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PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere

PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere

Titel: PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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weiterwucherte und irgendwann den Körper ganz bedeckte. Aus einem unerfindlichen Grund wusste Alaska jedoch, dass das nie geschehen würde.
    Warm und weich wogte die Anomalie unter seinen Fingern. »Verrückt«, stieß er tonlos hervor. »Bin ich schon verrückt?« Er konnte den Blick nicht von diesem in allen Farben des Spektrums zuckenden Etwas abwenden. Je länger er sein Spiegelbild anstarrte, desto mehr glaubte er an ein irreales Eigenleben. Die Farben schienen bestrebt zu sein, sich von ihm zu lösen. Seine Augen, die Nase und der Mund hatten zwar noch ihre ursprüngliche Ausprägung, doch lagen sie hinter dieser Schicht des Irrsinns verborgen.
    »Mein Gott ...« Die eigene Stimme riss Saedelaere aus der beginnenden Trance. »Was ist das?« Ein erschreckender Hauch von Gefallen hatte sich in seine Gedanken gemischt — etwas, das er spontan als Faszination bezeichnete.
    Er begann nicht zu toben wie ein Berserker, fiel auch nicht in Lethargie, weil ihm das Spiegelbild die Kraft aus den Knochen sog — er fand seinen Anblick fremd, eigentümlich zwar, aber dennoch auf unirdische Weise schön. Er verstand nicht, weshalb andere Menschen bei diesem Anblick den Verstand verloren oder starben. Ebenso hätte jeder Kunstbeflissene vor den modernen grellbunten Psycho-Malereien in Ohnmacht fallen müssen, denn diese Bilder waren wirklich nicht mehr als dreidimensionale Farbstrukturen; einen Sinn hatte Alaska solchen Kunstwerken nie zumessen können.
    Wie lange hielt er seinem Anblick schon stand?
    »Bilde dir nur nicht ein, nun sei alles vorbei.« Stockend redete er im Selbstgespräch. Die Worte formten sich ohne sein Zutun, stiegen aus dem Unterbewusstsein empor. »Du kannst vielleicht damit leben, andere Menschen bringt es um. — Das darfst du nicht zulassen. Du hast schon zu viel Unheil angerichtet. Und irgendwann tötet es auch dich, Alaska!«
    Den letzten Satz schrie er seinem Spiegelbild entgegen, das ihn mit hektischer rotierenden Farben tückisch angrinste.
    » Du bist der Mörder«, keuchte er. » Du wirst niemanden mehr töten.«
    Seine tastende Rechte fand eine Flasche mit Duftwasser, die Finger verkrampften sich, und dann schleuderte er die Flasche mit aller Kraft in den Spiegel. Klirrend zerbarst sie, und die Scherben und eine herbe Duftwolke spritzten nach allen Seiten auseinander. Nur die Spiegelfläche blieb unbeschädigt. Die wogende Fratze wirkte herausfordernder als zuvor.
    Das war der Moment, in dem er sich herumwarf und wie von Furien gehetzt vor sich selbst floh. Völlig unmöglich, jetzt noch einen klaren Gedanken zu fassen. Er war nur beseelt von dem Wunsch, dem Schrecken in seinem Gesicht zu entkommen.
    Neben den Resten der letzten Mahlzeit lag noch das Obstmesser. Ein irres Lachen quoll über Saedelaeres Lippen, als die Finger sich um den Messergriff schlössen. Er riss die kurze Klinge hoch und stach zu.
    Ein grauenvoller Schmerz durchzuckte seine Wange. Im nächsten Moment fühlte er es warm und klebrig über das Kinn tropfen.
    Wieder stieß er zu, besessen von dem Gedanken, das Fremde aus sich herauszuschneiden. Unter dem pulsierenden Gewebe musste sein eigenes Gesicht verborgen sein. Die Klinge glitt ab, hinterließ eine tobende Schnittwunde vom linken Ohr über den Unterkiefer hinweg bis halb auf den Hals.
    Wie von Sinnen führte Saedelaere den nächsten Stich gegen das Kinn. Er spürte, dass die Klinge den Knochen traf und abermals abrutschte, dann explodierte eine unheimliche Kraft in seinem Gesicht.
    Schwärze umfing ihn. Dass er zuckend zu Boden stürzte, nahm er schon nicht mehr wahr.
     

7.
     
     
    Das Land lag in Agonie, es erstarrte in den Fängen der sengenden Hitze, die den Boden verbrannte und die Krume aufbrach. In der flirrenden Luft verwischten Konturen zur Unkenntlichkeit, gewannen Spiegelungen ferner Orte Bestand. Ein gigantischer, gleißender Ozean bestimmte das Bild, eine aufgewühlte, gischtende Region, in der jedes Leben verdorrte.
    Düsterrot, von flackernden Eruptionen umgeben, stand wie ein allesverschlingendes Ungetüm die Sonne am Horizont. Sie bewegte sich kaum, hielt scheinbar unverrückbar Totenwache und hatte längst die Nacht dem Tag angeglichen. Ihre Glut ließ die fernen, schroffen Gebirgszüge wie Glasschmelze erscheinen.
    Sand, Staub und Hitze beherrschten diese namenlose Welt. Ihr Wasser war längst verdunstet; es gab keine Wolken, deren Schatten dem gequälten Land Linderung versprochen hätten, wenigstens ein letztes hoffnungsvolles Aufflackern vor

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