PR Lemuria 01 - Die Sternenarche
reagiert.«
»Was willst du damit sagen? Was soll an Perry so anders sein als an mir? Nur weil er unsterb. «
»Sharita, er trägt keine Uniform.«
Die Kommandantin sah an ihrer schwarzen Uniform hinab, dann wanderte ihr Blick zu Rhodan, der helle Freizeitkleidung trug. »Na gut, ich trage eine Uniform. Als Kommandantin ist das nicht ungewöhnlich, oder? Und was den Rest angeht: Das ist bloße Spekulation, die wir niemals belegen können!«
»Da bin ich anderer Meinung«, sagte Rhodan.
»Aha. Und wie? Der hier verrät dir nichts mehr.«
»Da wäre ich mir nicht so sicher. Pearl, bist du so gut und rufst den Bordarzt?«
Hyman Mahal, der Mediker der PALENQUE, war ein untersetzter Mann mit einer Halbglatze. Wortlos ging er neben der Leiche in die Knie. Für die großflächige Wunde, die vom Strahl des Kombiladers versiegelt worden war, hatte er nur mehr einen Seitenblick.
Mahal war kein Freund vieler Worte, aber Pearl hatte es einmal, vor einigen Monaten, geschafft, ihn in einer sentimentalen Stunde zum Sprechen zu bringen. Der Mediker war als junger Arzt auf einer Minenwelt stationiert gewesen. Kein Job, um den man sich gerissen hätte, weshalb man auch nur einen Anfänger mit leidlichem Abschluss wie ihn dafür gefunden hatte. Mahal hatte es nichts ausgemacht. Er hatte an das große Abenteuer geglaubt, und daran, dass man nur das Beste aus den Dingen machen musste. Nach einem halben Jahr hatte er kurz vor dem Sprung zum Alkoholiker gestanden, aufgerieben von seinen monotonen Pflichten, den vielen Überstunden und der Einsamkeit. Kameradschaft gab es nur für diejenigen, die in die Minen einfuhren, die Übrigen lebten in Sicherheit, aber isoliert.
Als er glaubte, dass es nicht mehr weiter bergab gehen konnte, war das Erdbeben gekommen, ausgelöst durch den Absturz eines voll beladenen Frachters. Eine Stahlkugel von anderthalb Kilometern Durchmesser war auf den Planeten gestürzt, und die Schockwelle verschonte keine einzige der Minen. Sie stürzten ein. Die nächsten sechs Tage hatte Mahal damit verbracht, furchtbar verstümmelte Verletzte zu behandeln, die nächsten sechs Monate bis zum Ende seines Kontrakts damit, furchtbar verstümmelte Leichen zu bergen.
»Aber immerhin hat es ein Gutes gehabt«, hatte Mahal in Pearls erschüttertes Schweigen gesagt.
»Was?«, hatte die Erste Offizierin gefragt.
»Ich habe es hinter mir. Ich habe so viel Tod gesehen, dass es für zehn Leben reicht. Was soll mich noch erschüttern?«
Pearl war noch nicht so weit, noch lange nicht. Der Anblick der kopflosen Leiche verursachte ihr Übelkeit. Am liebsten wäre sie auf den Gang gerannt und hätte sich übergeben - und sich das Zurückkommen geschenkt.
»Hyman, ich habe zwei Fragen, die du mir hoffentlich beantworten kannst«, wandte sich Rhodan an den Arzt. »Die erste lautet: Ist das ein Mensch?«
Mahal machte sich an die Arbeit, ohne durch eine Geste oder ein Wort zu erkennen zu geben, dass er Rhodans Frage gehört hatte. Der Mediker hatte seinen Arztkoffer bei sich, ein mobiles, von einem Antigrav getragenes Minilabor. Auf seine Anweisung ging das nierenförmige Gerät auf der Brust des Toten nieder. Pearl hörte ein Summen und Zischen, als das Labor seine Nanofühler ausstreckte und winzige Gewebeproben entnahm. Mahal untersuchte den Toten derweil mit bloßen Augen. Er betastete den Körper, hob Arme und Beine an, klopfte auf Knie und Ellenbogen. Besonders viel Zeit verbrachte er mit der Untersuchung der Hände und Finger.
Er zog einen spitzen Schaber aus einer Tasche und schob ihn unter den Fingernagel eines Daumens. Als er ihn wieder hervorzog, klebte an seiner Spitze ein winziger schwarzer Klumpen. Mahal schob ihn in eine Öffnung des Minilabors.
»Dachte ich mir«, murmelte er mehr zu sich selbst als zu den Wartenden. »Erde. Angereichert mit Mikroorganismen.«
»Was? Das kann doch nicht. «
Das Minilabor schnitt der Kommandantin mit einem Summen das Wort ab. Mahal las die Ergebnisse der Untersuchungen auf einem nur für ihn einsehbaren Display ab.
»Und?«
»Der Tote ist eindeutig ein Mensch, ein Lemurerabkömmling.«
»Irgendwelche Auffälligkeiten?«
»Nun, er ist auffallend gesund. Er scheint an körperliche Arbeit gewöhnt gewesen zu sein. Zugegeben, er dürfte noch keine 25 gewesen sein, aber in seinen Adern findet sich nicht einmal ein Hauch der Ablagerungen, die typisch für eine unausgewogene Ernährung sind, und die haben fast alle Menschen.«
»Das ist alles?«
»Beinahe. Da ist noch etwas: Er
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