Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR Lemuria 01 - Die Sternenarche

PR Lemuria 01 - Die Sternenarche

Titel: PR Lemuria 01 - Die Sternenarche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
Vom Netzwerk:
es gelungen, es zu verdrängen. »Das weiß ich.«
    »Willst du nicht anwesend sein? Das letzte Mal. «
    Das letzte Mal ist lange her!, wollte er rufen. Dieses Verhör, viele andere schwere Entscheidungen. sie waren der Preis für seinen Rang. Er musste ihn entrichten oder seinen Rang ablegen, zusammen mit allem, was damit einherging - und ein Griff an die Kette um seinen Hals belehrte ihn, dass ihm das niemals gelingen würde. Le-mal Netwar hatte zu viel zu verlieren.
    »Ich komme«, sagte er.
    Der Naahk verließ seine Räume. Es war eine Handlung, zu der er sich immer seltener überwinden konnte. Je älter er wurde, desto mehr neigte er dazu, in seinem Quartier zu bleiben. Das Netz verrichtete die meisten Alltagsgeschäfte ohne seine Mitwirkung und wahrscheinlich besser als er, auf jeden Fall aber treuer zu den Prinzipien des Schiffs und unbestechlicher. Bei den wenigen Entscheidungen, die sein Eingreifen erforderten, hatte er die Erfahrung gemacht, dass er sie ebenso gut aus seinem Quartier heraus treffen konnte. Er glaubte sogar, dass ihm dies von dort aus besser gelang. Die Distanz zwischen ihm und den Schicksalen, über die er entschied, ließ ihn sachlicher urteilen.
    Es gab noch einen unmittelbareren Grund, aus dem Netwar nur ungern sein Quartier verließ: Es schmerzte unerträglich.
    Das Quartier des Naahk hing in unmittelbarer Nähe der Längsachse, um die die NETHACK ACHTON rotierte, um auf diesem Weg künstliche Schwerkraft zu erzeugen. Diese stieg mit der Entfernung von der Achse. Auf dem Innendeck, das ihr am nächsten lag, herrschte ein Drittel der Schwerkraft der Heimat. Im Quartier des Naahk, das wie die Beute einer Spinne in einem Gespinst aus Seilverbindungen fast im Zentrum des Schiffs hing, war dieser Wert auf ein Zehntel gesunken. Gerade noch ausreichend, damit die Dinge an ihrem Platz blieben, und eine Wohltat für seine geschundenen Gelenke.
    Der Fahrstuhl, der das Quartier des Naahk mit dem Innendeck verband, setzte sich in Bewegung. Da die Seile nur selten in Benutzung waren, ächzten sie heftig. Ihnen schien die Anstrengung ähnlich zuzusetzen wie Netwars Gelenken.
    Netwar stöhnte auf, als der stechende Schmerz in seine Knie- und Hüftgelenke fuhr. Er versuchte, still dazustehen, um dem Schmerz keine Angriffsfläche zu geben, doch entweder gelang ihm das nicht, oder die Krankheit hatte eine neue Intensität erreicht, die keine
    Rücksicht mehr auf seine kläglichen Versuche der Linderung nahm.
    Als Naahk wurde Netwar selbstverständlich von den besten Ärzten des Schiffs versorgt, doch das nützte ihm nichts, konnten sie ihm doch nicht mehr geben, als er schon wusste, nämlich einen Namen für seine Leiden: Arthrose. Den sich beschleunigenden Verschleiß der Gelenke konnten die Ärzte nicht verhindern, nicht einmal verlangsamen. Netwar blieb nur, seine Krankheit als notwendiges Übel zu akzeptieren, das mit seinem Rang einherging, und darauf zu hoffen, dass er eher früher als später davon befreit wurde.
    Durch den transparenten Kunststoffboden der Kabine sah Netwar, dass man ihn erwartete. Einige Tenoy, kein Offizier, niemand aus den höheren Rängen der Verwaltung, schon gar kein Tenarch.
    Wieso sich auch die Hände schmutzig machen, wenn andere es für einen taten?
    Es gelang ihm, sich bis kurz vor dem Erreichen des Innendecks zu beherrschen. Erst kurz bevor die Kabine den Boden berührte, spritzte er sich das Schmerzmittel, heimlich, die Hand um die Injektionspistole in der Hosentasche verkrampft.
    Augenblicklich verschwand der Schmerz und machte einem Hochgefühl Platz, von dem Netwar aus Erfahrung wusste, dass er es teuer bezahlen würde. Die Injektion befreite ihn für einige Stunden von seinem Schmerzempfinden, doch gleichzeitig machte sie es seinem Körper unmöglich, sich zu schonen. So überwältigend der Schmerz sich auch anfühlen mochte, er kannte Abstufungen, zwang ihn, die schädlichsten Haltungen und Bewegungen zu vermeiden. Ohne den Schmerz, der ihn leitete, versetzte er dem Verschleiß seiner Gelenke unwillkürlich einen neuen Schub, drehte er die Schmerzschraube langfristig eine weitere Umdrehung höher.
    Die Tenoy deuteten stumm eine Verneigung an, die Augen fest auf die Kette um seinen Hals gerichtet. Für sie war es vielleicht der bedeutendste Augenblick ihres Lebens: Sie begegneten dem Naahk persönlich! Vielleicht war ihre Ergriffenheit so groß, dass sie die Schreie verdrängen konnten, die sie bald zu hören bekommen würden. Netwar wusste bereits, dass es ihm

Weitere Kostenlose Bücher