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PR Lemuria 01 - Die Sternenarche

PR Lemuria 01 - Die Sternenarche

Titel: PR Lemuria 01 - Die Sternenarche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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Veränderungen, aber die Hardware war in gewisser Weise vernachlässigbar. Sie war nur das Knochengerüst, auf dem das Netz aufsetzte. Entscheidend war das Fleisch, die Software, und die hatte er nach seinem Gutdünken geformt.
    Er war der Naahk, er entschied über Leben und Tod an Bord der NETHACK ACHTON, aber Allmacht war nicht gleichzusetzen mit Allwissen. Lemal Netwar hatte lange Zeit gebraucht, sich die Grundbegriffe des Programmierens beizubringen, und noch länger, um zu ersten, winzigen Erfolgen zu kommen. Das Fundament hatten natürlich die Erbauer gelegt. Sie hatten das Netz, den dezentralen Verbund aller Rechner der NETHACK ACHTON, mit einer einfachen Spracherkennung und -Steuerung ausgestattet. Diesen Teil der Arbeit hatten sie Netwar abgenommen. Ihm war »nur« noch geblieben, das Netz mit einem Interface auszustatten, das sich in der Interaktion nicht mehr von der mit einem Menschen unterscheiden ließ.
    Seine ersten Gehversuche waren geradezu lachhaft primitiv gewesen. Ursprünglich hatte das Netz lediglich auf eine Reihe von genau definierten Befehlen - exakt 214 verschiedene - reagiert. Natürlich gesprochene Sprache lag außerhalb seines Vermögens. Netwar hatte sich an eine ebenso strenge wie schlichte Syntax halten müssen, um vom Netz verstanden zu werden. In der ersten Phase hatte er dem Netz nur eine schnell ermüdende Pseudo-Intelligenz verleihen können. Im Grunde war es nicht mehr als ein Frage- und Antwortspiel gewesen. Das Netz hatte an jede seine Äußerung mit einer Frage angeknüpft. Ganz gleich, was er gesagt hatte, er hatte immer nur Fragen bekommen, nie Antworten.
    »Du bist traurig«, stellte die Stimme fest.
    Manchmal wünschte sich Netwar, es wäre dabei geblieben. Er hatte sich einen Gesprächspartner gewünscht, mit dem er sich austauschen konnte; jemanden, bei dem er seine Sorgen abladen konnte, und nicht jemanden, der ihn mit ihnen konfrontierte.
    Der Naahk schwieg, versuchte sich auf die Daten auf seinem Kommandodisplay zu konzentrieren.
    »Es sind die Kinder, nicht wahr?«
    Es war genug. Netwar sah auf. Eine widersinnige Geste, hatte er doch mit dem Display direkt in das Gesicht des Netzes geblickt. Und eine schmerzhafte dazu. Er stöhnte leise auf.
    »Nenn sie nicht so. Es sind keine Kinder mehr!«
    »Oh. Sind nicht alle hier an Bord deine Kinder?«
    »Wir sind eine Gemeinschaft. Wir müssen zusammenhalten, um zu überleben. Jeder muss ihr an seinem ihm zugeteilten Platz dienen. Wir.«
    »Erspar mir die Vorträge, großer Naahk«, unterbrach ihn das Netz. »Ich habe die meisten davon geschrieben, schon vergessen?« Netwar hörte ein seufzendes Durchatmen, das von allen Seiten kam. Dann sagte die Stimme betont ruhig: »Darüber wollte ich nicht mit dir reden. Es geht um die Kinder.«
    »Sie sind keine Kinder mehr. Ihr Anführer war 22, ich bin sicher, die Übrigen werden nicht viel jünger oder älter sein.«
    »Ich bitte dich, Lemal. Was sagt schon das physische Alter über einen Menschen aus? Du solltest es besser wissen.«
    Netwar strich sich durch das kurze, schwarze Haar. Am liebsten hätte er sein Quartier verlassen, wäre er davongerannt. Doch wohin? Er konnte nirgendwohin fliehen. Das Schiff war zu klein, um vor sich selbst davonzurennen, vor der Verantwortung, die er sich freiwillig aufgebürdet hatte.
    »Also gut«, sagte er, »dann lasse ich dir eben deinen Willen. Nenn sie, wie du willst.«
    »Na also«, sagte das Netz. »Ich wusste doch, dass wir vernünftig miteinander reden können. Es sind Kinder. Sie waren ungezogen. Sie haben Dinge angestellt, die ihnen verboten waren, an Fragen gerührt, die sie nichts angehen.«
    »Nicht Kinder. Wenn schon, dann ein Kind. Sein Name war Ven-ron. Er war allein. Das hast du selbst bestätigt. Er hat sich allein die Daten beschafft, ist allein in den Hangar eingebrochen. Hat allein. «
    ».dreiundvierzig Tenoy zu einem qualvollen Tod verurteilt. Dreiundvierzig deiner besten Wächter. Ein Verbrechen ohne Beispiel in der Geschichte des Schiffs. Und er hat es allein durchgeführt. Das ist richtig. Aber der Keim dazu kann nicht in ihm allein gewachsen sein. Und um eben diesen Keim geht es. Venron ist tot, vergessen. Vergangenheit. Wir müssen uns um die Zukunft kümmern!«
    »Wir?«
    »Du, selbstverständlich. Mit meiner unbedeutenden Hilfe.«
    »Und wie sieht sie aus?«
    »Ich bin bei dir«, sagte die Stimme mit einem fast mütterlichen Beiklang. »Ich stehe dir bei in der Stunde der Not und der schweren Entscheidungen.« »Die

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