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PR Lemuria 01 - Die Sternenarche

PR Lemuria 01 - Die Sternenarche

Titel: PR Lemuria 01 - Die Sternenarche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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Entscheidung ist bereits gefallen. Der Verräter ist tot.«
    »Er ja, aber nicht die anderen.«
    »Die anderen?« Es war eine rhetorische Frage. Der Naahk wusste ebenso gut wie das Netz, dass Venron Freunde gehabt haben musste, Vertraute, Mitverschwörer. Aber Netwar hatte gehofft, diese Tatsache so lange vor sich selbst zu verleugnen, bis er sie vergessen hatte. »Seine Mitverschwörer. Hast du dir nicht seine Akte angesehen?«
    »Natürlich. Er war ein Sonderling, ein Einzelgänger. Menschen wie ihn gibt es immer wieder, so sehr wir auch versuchen, es zu verhindern. Aber die pränatale Genetik hat ihre Grenzen. Wie die Erziehung.«
    Insbesondere die Erziehung, dachte Netwar. Wann bist du zu dem Inquisitor geworden, der du heute bist, Netz? Du hast mir eine Stütze sein, mir helfen sollen, mich von meinem Amt zu entspannen, nicht, es zu führen.
    »Einzelgänger sind niemals allein. Der Begriff ist lediglich ein Sinnbild, eine Unschärfe der Sprache. Einzelgänger haben Familie, den ein oder anderen Freund, sie gehören einem Metach'ton an.«
    »Soll ich etwa alle verhaften lassen, die jemals mit Venron gesprochen haben?«
    »Nein. Eine Hand voll genügt.«
    »Du hast Beweise?«
    Einige Sekunden vergingen, bevor das Netz antwortete. »Die Kinder sind geschickt. Und meine Präsenz ist nicht mehr so umfassend, wie sie einmal war, auch wenn wir versuchen, den gegenteiligen Eindruck zu erwecken.«
    »Du hast also keine«, sagte der Naahk. Er versuchte, die Erleichterung nicht in seine Stimme fließen zu lassen.
    »Nein, das ist aber auch nicht nötig. Wir wissen, mit wem Venron Umgang hatte. Wir schicken ein paar Tenoy zu ihnen, schüchtern sie ein, stellen bohrende Fragen. Sollte jemand mit Venron unter einer Decke gesteckt haben, wird er sich früher oder später unter dem Druck verraten. Sich selbst und vielleicht noch ein paar weitere. Und diese werden wieder weitere verraten, bis wir die ganze Bande haben. Die Verräter verraten einander. Könnte es ein passenderes Bild geben?«
    »Und wenn wir die Falschen erwischen?«
    »Haben wir wertvolle Erziehungsarbeit geleistet. Sollte irgendje-mand Zweifel daran gehegt haben, wo sein Platz ist, haben wir sie ihm ausgetrieben.«
    Netwar setzte sich, musterte seine großen Hände. Er glaubt an ihre Mission, an das große Ziel. Er hatte geschworen, alles zu tun, um sicherzustellen, dass sie ihre Aufgabe erfüllten. Alles. Aber als er den Schwur geleistet hatte, hätte er sich nie vorstellen können, wie schwer er auf ihm lasten würde. Er hatte sich immer als gütigen Herrscher vorgestellt, als liebevollen Vater, der dafür sorgte, dass seinen Schützlingen nichts geschah. Nie hätte er geglaubt, dass er eines Tages einige seiner Schützlinge umbringen musste, um ihre Gesamtheit zu schützen.
    Er wünschte, etwas würde geschehen und ihm die Entscheidung abnehmen. Dass einige Jugendliche sich reuig stellten und ihm die Möglichkeit gaben, Gnade walten zu lassen. Dass das Netz sein Drängen aufgab - eine unwahrscheinliche Entwicklung, hatte er doch selbst an seiner Basisprogrammierung mitgewirkt. Oder dass -der Gipfel der Unwahrscheinlichkeit! - der Hüter zurückkehrte.
    Ist es schon so weit mit dir gekommen, dass du auf Wunder hoffst?, ermahnte er sich. Zeit, dass du dich erneuerst!
    »Und?«, fragte das Netz.
    Der Naahk straffte sich. »Du hast wie immer Recht. Mach, was du für richtig hältst.«
    »Gut, ich gebe die Befehle. Wir fangen mit seiner Schwester an. Es ist beinahe unmöglich, dass sie nichts von seiner zersetzenden Aktivität wusste.«
    »Gut.«
    Netwar versuchte, den Gedanken daran zu verdrängen, was seine Befehle anrichten würden, und konzentrierte sich auf das Kommandodisplay vor ihm. Er rief die Statusdaten des Schiffs auf, verglich sie mit den Sollwerten, prüfte die Berichte der jeweiligen Verantwortlichen auf ihre Stichhaltigkeit. Nach einiger Zeit ließ seine Anspannung nach. Die vertraute Routine der Herrschaft beruhigte ihn. Fragen der Bewässerung, Personalentscheidungen, die Schlichtung von Streitigkeiten unter Nachbarn - der banale, aber beruhigende Alltag - führten ihm vor Augen, was seine wahre Arbeit war: die Pflege des Gemeinwesens.
    »Lemal?« »Ja?«
    »Was tust du da?«
    »Das siehst du doch. Ich arbeite.«
    »Ja, aber was?«
    »Das siehst du auch.«
    »Ja, du tust die falsche Arbeit.«
    »Und die richtige ist?«, fragte der Naahk, obwohl er die Antwort kannte. Ihm wurde flau.
    »Du musst zu den Metach sprechen. 43 Tenoy sind tot. Ihre

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