PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere
jagte ein Adrenalinschub durch die Adern und steigerte die unbewusste Anspannung.
Die Erinnerung traf ihn mit unbeschreiblicher Härte. Er schrie, schluckte Flüssigkeit, schlug hilflos um sich. Seine Arme zerrissen Dutzende hauchdünner Sensorfäden, aber gleichzeitig tauchte er auf. Sauerstoff aus einer Maske, die ihm jemand auf Mund und Nase presste, strömte durch seine Atemwege, während ein wohlig warmer Luftzug ihn abtrocknete und die verklebten Lider löste.
Schwerfällig drehte er den Kopf, hoffte mehr zu sehen als nur die Leuchtelemente in der hohen Decke.
Seine Frage klang vorwurfsvoll: »Warum wurde ich zurückgeholt?«
»Alle Körperfunktionen sind stabil«, sagte eine Roboterstimme, ohne auf die Frage zu achten. »Sie haben sieben Stunden und vierzehn Minuten in der Nährlösung verbracht. Über die Haut wurden Spurenelemente und Neurotransmitter aufgenommen ... «
»Warum?«, wiederholte Saedelaere ungeduldig.
Sekundenlang war die künstliche Mimik des Medoroboters eine Mischung aus Erstaunen und Verwunderung. »Unsere Aufgabe ist es, menschliches Leben zu erhalten, Sir«, lautete die Antwort. »Entspannen Sie sich bitte, die zweite Phase der Rehabilitation beginnt.«
»Ich denke nicht daran«, protestierte Saedelaere. »Weshalb wurde ich nicht operiert?«
»Sie würden einen derartigen Eingriff nicht überstehen, Sir. Die Zellveränderung hat sich als irreversibel erwiesen.«
»Ich bin also unwiderruflich ein Monstrum geworden, dessen Anblick andere Menschen in den Wahnsinn treibt? — Und was geschieht nun? Ich denke nicht daran, unter einem Deflektorfeld zur Kuriosität zu verkommen. Wahrscheinlich reißt sich nicht einmal der GGG-Weltraumzirkus um mich.«
»Deshalb möchte Solarmarschall Deighton mit Ihnen reden, Sir.«
»Wegen des Zirkus? — Ich empfange keinen Besuch, solange ich diesen Aussatz habe.« Saedelaere schaffte es nicht, sich auf die Seite zu drehen und dem Roboter den Rücken zuzuwenden; energetische Felder fixierten ihn auf der Antigravliege.
»Ich habe Ihre Reaktion erwartet, Mr. Saedelaere«, erklang eine Lautsprecherstimme. »Wahrscheinlich wäre ich sogar enttäuscht, wäre sie anders ausgefallen. Dass Ihnen momentan noch nicht geholfen werden kann, ist allerdings bedauerlich.«
»Keine verbalen Verrenkungen«, ächzte Alaska nach einer kurzen Pause. »Ich kann selbst meine Lage ungeschönt beurteilen.«
»Das erleichtert manches«, fuhr Deighton fort. »Unterhalten wir uns über Ihre Zukunft, Mr. Saedelaere. Sie sind körperlich bei bester Gesundheit. Was mit Ihrem Gesicht geschehen ist, macht Sie nicht krank. Sie können so alt werden wie jeder andere.«
Unruhig schweifte Saedelaeres Blick durch den Raum, streifte den Roboter und fraß sich letztlich wieder an den Leuchtplatten fest. Eigentlich hatte er alles ignorieren wollen, doch die Bemerkung des Solarmarschalls reizte ihn zum Widerspruch. »Alt?«, wiederholte er spöttisch. »Ich wüsste nicht, weshalb ich das noch wollte.«
»Sie reden bestimmt anders, Mr. Saedelaere, sobald Sie mein kleines Präsent gesehen haben. Ich schlage Ihnen einen Handel vor.«
Der Transmittergeschädigte schwieg erneut.
»Stellen Sie sich in den Dienst der Menschheit«, fuhr Deighton unbeeindruckt fort. »Sie haben die Fähigkeit dazu.«
Saedelaere starrte unverwandt an die Decke.
»Ich spüre Ihre Zweifel, Alaska, ihre Einsamkeit und die Verzweiflung. Aber für diese Empfindungen besteht kein dauerhafter Grund. In der SolAb wären Sie nicht der Einzige, der ein schweres Schicksal trägt.«
Tief atmete der Techniker ein. Sein Schnaufen klang gequält. »Hätten Sie sich für einen Alaska Saedelaere vor dem Transmitterunfall interessiert, Solarmarschall?«
»Die Frage stellt sich so nicht.«
»Sie wollen also nur mein Gesicht ... das neue, tödliche.«
»Das wiederum wäre eine zu eingleisige Wahrheit.«
»Vergessen Sie's. — Danke, Mr. Deighton, für Ihren Versuch, mir zu helfen, aber käuflich bin ich nicht. Falls Sie es wirklich ernst meinen, lassen Sie mich auf eine unbesiedelte Welt fliegen und halten Sie mir andere Menschen vom Hals.«
»Glauben Sie wirklich, dass Ihnen das auf Dauer gefallen würde? Sie haben Zeit, Mr. Saedelaere, Ihre Ablehnung zu überdenken. Ich komme gleich zu Ihnen. — Bis dahin sollten Sie allerdings mit der Maske vertraut sein.«
»Das Fesselfeld wird abgeschaltet, Sir«, sagte einer der Roboter. »Setzen Sie sich langsam auf.«
Das Schwindelgefühl, das ihn überfiel, wich ebenso
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