PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere
Spiegel — rötlich orange Blitze. Ich bin weder verrückt geworden, noch hat mich der Schlag getroffen.«
»Du hattest einfach Glück.« Mit Nachdruck schob Alaska Saedelaere die Frau in den angrenzenden Wohnraum.
»Der Arzt meinte, dass meine Nähe auf dich positiv wirken würde«, fuhr sie fort. »Ich bin froh, dass es so ist. — Was hältst du von deinem Gesicht ... ?«
»Ich weiß nicht«, unterbrach Saedelaere den Redefluss, mit dem Liv ohnehin nur die eigene Unsicherheit kaschierte. Bevor sie ihm die Spiegelfolie gegeben hatte, war sie ruhiger gewesen.
» ... kommst du damit zurecht?«
»Nein«, log Saedelaere. »Ich will eine Operation. Sag das bitte Dr. Bishar.«
»Was gäbe ich darum, dein Gesicht wirklich zu sehen«, sagte Liv.
»Es würde dich umbringen, begreif das endlich!«
Liv presste die Lippen zusammen. Verbitterung sprach aus ihrem Blick, wobei ihre Augen suchend hin und her pendelten. Ihr plötzliches Lachen klang wie ein Alarmsignal.
»Bleib auf Distanz!«, warnte Saedelaere.
Das Lachen kippte, wurde fast hysterisch. »Ich schließe die Augen, Alaska. Dann gibt es keine Probleme, wenn wir uns küssen.«
»Geh jetzt!«, forderte er in einem Tonfall, der sie zusammenzucken ließ.
»Was ist los mit dir, Alaska? Wenn ich es nicht genau wüsste, würde ich sagen, du bist ein Fremder.«
»Ich melde mich bei dir, wenn ich hier entlassen werde.«
Die Frau zögerte und schüttelte den Kopf. »Das meinst du nicht ernst«, sagte sie seufzend. »Verstehst du denn nicht, dass ich dir helfen will?«
»Dafür bin ich dir dankbar.« Wie Alaska das sagte, klang es wie eine Bestellung für Bürobedarf. Nicht die Spur einer Emotion schwang in seinen Worten mit.
»Du bist stur wie ein Roboter.« Liv Andaman ließ sich nicht hinauskomplimentieren, sie ging von selbst mit dem Stolz einer gekränkten Frau. Unter dem Schott blieb sie noch einmal stehen. »Ich hoffe für dich, dass du die Einsamkeit ertragen kannst.«
Das Schott schloss sich.
»Leb wohl«, murmelte Saedelaere und schaltete den Deflektor ab. Ein tiefer Atemzug erschütterte seinen ausgemergelten Körper, dann wandte er sich zur Nasszelle um.
»Wir müssen Geduld haben, Miss Andaman.« Dr. Bishar taxierte Liv mit einem wohlwollenden Blick, der ein gewisses Bedauern nicht verhehlen konnte. Die junge Frau gefiel ihm. Mit 1,90 Metern war sie auf den Zentimeter so groß wie er selbst; ihre grünen Augen, die leicht schräg stehenden Wangenknochen und die vollen Lippen entsprachen dem geltenden Schönheitsideal bis ins Detail. Sie war schlank, ohne zerbrechlich zu wirken, und ihre Beine wuchsen schier ins Endlose. Unumwunden musste Bishar eingestehen, dass Saedelaere und diese Frau ein schönes Paar abgaben.
»Nach wie vor können wir die Ursache seiner Veränderung nur mutmaßen«, fuhr er bedächtig fort. »Da die Literatur keinen ähnlichen Fall aufweist, fangen wir mit unseren Untersuchungen sozusagen bei Adam und Eva an.« Er lächelte, doch es war ein bitterer Zug, der seine Mundwinkel umfloss. »Die Anzahl theoretischer Erklärungsversuche hat mittlerweile die vier Dutzend überschritten, angefangen von einem leider nicht mehr nachweisbaren Fehler während der Wiederverstofflichung über hyperenergetische Einflüsse bis hin zu einem Verschmelzen zweier Trägerfrequenzen.«
»Sicher gibt es Therapieansätze«, vermutete Liv. »Ich erinnere mich an einen Uraltfilm über die Anfangszeit der Transmittertechnik, in dem Zellstrukturen eines Menschen und eines Insekts vermischt wurden.«
Dr. Bishar lachte leise. »Das ist technischer Unsinn. Der Film muss wirklich uralt sein, von der Phantasie der Produzenten ganz zu schweigen.«
»Ausgehendes zwanzigstes Jahrhundert.«
Bishar vergaß, den Mund zu schließen. Irritiert schaute er die Frau an. Sein Blick war ein einziges großes Fragezeichen.
»Ich studiere an der Universität von Olymp«, sagte Liv. »Frühgeschichte des Solaren Imperiums, Spezialgebiet: Auswirkung des Technoschocks auf die psychische und physische Konstitution des Homo sapiens. Aktuell arbeite ich an einer Abhandlung zu diesem Thema.«
»Dann ist ein ungeklärter Transmitterunfall für Sie ... «
Die gezielte Anspielung unterbrach Liv mit einer schroffen Handbewegung. »Ich liebe Alaska«, sagte sie schwer. »Das mögen Sie mir glauben oder auch nicht. Und ich gäbe alles dafür, ihm helfen zu können. Vor allem habe ich Angst, dass er sich etwas antun wird.«
»Die Untersuchungen ergaben keine Hinweise
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