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PR Lemuria 01 - Die Sternenarche

PR Lemuria 01 - Die Sternenarche

Titel: PR Lemuria 01 - Die Sternenarche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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der Sitzung Platz gemacht, das nun jede Bedeutung verloren hatte. Launt hatte es wie in Trance fertig gestellt, in Gedanken bei der furchtbaren Wahl, die vor ihm lag. Er konnte zum Mörder an den »Verrätern« werden - oder sein eigenes Leben opfern. Retten würde er damit niemanden, ein anderer würde seine Aufgabe übernehmen.
    Seit diesem T ag waren neue Bilder auf seinem Display erschienen. Es waren die der »Verräter«. Einer nach dem anderen wurden sie gefasst. Mika hatte unter der Folter gleich mehrere Dutzend Namen genannt. Einige davon waren gänzlich erfunden. Es gab keine Metach, die diese Namen trugen. Andere erwiesen sich als offenkundig unschuldig. Mika musste sie im Versuch, die Übrigen zu schützen, genannt haben. Doch einige stellten sich rasch als Teil der Gruppe heraus, die Venron um sich geschart hatte. Sie wurden verhört und dem Pekoy vorgeführt. Das genügte, ihren Widerstand zu brechen. Sie hatten gesehen, was mit Mika geschehen war. Im Laufe von weniger als einer Woche war die gesamte Gruppe -14 Metach - festgesetzt worden. Mit Ausnahme von Denetree, die wie
    vom Schiffsboden verschwunden schien.
    Launt hatte die Vorgänge wie ein Zuschauer verfolgt, ohnmächtig und allwissend zugleich. Die Tenoy verrichteten ihre Pflichten aus aufrichtiger Sorge um das Schiff, sie benötigten keinen Ansporn. Launt blieb lediglich, dafür zu sorgen, dass aus Übereifer Inhaftierte freikamen - ganz wie der Naahk es prophezeit hatte.
    Die Maschinerie nahm ihren Lauf.
    Freme war als Erster in ihre Fänge geraten. Die Tenoy hatten ihn in seinem Metach'ton aufgegriffen. Er hatte im Kreis seiner Kameraden gesessen, als sie den Rauch einer Vakrin-Pflanze geteilt hatten, und keinen Widerstand geleistet. Hatte er sich mit seinem Schicksal abgefunden? Oder hatte er erkannt, dass es nur eine Überlebenschance für die Mitglieder der Gruppe gab: stillzuhalten und zu hoffen, dass das Gewitter über sie hinweg zog? Wahrscheinlich. Freme hatte der Anblick des Pekoy nicht eingeschüchtert. Er hätte Bekanntschaft mit seinen Instrumenten gemacht, hätte Launt nicht seine Macht als Tenarch in die Waagschale geworfen und ihm genug Zeit erkauft, bis die Tenoy weitere »Verräter« gefasst hatten, die sich als willensschwächer erwiesen.
    Freme war ein hagerer Mann. Für sein Alter besaß er ein ungewöhnliches Gesicht, zerfurcht wie das eines Metach jenseits der Lebensmitte. Hätte er nicht den Fehler begangen, sich Venron anzuschließen, Freme hätte den Tenoy beitreten und dem Schiff große Dienste erweisen können. Es gab viel zu wenige Metach, denen jene Mischung aus Begeisterungsfähigkeit, Augenmaß und Nervenstärke zu Eigen war, die einen gute Tenoy ausmachten.
    Freme war der Anfang. Danach verhafteten die Tenoy mit beängstigender Geschwindigkeit weitere Metach. Die meisten ließen sie nach einer Nacht in einer licht- und wärmelosen Zelle, in der man kaum sitzen, geschweige denn stehen konnte, wieder laufen. Eine wertvolle Lektion, bestätigten die Tenoy und übrigen Tenarchen einander, eine himmelschreiende Ungerechtigkeit in Launts Augen und dazu noch eine bodenlose Dummheit: Wer konnte glauben, dass auf diese Weise Loyalität zum Schiff geschaffen wurde?
    Launt rief die Bilder der »Verräter« auf und schuf eine Galerie aller vierzehn auf dem Display. Es waren Bilder aus glücklicheren Tagen, aufgenommen vor ihren Festnahmen. Die Männer und Frauen lach-ten, in ihren Augen glitzerte Erwartung, nicht müde Hoffnungslosigkeit wie in denen des Naahk.
    Launt starrte die Gesichter lange an, als erwartete er eine Antwort von ihnen.
    Da erklang eine Stimme. Sie kam von allen Seiten, war exakt moduliert und mochte einer Frau oder auch einem Mann gehören.
    »Launt«, sagte das Netz. »Worauf wartest du noch?«
    Der Tenarch zuckte zusammen. Er löschte die Bildergalerie vom Display, als könne er auf diese Weise seine Taten und Gedanken vor dem Netz verbergen.
    »Was meinst du damit? Ich warte nicht, ich arbeite.«
    »Nicht gerade effektiv. Wieso schiebst du vor dir her, was getan werden muss?«
    »Wir haben Venrons Schwester noch nicht, Denetree«, antwortete er rasch.
    »Was macht das für einen Unterschied?«
    »Die Klügeren unter den Metach werden sich fragen, was aus ihr geworden ist. Sie könnten vielleicht auf den Gedanken kommen, dass das Schiff Gnade vor Recht ergehen lässt. Das wäre bestimmt nicht in deinem Sinn, oder?«
    Das Netz ließ sich mit seiner Antwort Zeit. Einen Augenblick lang glaubte Launt, dass

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