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PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere

PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere

Titel: PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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Monate.
    Dass es sich um eine Bildfolie handelte — möglicherweise mit den Szenen seiner Ankunft im Transmitter von Peruwall —, schloss Alaska sofort aus. Der zusammengefaltete Zustand hätte Datenverluste bedeutet, deshalb wurden die Folien erst in geglättetem Zustand bespielt.
    »Ein Spiegel?«, fragte Saedelaere verblüfft.
    »Dr. Bishar meint, du wüsstest genug damit anzufangen.«
    »Verdammt, ja. Aber weshalb gibt er dir die Folie anstatt einem Roboter ... «
    »Danke für den Vergleich«, protestierte Liv. »Wenn das so ist, geh künftig auch mit einer von diesen Blechkisten ins Bett.«
    »Das ist doch nebensächlich.« Flüchtig berührte Alaska mit zwei Fingern die Lippen seiner Gefährtin, er wandte sich um und verschwand in der Nasszelle.
    »Sei vorsichtig!«, rief Liv von draußen. Dem Klang ihrer Stimme nach zu schließen, war sie ihm bis zur Tür gefolgt.
    »Das liegt nicht an mir«, antwortete Saedelaere, während er die Folie andrückte. Bebend streifte er mit der Hand abwärts und konnte zusehen, wie das Material vom Untergrund angezogen wurde und sich zu glätten begann. Nicht einmal zehn Sekunden nahm der Vorgang in Anspruch — eine Zeitspanne, in der Alaska mit offenem Mund und angehaltenem Atem verfolgte, wie die Folie ihre Farbe veränderte und zu spiegeln begann.
    »Dr. Bishar meinte, der Versuch könnte gefährlich sein«, erklang es von draußen. »Er hat mir einen Sender mitgegeben, mit dem ich die halbe Klinik alarmieren kann.«
    »Er soll sich nicht so haben.«
    »Alaska — sei vorsichtig!«
    »Was kann mir denn noch geschehen?«
    »Ich würde gerne die nächsten Jahre mit dir zusammen sein.«
    »Und dann?« Die Abbildungsqualität war nur unwesentlich schlechter als die eines geschliffenen Spiegels. Alaska Saedelaere riss die Augen auf, als er die hochgewachsene dürre Kreatur sah, die einem Albtraum entsprungen zu sein schien, ein Monstrum ohne Kopf. Er zögerte, den Deflektor abzuschalten. Was er nicht für möglich gehalten hätte, war eingetreten: Er hatte Angst, erbärmliche Angst davor, seine wildesten Vermutungen bestätigt zu sehen.
    » ... und dann vielleicht noch länger«, erklärte Liv soeben. »Bislang sind wir doch gut miteinander ausgekommen.«
    Bislang, dachte Saedelaere bitter, schloss die Augen und schaltete den Deflektor ab. Das Herz pochte ihm bis zum Hals, sein Puls raste, und in den Schläfen brauste ein Orkan. Was würde er sehen, wenn er gleich die Lider öffnete? Ein Anblick, der Menschen in den Wahnsinn trieb, musste grauenvoll sein. Im letzten Moment schreckte er davor zurück.
    Mach der Qual ein Ende!, schoss es ihm durch den Sinn.
    Er konnte es nicht, hatte nicht mehr den Mut dazu, und das mochte auch damit zu tun haben, dass Liv nebenan auf ihn wartete. Einen Strahler in die Hand zu nehmen, die Projektormündung an die Schläfe zu setzen und abzudrücken wäre einfacher gewesen. Der Betreffende spürte wohl nicht einmal die Hitze, die ihn innerhalb eines Sekundenbruchteils tötete.
    »Was ist?«, drängte die Frau.
    Alaskas Rechte umklammerte den Deflektorfeldgenerator, der Zeigefinger tastete nach dem Schalter. Nur ein kleiner Ruck, dann war der Status quo wiederhergestellt ...
    ... und er würde sich für den Rest seines Lebens vorwerfen, im entscheidenden Augenblick versagt zu haben.
    »Warum antwortest du nicht?«
    Alaska hörte Livs Schritte näher kommen.
    »Nein!«, schrie er auf ...
    ... und rastete den Schalter ein.
    Erneut im Schutz der partiellen Unsichtbarkeit, fuhr er herum. Livs dunkler Teint war einer wächsernen Blässe gewichen, dicke Schweißtropfen perlten auf ihrer Stirn. Der Blick ihrer grünen Augen schien wesenlos, ging starr durch ihn hindurch und verlor sich in unbekannter Ferne.
    Das änderte sich erst, als Alaska Livs Schultern umfasste. Tränen quollen aus ihren Augenwinkeln und zeichneten unübersehbare Spuren auf die gerötete Haut.
    »Nicht doch, Mädchen!« Seine Hand glitt an ihrer Wange aufwärts und fuhr, die Finger gespreizt, in ihr dichtes Haar. »Ich ... will dich nicht verlieren, Liv. Ich hab nur dich.«
    Ein Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht. Eine Hand auf Saedelaeres Arm, die andere in seinem Nacken, versuchte sie, ihn zu küssen. Der Transmittergeschädigte wich jedoch zurück.
    »Sei froh, dass du noch lebst!«, herrschte er die Frau an. »Fordere dein Glück nicht heraus!«
    »Ich habe es gesehen«, sagte Liv Andaman betont. »Na ja, vielleicht nicht die ganze Veränderung, aber da war ein Flackern im

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