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PR Lemuria 01 - Die Sternenarche

PR Lemuria 01 - Die Sternenarche

Titel: PR Lemuria 01 - Die Sternenarche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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Denetree sich daran, das Bündel Zentimeter um Zentimeter zu drehen.
    Tekkers Gackern holte sie wieder ein. »Recht so, Mädchen! Mit Musik geht die Arbeit ganz anders von der Hand. Hast doch was vom alten Tekker gelernt, was?«
    Und dann noch Tekker. Er war mit Abstand der Älteste des Metach'ton. Wie alt er war, wusste keiner. Er sah aber so faltig und klapprig aus, dass man jeden Augenblick befürchten musste, er würde umkippen, und nur ein Sack klappernder Knochen würde übrig bleiben.
    Tekker bekam Denetrees neuen Namen so gut wie nie über die Lippen. Für ihn war sie nur das Mädchen. Fertig. Ihre Proteste hatten ihn kalt gelassen. »Werd erst mal so alt wie ich, dann werden wir sehen«, hatte er ihr nur beschieden und war mit der Flinkheit einer Schlange in einem Schacht verschwunden.
    Denetree bekam das Holster mit dem Gitternetz zu fassen und zog es heraus. Ihre Arme schmerzten; am liebsten hätte sie sich hier und jetzt gehen lassen und geschlafen, aber das war unmöglich. Tekker würde ihr keine Ruhe lassen. Sie rollte das Gitternetz aus, riss ein Stück davon ab, um das Loch zu bedecken -»Viel zu groß!«, hätte Tekker gemeckert, »du verschwendest Material!« Aber Tekker konnte sie mal, sie war eine Anfängerin! - und drückte es gegen den Schacht. Als das Material des Schachts und des Gitternetzes miteinander reagierten und verschmolzen, stieg ihr ein stechender Geruch in die Nase. Glück gehabt. Oft waren die Netze zu alt oder nicht fachkundig hergestellt und funktionierten nicht, was bedeutet hätte, dass Denetree das Netz hätte von Hand ankleben müssen.
    Tekker hatte sie um ein Haar in den Wahnsinn getrieben. »Mädchen, tu dies! Mädchen, tu das! Mädchen, bist du zu gar nichts zu gebrauchen?« Nie hatte er sie in Ruhe gelassen, nie war er mit irgendetwas zufrieden gewesen, was sie tat. Hier stimmte die Klebenaht nicht, dort sah eine Reparatur unschön aus. Und wenn die Optik stimmte, passte ihm etwas anderes nicht, saß der neu angebrachte Sensor zu locker, oder sie hatte das falsche Bauteil verwandt. Nach einer Woche war sie an dem Punkt gewesen, sich freiwillig dem Schiff zu stellen. Nichts, gar nichts, konnte schlimmer sein als diese Hölle, dieses endlose Herumgerutsche in den Eingeweiden des Schiffs, dieses ewige Kommandieren und Geschrei.
    Und dann war der Tag gekommen, an dem sie um ein Haar gestorben wäre.
    Der stechende Geruch verzog sich schnell, fortgetragen von dem beständigen Luftzug, der durch die schmale Lücke drückte, die Denetrees
    Körper ließ. Denetree steckte das restliche Gittergewebe weg und holte die Sprühlösung hervor. Die Druckanzeige stand im unteren Bereich. Denetree schluckte mit Mühe einen Fluch herunter - nein, danke, nicht noch einmal Tekkers Gegacker! - und machte sich daran, über den mechanischen Pumpmechanismus Druck aufzubauen.
    An diesem Tag waren sie im Mitteldeck unterwegs gewesen. Mitten in den zwanzig Metern Stahl, die es durchmaß. Ein Notfall, hatte Tekker gebellt, als gäbe es für die Kalpen etwas anderes als Notfälle. Aber wahrscheinlich war es tatsächlich einer gewesen. Die Kalpen hatten ihre betonte Lässigkeit bei der Arbeit abgelegt. Statt nach dem Gutdünken des Einzelnen arbeiteten sie auf Tekkers Anweisungen, ohne das übliche Geschwätz.
    Die allgemeine Aufregung hatte Denetree angesteckt. Sie hatte die Abwechslung von dem Trott genossen, der ihr schon nach einer Woche alltäglich erschien, und die Tatsache, dass Tekker kaum Zeit hatte, sie »anzumädeln«. Als Neuling war sie in einer Situation wie dieser kaum zu gebrauchen, und sie hatte, als Tekker ihr einen Auftrag gab, den Verdacht, er wolle nur sicherstellen, dass sie nicht im Weg stand. Zugegeben, das hatte ihren Stolz ein wenig verletzt,doch sie hatte beschlossen, das Beste daraus zu machen, sich in dem Schacht verkrochen, den Tekker ihr zugewiesen hatte, und versucht, etwas Schlaf nachzuholen.
    Endlich wies die Anzeige der Sprühlösung einen ausreichenden Druck auf. Denetree gönnte sich - und vor allem ihrem rechten Arm, der nach dem Pumpen schmerzhaft pochte - etwas Ruhe, dann hielt sie den Sprühtrichter über das Leck. Das Spray fing sich in dem Gitternetz und verdichtete sich rasch zu einer kompakten Schicht, die das Leck abdichtete. Bis zur nächsten Reparatur, wie die Kalpen einander immer Augen zwinkernd bestätigten, um dann prustend loszulachen und sich noch ein Glas des schwarz gebrannten Alkohols zu genehmigen, den ihnen die dankbaren Metach zusteckten -oft

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