außergewöhnlich starken Eruptionen in Saedelaeres Gesicht.«
    »Was können wir tun?« Die Frau war blass geworden. Sie zitterte.
    »Sehr wenig. Bislang sind die Roboter die Einzigen, denen Saedelaeres Anblick nichts anhaben kann.«
    »Was immer mit ihm geschehen ist ... « Liv Andaman wischte sich mit dem Handrücken über die Augenwinkel. »Ich habe Angst um Alaska,und ich will ihn nicht verlieren, Doktor. Helfen Sie ihm!«
     
     
    Warum hatte er Liv kaum näher als bis auf Armlänge an sich herangelassen? Er hatte verschwiegen, wie gerne er sie ebenfalls in den Arm genommen und ihre Lippen gespürt hätte — falls die Lippen, die er für seine hielt, wirklich noch seine Lippen waren. Manchmal, wenn das Fleisch zu zucken begann, als entwickelte es eine ihm noch unbekannte Art von Eigenleben, fühlte er sich wie eine fremde Kreatur, dann hätte er sich am liebsten wimmernd in eine Ecke verkrochen und das Ende des Anfalls abgewartet.
    Begann so der Wahnsinn?
    Er wusste es nicht und wollte es auch nicht wissen. Das Unvermeidliche würde ihn früh genug in den Abgrund einer Abhängigkeit stürzen, die er von Grund auf verabscheute.
    Wie viel besser wäre es gewesen, der Transmitter von Peruwall hätte ihn nie ausgespuckt. Im Hyperraum zu verwehen war vielleicht die Freiheit, die er sich als Jugendlicher erträumt hatte, den Kosmos zu Füßen, die Unsterblichkeit als energetischen Impuls ... Als Techniker kannte er seit den ersten Ausbildungstagen den Energieerhaltungssatz als unumstößliches Wissen. Im Gegensatz zu vielen anderen Lehrmeinungen, der Relativitätstheorie ebenso wie den obskuren Schwerkraftgesetzen, war der Energieerhaltungssatz auch nach Übernahme der arkonidischen Raumfahrttechnik nie ernsthaft angezweifelt worden. Energie kann weder erzeugt noch verbraucht werden. Sie kann sich stets nur von einer Form in eine andere umwandeln. Energetische Unsterblichkeit — ein verlockender Gedanke.
    Nun stand er im Durchgang zur Nasszelle und zögerte, den letzten Schritt zu tun. Er starrte seine zitternden Hände an und spürte eine seltsame Lähmung. Auch wenn er es sich nicht eingestehen wollte, fürchtete er sich davor, den Deflektor abzuschalten, um endlich sehen zu können, was aus ihm geworden war. Egal was dabei geschah — nichts würde mehr so sein, wie es einmal gewesen war.
    Tief atmete er ein — und stieß die Luft mit einem gequälten Seufzerwieder aus. Es war verrückt. Er brauchte nichts anderes zu tun, als einen kleinen mechanischen Schalter zu bewegen ...
    ... aber er konnte es nicht. Sein Brustkorb hob und senkte sich unter bebenden Atemzügen, dann warf er sich herum. Immer noch glaubte er,Livs Parfüm zu riechen — Sternenwind der Ewigkeit — und den letzten Hauch ihrer langsam

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