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PR Lemuria 01 - Die Sternenarche

PR Lemuria 01 - Die Sternenarche

Titel: PR Lemuria 01 - Die Sternenarche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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sich für einen feinsinnigen Menschen. Auch wenn sie es liebte, ihrem Ärger ab und zu mit Flüchen in Französisch Luft zu machen, das keiner an Bord verstand, legte sie Wert auf einen Mindeststandard in puncto Umgang und Gepflegtheit. Norwell war in beiden Kategorien ein Versager. Seine dunklen Augen waren stets von einem fahlen Schatten unterlegt, als hätte er zu wenig geschlafen. Seine Augenbrauen waren buschig, schrien förmlich nach einer Schere, die ihren Wildwuchs zurechtstutzten, und dazu kam die Narbe über dem rechten Auge, die »verrutscht« wirkte. Dieser Teil seines Gesichts samt Braue musste irgendwann abgerissen und anschließend notdürftig wieder angeflickt worden sein. Wahrscheinlich ging die Verletzung auf dieselbe Ursache zurück wie seine Nase mit dem unmöglichen Höcker. Wann und aus welchem Grund es zu der Verletzung gekommen war, konnte niemand sagen. Auch hier hatte Kossa passen müssen.
    Was, zum Teufel, hat er in unserem Team zu suchen? Soll er die Bewohner dieser lemurischen Blechbüchse - falls es sie überhaupt gibt - durch seinen bloßen Anblick auf Abstand halten?
    Dass Norwell physisch in bestenfalls durchwachsener Verfassung war, fiel dagegen kaum ins Gewicht. Sie stießen nicht zu dem Lemurerschiff vor, um körperliche Höchstleistungen zu vollbringen. Und außerdem trugen Pearl, Rhodan und der Prospektor mit Antigravantrieben ausgestattete Schutzanzüge.
    »Kriecher IX, alles klar bei euch?« drang Alemaheyu Kossas Stimme aus einem Akustikfeld.
    »Alles bestens«, antwortete Pearl tapfer. Sie schnappte nach Luft und achtete dabei darauf, durch den Mund zu atmen, um nicht noch mehr Gerüche aushalten zu müssen. »Wie lange noch. Mama?«
    Pearl konnte Alemaheyus zufriedenes Grinsen förmlich durch das Akustikfeld hören. Er liebte es, »Mama« genannt zu werden, auch wenn er es empört abstritt, wenn man ihn darauf ansprach.
    »Ich sehe, ihr habt euch auf dem Kriecher schon gut eingelebt«, sagte der Funker.
    »Ja, bestens«, hüstelte Pearl. »Mama, wie lange noch?«
    Der Kriecher hing am Stream des Mutterschiffs, wurde von ihm gesteuert. Pearl und die Übrigen waren lediglich Passagiere. Kein schönes Gefühl, aber die vernünftigste Lösung. Sollten sich die Akonen oder das mutmaßliche Lemurerschiff zu einem überraschenden Feuerstoß entschließen, würde ohnehin jede menschliche Reaktion zu spät kommen. Der Syntron der PALENQUE hatte da bessere Karten. Außerdem hatte der Bordrechner einen Überblick über das Gesamtgeschehen, konnte also die Aktionen des Prospektorenschiffs und aller Kriecher koordinieren.
    »Elf Minuten 43 Sekunden«, antwortete Alemaheyu.
    »Gut«, sagte Pearl und verkniff sich das Puh!. »Wie steht es bei den Akonen?«
    »Halten sich an den Deal. Ihre Jäger sind auf Distanz gegangen, und sie haben zwei Objekte ausgeschleust, die wir für Shifts halten. Eines davon dockt gleich an der PALENQUE an, das Zweite hält Kurs auf den Rendezvouspunkt.«
    »Und wir?«
    »Halten uns natürlich auch daran.« Alemaheyu lachte. »Hast du etwas anderes erwartet?«
    »Natürlich nicht«, antwortete Pearl, die wusste, dass die Kommandantin sich jederzeit in den gesamten Funkverkehr der PALENQUE einklinken konnte. Sharita war alles zuzutrauen, auch der Versuch, die Akonen auf Kosten des Einsatzteams zu übertölpeln.
    »Die Geisel ist. « Die Impulstriebwerke setzten ein, um den Kriecher abzubremsen, und übertönten den Funker. Die Konstrukteure des Fahrzeugs hatten auf eine Akustikabschirmung verzichtet. Pearl wünschte sich in diesem Moment, einen von ihnen zwischen die Finger zu bekommen und ihn für einen dreiwöchigen Probeflug bei Vollschub in eines seiner Fahrzeuge zu sperren. Sie hätte zu gern gehört, was er zu sagen hatte - wenn er hinterher noch einen zusammenhängenden Satz hinbekommen sollte.
    Sie deaktivierte das Akustikfeld, hoffte, dass das Beben des Kriechers sie nicht aus dem Gleichgewicht brachte, und schloss die Augen.
    Sie versuchte, sich vorzustellen, was sie an Bord des Lemurerschiffs erwartete. Ein Paradies vielleicht? Wenn ihre Vermutungen zutrafen und das Schiff seit Jahrzehntausenden - und damit seit Jahrhunderten Bordzeit - unterwegs war, musste es eine eigene kleine Welt darstellen. Ein Utopia, in dem es kein Verbrechen und keine Gewalt gab, keine Sorgen, nur einfache Menschen, die zufrieden ihrer Arbeit nachgingen und die Sterne, die sie umgaben, Sterne sein ließen.
    Ein Holo entstand über den Köpfen der Kriecher-Besatzung. Es zeigte

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