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PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere

PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere

Titel: PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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dem endgültigen Tod. Die Sonne dehnte sich aus, sie wuchs und blähte sich zu einem hungrigen Ungetüm, das eines Tages seine letzten Kinder verschlingen würde.
    Bald!
    Obwohl niemand mehr in ohnmächtiger Wut und Verzweiflung die Fäuste zum Himmel emporreckte und die gnadenlose rote Gottheit verfluchte, hing ein stetes Raunen und Wispern in der Luft. Schwarzer Sand flutete träge mit dem Wind, füllte Senken mit trügerischem Boden und führte die Erosion fort, die Wasser und Frost vor undenkbar langer Zeit begonnen, aber nie vollendet hatten.
    Hie und da schienen sich die Geister dieser Welt zu erheben, als wollten sie noch einmal ihr Schicksal selbst bestimmen, dann wirbelten Sand und Staub in spiralförmigen Bahnen hoch in die Atmosphäre wie ein letztes Aufbäumen. Aber solche Windhosen hatten nie lange Bestand und fielen kraftlos in sich zusammen, kaum dass sie größere Mengen Sand tru
    gen. Zurück blieben tiefe Wunden, weit verstreut, die manchmal die Vergangenheit sichtbar werden ließen, ehe der Sand erneut vieles begrub.
     
     
    Die Hitze hatte ihn völlig unvorbereitet getroffen. Jeder Atemzug schien flüssiges Feuer in seine Lungen zu pumpen. Sein Schädel drohte zu zerspringen, als eine Bö ihm Sand entgegenpeitschte. Abwehrendriss er die Arme vors Gesicht.
    »Das sollten Sie nicht tun, Sir«, warnte eine leise, akzentuierte Stimme. »Das Wundplasma braucht noch kurze Zeit, um die Schorfbildung abzuschließen.« Etwas Kühles umfing seine Handgelenke und zog die Arme zur Seite — er hatte nicht die Kraft, sich dagegen zu wehren.
    Gleich darauf spürte er die Kälte auch an den Schläfen ...
    ... sie vertrieb die letzten Bilder in seinem Innern, ließ sie verwehen wie die Schleier des Morgennebels über dem Goshun-See bei Sonnenaufgang. Wie ein Mosaik zerplatzte das Abbild der fremden, unwirtlichen Welt in Tausende von Bruchstücken, aber nicht eines davon konnte er bewahren. Zurück blieb eine beklemmende Leere, das Gefühl hilfloser Ohnmacht — und ein pochender Schmerz, der nach einem heißen Aufwallen rasch abebbte.
    Er starrte in ein blendendes Licht und nahm nur Schemen wahr, menschliche Silhouetten, die über ihm schwebten, Bedrohung und Hilfe zugleich. Was immer er sagen wollte, einzig ein gequältes Stöhnen drang über seine Lippen.
    »Sie werden gleich einschlafen, Mr. Saedelaere. Die Verletzungen, die Sie sich zugefügt haben, sind zum Glück nicht lebensbedrohlich.«
    Er spürte die Müdigkeit. Sie machte ihm Angst. Er wollte nicht schlafen, denn dann lieferte er sich dem Unheimlichen aus, das in seinem Gesicht nistete. Das durfte nicht sein. Niemals durfte das ... das Ding die Oberhand gewinnen.
    Nein! Lautlos bewegten sich seine Lippen. Er spürte sie kaum, sie gehörten ihm nicht mehr.
    Panik stieg in ihm auf. Das Herz hämmerte gegen die Rippen, als wolle es den Brustkorb sprengen, sein Atmen wurde zum qualvollen Keuchen.
    »Nein«, ächzte er. »Nicht schlafen ... nie wieder!«
    In der Erinnerung sah er sich im Spiegel: ein flackerndes, buntes, brodelndes Etwas. Wie ein hungriges Raubtier sprang es ihn an und grub die Zähne tief in sein Fleisch. Die Krallen im Gesicht hinterließen tobende, zuckende Striemen.
    Seine Kehle war wie zugeschnürt. Er atmete nicht mehr, hörte einfach auf, nach Luft zu ringen, während sein Herzschlag aussetzte, von neuem begann und ein-, zweimal stolperte, dann endgültig innehielt.
    Alaska spürte, dass er starb, doch es berührte ihn kaum. Wie aus weiter Ferne hörte er das Schrillen der Überwachungssensoren.
    Ein kurzer, stechender Schmerz an der Halsschlagader. Unwillig wollte er den Kopf zur Seite drehen, doch er war zu keiner Regung mehr fähig und konnte die Injektion nicht verhindern.
    Gleich darauf ergriff eine nie gekannte Müdigkeit von ihm Besitz, und er spürte eine wohltuende, besänftigende Ruhe. Nur das Ding in seinem Gesicht zuckte wütend. Was immer du bist, dachte Saedelaere grimmig, du stirbst mit mir.
    Dann war nichts mehr.
     
     
    Zeitlos dämmerte er dahin, sich seiner selbst kaum bewusst. Nur hin und wieder schienen sich aus dem Nichts heraus vage Empfindungen zuverdichten, doch sie verwehten rasch, bevor sie intensiver werden konnten.
    Er schwebte ...
    ... in einer prickelnden, belebenden Flüssigkeit. Geräusche verdichteten sich, die an das Gurgeln und Blubbern aufsteigender Luftblasen erinnerten.
    Alaska Saedelaere hatte die Knie an den Leib gezogen und streifte gelegentlich mit einer Hand über sein Gesicht. Immer dann

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