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PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere

PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere

Titel: PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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auf eine Suizidgefährdung. Mr. Saedelaere ist selbst daran interessiert, die Unglücksursache herauszufinden. — Seine Psychostruktur zeigt zwar eine deutliche Introvertiertheit, aber wohl als Folge des Unfalls.«
    »Alaska war schon immer in sich gekehrt und unnahbar. Wenn Sie es jedoch schaffen, seine Barrieren zu durchdringen, lernen Sie einen anderen Menschen kennen. Alaska liebt das Leben, seine Träume sind eine unstillbare Sehnsucht; er ist keinesfalls dafür geschaffen, auf Dauer in einer begrenzten Zimmerflucht zu leben.«
    »Sie glauben also, Saedelaere wäre bereit, mit dem Deflektorfeld eine Art … ›halbes Leben‹ zu führen?«
    »Nein«, sagte Liv schroff. »Machen Sie ihm nie diesen Vorschlag. Alaska wäre zutiefst gedemütigt. In dem Fall würde er wohl wirklich lieber sterben. — Besteht die Möglichkeit eines operativen Eingriffs?«
    Dr. Bishar begann eine unruhige Wanderung. Dass die Frau mit brennendem Blick seine Bewegungen verfolgte, versuchte er zu ignorieren. Dann fasste er einen Entschluss.
    Unvermittelt blieb er stehen und stützte sich an seinem Arbeitstisch ab. Mit knappen Handgriffen nahm er Schaltungen vor, in deren Folge sich das große Panoramabild der Stirnwand veränderte. Was eben noch wie ein direkter Blick auf den Planeten Saturn und seine sturmgepeitschte Atmosphäre wirkte, verwandelte sich übergangslos in die dreidimensionale Wiedergabe einer Transmitterhalle.
    Liv hielt den Atem an, wie der Arzt aus den Augenwinkeln wahrnahm.
    Die Halle war schmucklos kahl und ohne Fenster. Wie viele ähnliche Bauten stammte sie aus der Zeit nach 3030, als die Gütertransportabläufe und das Umschlagwesen im Solsystem gravierend verändert worden waren.
    Der Transmitterbogen stand auf Empfang und glomm in düsterem Rot. Da es sich um ein Gerät für den Warentransport handelte, standen beidseits der Halle Lastenschweber in Warteposition. Hinter ihnen spannten sich Kabelstränge und Rohrleitungen in schwer überschaubarem Gewirr. Sie hinterließen einen Eindruck von Unfertigkeit und Provisorium, obwohl eher Kostenaspekte eine Rolle spielten und Peruwall seit Jahrzehnten den Warenaustausch mit benachbarten Sonnensystemen störungsfrei bewältigte. Normalerweise wurden keine großen Güterströme über die Transmitter abgewickelt, sondern individuelle Mengen, die den Einsatz großer Frachtraumer nicht lohnten.
    Das Anfangsbild wechselte und zeigte nur noch einen Ausschnitt. Liv versteifte sich, als das Transmitterfeld eine hagere, hoch aufgeschossene Gestalt ausspie. Der Mann taumelte, riss die Arme hoch, als müsse er einen unsichtbaren Gegner abwehren, und hielt nach mehreren unsicheren Schritten inne. Sekundenlang schien er direkt in die Aufnahmeoptik zu blicken, aber sein Gesicht war ein schwarzer unregelmäßiger Fleck, ein Black Hole, das kein Lichtquant entfliehen ließ.
    Liv kniff die Brauen zusammen. Ihr Blick pendelte zwischen Dr. Bishar und der Bildwand.
    Der Mann in der Projektion war Alaska. Die wohl aus Sicherheitsgründen eingespielte Abdeckung erweckte den Eindruck, als hätte jemand sein Gesicht ausgestanzt. Er schrie, riss die Hände hoch und schien sich gar nicht bewusst zu werden, dass er über verkrümmt am Boden liegende Männer stolperte, die eben noch versucht hatten, ihn aufzuhalten.
    Der Blickwinkel wechselte.
    Sicherheitsleute erreichten Alaska. Sie hielten ihn fest und redeten auf ihn ein, während er vergeblich versuchte, sein Gesicht zu verdecken. Sekunden später brach der erste der Uniformierten in die Knie und übergab sich.
    »Schalten Sie's ab!«, stöhnte Liv.
    »Wieder und wieder haben wir die Sequenzen analysiert«, erläuterte der Arzt. »Saedelaere reagierte erst nach mehreren Sekunden auf die Veränderung, das ist deutlich zu erkennen. Obwohl er mit vier Stunden Verspätung materialisierte, scheint er diese Zeitspanne nicht bewusst erlebt zu haben.«
    »Sie haben ihn danach gefragt?«
    »Natürlich.« Bishar nickte zögernd. »Er erinnert sich nicht — oder er will sich nicht erinnern. Deshalb erhoffte ich mir von Ihrem Besuch einen positiven Einfluss.«
    »Ich hatte nicht den Eindruck, dass die Spiegelfolie der große Erfolg war. Warum ignorieren Sie alle technischen Möglichkeiten, Alaskas Erinnerung zu reaktivieren?«
    »Versucht und fehlgeschlagen, Miss Andaman. Ihr Freund spricht weder auf Medikamente an, noch erzielten wir mit einem Psychostrahler zufrieden stellende Wirkung. Zu Ihnen hat der Patient eine besondere Beziehung. Unter anderen

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