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PR Lemuria 01 - Die Sternenarche

PR Lemuria 01 - Die Sternenarche

Titel: PR Lemuria 01 - Die Sternenarche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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abzurutschen, hatte der Kalpen sie nicht beschimpft, wie sie es erwartet hatte. Tekker hatte sie nur wortlos in die Arme genommen, bis das Beben, das von ihrem Körper Besitz ergriffen hatte, abgeflaut war, und sie wieder kriechen konnte.
    Tekker hatte den Vorfall niemals erwähnt. Weder ihr gegenüber noch gegenüber einem der anderen Kalpen.
    »Das ist ja endlich unser Feldschwein!«, begrüßte Tekker sie, als De-netree in den Hauptschacht robbte. »Gehen wir endlich? Ich habe Hunger!«
    Die übrigen Kalpen lachten pflichtschuldig.
    Denetree verstaute ihr Werkzeug im Rucksack, und der Metach'ton trat den Weg zu seinem Nachtquartier an. Sie hatte den Verdacht, dass sie den Weg an der Oberfläche des Mitteldecks zurücklegen könnten, aber die Kalpen zogen es vor, in einem der geräumigen Hauptschächte zu bleiben.
    »Hier unten wird man wenigstens nicht von diesen verfluchten Radfahrern umgenietet!«, sagte einer der Männer mit einem Seitenblick auf Denetree, die ihr Fahrrad von einem Einsatzort zum anderen mitschleppte und es zur Verblüffung der Kalpen geschafft hatte, dass kein anderer Metach damit weggefahren war. Die anderen, Tekker voran, lachten lauthals. Denetree machte es nichts aus. Sie hatte gelernt, dass die Kalpen ihre Gefühle anders ausdrückten als andere Metach. Sie gingen auf ihre Weise auf sie ein. Und sie hatten die Neue buchstäblich in ihre Reihen aufgenommen: Denetree fand sich ganz automatisch in der Mitte der Kolonne wieder, als Teil der Gemeinschaft.
    Sie lagerten unter »freiem Himmel«. Die Kalpen machten es sich zur Regel, die Unterkünfte, die man ihnen zuwies, zu ignorieren. Vielleicht, weil sie ihre Tage in den engen Schächten verbrachten, vielleicht als Zeichen ihrer Unabhängigkeit, Denetree war noch am Rätseln. Sicher war sie sich darin, dass ihr zumindest dieser Teil ihres neuen Daseins gefiel. Das Campieren gab ihr ein Gefühl der Freiheit, wie es ihr bislang unbekannt gewesen war.
    An diesem Abend kamen einige Metach von dem Metach'ton, dessen Luftversorgung sie wieder auf den Standardwert zurückgebracht hatten, und brachten Geschenke. Essen und einige Flaschen Selbstgebrannten. Tekker nahm sie entgegen und vertrieb die Metach, die versuchten, höflich ein Gespräch zu beginnen, rasch mit seinen rüden Bemerkungen und seinem Gegacker. Denetree bekam, bevor sie gingen, nur noch mit, dass die Tenoy wieder einen »Verräter« gefasst hätten.
    Dann waren sie allein. Tekker entzündete höchstpersönlich ein kleines Feuer in ihrer Mitte. »Wir machen die Luft, wir dürfen sie auch wieder verbrauchen!«, gackerte er dabei, und die Übrigen stimmten ein. Bald brieten die Proteinpflanzen, die man ihnen geschenkt hatte, zusammen mit der Standardration, die das Schiff den Kalpen hatte bringen lassen, über der Glut. Die Flaschen kreisten.
    Das erste Mal, als eine bei ihr ankam, gab Denetree sie weiter, ohne zu trinken, starrte nur in die Flammen.
    Jemand hielt ihr einen Teller mit einer großen Proteinpflanze unter die Nase. Es war Tekker. Sie nahm den Teller, und Tekker vertrieb mit einem missbilligenden Blick den jungen Kalpen, der sich neben sie gesetzt hatte, und ließ sich neben ihr nieder.
    »Alles in Ordnung, Mädchen?«
    »Ja, natürlich. Wieso fragst du?«
    »Du wirkst manchmal, als wärest du in Gedanken ganz woanders.«
    »Vielleicht bin ich das«, gab Denetree zu.
    »Das ist nicht gut. Du bist jetzt hier, bei uns.«
    Die Flasche kam bei Tekker an. Er nahm einen tiefen Schluck und hielt sie ihr hin.
    »Danke, für mich nicht.«
    »Es wird dir gut tun.« Tekker hielt ihr die Flasche hin, als hätte er nicht gehört, was sie gesagt hatte.
    Denetree nahm die Flasche und wog sie in der Hand. Tekker meinte es gut mit ihr. Sie setzte an und trank einen Schluck. Der Alkohol brannte in ihrer Kehle und ihrem Magen.
    »Und, besser?«
    Sie setzte die Flasche wieder an und zwang mehrere Schlucke herunter. Das Brennen verwandelte sich in eine wohlige Wärme.
    »Ja, ich denke schon.«
    Eine Träne lief ihr die Wange hinab.
    »Du weinst?«
    »Ja.«
    »Wieso? Du bist doch bei uns. Bei Tekker.«
    »Ich weiß.«
    Weitere Tränen kamen. Die Flammen vor ihr verschwammen. Die Funken, die von dem Holz abplatzten, leuchteten wie Sterne.
    »Ich weiß«, sagte Denetree.
    Was für ein Tag.
    Erst rief sie der Maphan in die Heilige Halle der Zentrale, dann stießen sie auf ein riesiges lemurisches Schiff - das größte Artefakt aus der Zeit der Ersten Menschheit seit Jahrhunderten! -, und

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