PR Lemuria 01 - Die Sternenarche
anschließend ließ Jere von Baloy sie in der Zentrale bleiben, an ihrer eigenen Konsole, ganz, als gehöre sie dazu!
Solina Tormas fragte sich, welche weiteren Wunder ihr noch bevorstanden.
Sie musste nicht lange warten.
Keine Viertelstunde, nachdem die PALENQUE ihre merkwürdigen Jäger ausgeschleust hatte, meldete der Espejel: »Maphan, die Terraner funken uns an. Ihre Kommandantin will mit dir sprechen!«
Jere von Baloy gestattete sich den leisesten Anflug eines wissenden Lächelns in Richtung Echkal cer Lethirs und sagte: »Stell sie durch, Netkim. Wir wollen hier nicht länger Zeit verschwenden als nötig.«
Solina verstand den Hintersinn seiner Bemerkung: Die LAS-TOOR hatte ihre Geschwindigkeit der des lemurischen Schiffs angeglichen. Knapp unterhalb der Lichtgeschwindigkeit entsprach jede Minute an Bord des Schiffs hundert Minuten im Blauen System. Bedauerlich, aber vorerst nicht zu ändern, wollten sie nicht von vornherein ihren Anspruch auf den Fund aufgeben. Und das wäre niemandem an Bord in den Sinn gekommen, schon gar nicht Solina.
Der riesige Zylinder mit seinen langen Antennenfühlern, der im Holo über ihr schwebte, erfüllte sie mit einer machtvollen Sehnsucht. Dort wartete die Frühgeschichte ihres Volkes auf sie - und dazu möglicherweise die lebendige .
Der Kopf der terranischen Kommandantin verdrängte das Abbild des Lemurerschiffs. Sie hatte ein kantiges, militärisch wirkendes Gesicht; eine Wirkung, die auch nicht von ihren sanften Mandelaugen und dem glänzenden, glatt fallenden Haar gemildert wurde. Das Holo zeigte ihren Körper nur bis knapp unterhalb der Schultern, aber das genügte, um zu sehen, dass sie eine schwarze, straff sitzende Uniform trug, die Solina unangenehm an die der Sicherheitskräfte auf Drorah erinnerte.
»Sharita Coho, Kommandantin des terranischen Prospektors PALENQUE«, stellte sie sich vor. Sie sprach Interkosmo.
»Jere von Baloy, Maphan des akonischen Explorers LAS-TOOR«, kam die Entgegnung, ebenfalls in Interkosmo.
Einen Moment lang herrschte Stille, als die beiden einander einzuschätzen versuchten.
Der Terranerin war nichts anzusehen, aber Solina fragte sich, was ihr beim Anblick von Jere von Baloy in seinem schmutzigen Overall durch den Kopf schießen musste. Das sollte ein Raumschiffskommandant sein? Andererseits. Solina hatte noch nie einer terranische Kommandantin ins Gesicht geblickt, aber irgendwie hatte die Akonin sie sich anders vorgestellt, lockerer, hemdsärmeliger. Aber auch das hatte Solina als Historikerin gelernt: Sah man erst einmal genauer hin, lagen die Dinge immer anders, als man sie sich vorgestellt hatte.
»Du siehst aus wie ein Mann, der ein offenes Wort schätzt«, sagte die Terranerin. »Ich will deshalb keine Zeit verschwenden: Ihr verschwendet eure Zeit. Wir waren zuerst hier - also verschwindet!«
»Nicht so hastig«, entgegnete Jere von Baloy und schenkte der Terranerin sein strahlendstes Lächeln. »Gibt es nicht ein altes terranisches Sprichwort: „Gut Ding will Weile haben"? Wir sind gern bereit, die Logdateien unseres Bordsyntrons mit den euren zu vergleichen. Wie du ja sicherlich weißt, ist allein die Ortung für die Besitzzuordnung entscheidend, wie die galaktische Rechtsprechung in den letzten Jahrhunderten immer wieder bestätigt. «
»Bleib mir vom Leib mit den Anwälten! Eher werde ich.« Sie brach ab.
»Eher wirst du was.?«
»Das ist jetzt egal! Das Schiff gehört uns, und ihr seht zu, dass ihr wegkommt. Seid doch realistisch« - die Stimme der Terranerin mutierte zu einem klebrig süßen Gezwitscher - »das Ding ist doch nur eine Low-Tech-Blechbüchse. Fliegender Schrott. Es ist nicht wert, sich darüber zu streiten.«
»Eine lemurische Blechbüchse.«, sagte Jere von Baloy nur.
»Was? Woher wisst ihr.?«
»Wir sind ein Forschungsraumer. Es ist unsere Aufgabe, Fragen zu
stellen und Antworten zu finden.«
»Dann sucht sie woanders. Ihr habt die gesamte gottverdammte Milchstraße dafür! Oder wollt ihr mich dazu zwingen, die Assistenz der LFT-Flotte anzufordern?«
Jere von Baloy machte seine Sache gut. Richtig gut. Solina wusste, dass viele an Bord mit seinem Kommando nicht zufrieden waren. »Ein Maphan, der sich wie ein einfacher Neehlak kleidet! Es ist eine Schande!«, flüsterten sie, allerdings nur hinter seinem Rücken. Jere von Baloy war ein Mann, der oft unterschätzt wurde. In Momenten wie diesem zeigte er allerdings seine große Stärke: Jere blieb unter Druck gelassen. Sei es ein Notfall an
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