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PR Lemuria 01 - Die Sternenarche

PR Lemuria 01 - Die Sternenarche

Titel: PR Lemuria 01 - Die Sternenarche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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aus Gründen, die er nicht einen Augenblick lang infrage stellte. Lemur hatte seinen Bewohnern all das gestellt, was sie auf dem Schiff mit stetig kleiner werdendem Erfolg künstlich aufrechterhielten: eine stabile Ökosphäre mit Lebensbedingungen, die für Metach zuträglich waren.
    In Launt war eine Überzeugung herangereift. Damit die Gemeinschaft des Schiffs überlebte, mussten sie das Schiff hinter sich lassen und einen lemurähnlichen Planeten finden. Launt glaubte, dass dieser Plan nicht die Absichten ihrer Vorväter untergrub. Im Gegenteil: Die Vorväter hatten das Überleben über alle anderen Belange gestellt, hatten alles Vertraute im sicheren Wissen hinter sich gelassen, es nie wiederzusehen.
    Es war an der Zeit, ihnen nachzueifern.
    Das Schiff verfügte über die passenden Mittel. Launt hatte nachgeforscht. Neben der Fähre, die bei Venrons Fluchtversuch vernichtet worden war, existierten noch 47 weitere Boote derselben Bauart, unbenutzt seit dem Tag des Aufbruchs.
    Wozu, fragte sich Launt, hätten die Vorväter die Fähren an Bord genommen, wenn sie nicht den Plan gehabt hätten, dass die ihren eines Tages das Schiff verließen?
    Es war ein revolutionärer, unerhörter Gedanke - und ein unaussprechlicher.
    Launts zaghafte Versuche, ihn im Gespräch anklingen zu lassen, waren auf Unverständnis gestoßen. Im Wortsinn - der Horizont der meisten Metach reichte einfach nicht aus, sich ein Leben jenseits des Schiffs vorzustellen - oder, bei den intelligenteren der Metach, was seine Motive anging. Schon der bloße Gedanke, das Schiff zu verlassen, erschien ihnen wie Verrat. Es grenzte an ein Wunder, dass keiner der Metach Launt dem Schiff gemeldet hatte.
    Launt hatte sich in den Luxus seines Hauses zurückgezogen, in die einlullende Monotonie der Alltagsgeschäfte des Schiffs, und darauf gewartet, dass die verbotenen Gedanken erstarben, die in seinem Kopf herum spukten. Doch er war es, der starb. Schleichend, Tag für Tag, den er weiter so tat, als hätten seine Mühen einen Sinn, als gäbe es ein Ziel, dass sie erreichen konnten, und nicht nur die Vernichtung, die das Schiff früher oder später erwartete.
    Als er an dem Abend vor dem Kontrollposten der Tenoy gesehen hatte, wie Denetree die Besinnung verlor, hatte er gehandelt, als hätte er sein ganzes Leben auf diesen einen Augenblick gewartet. Es war ihm nicht um Denetree selbst gegangen - er wäre jedem der »Verräter« zu Hilfe geeilt -, sondern um das, wofür sie stand. Er hatte einfach nicht tatenlos zusehen können, wie die einzigen Metach beseitigt wurden, die eine Zukunftsperspektive für ihre Gemeinschaft hatten, selbst wenn diese Perspektive naiv und haltlos war.
    Launt hatte Denetree gerettet, vorerst zumindest. Was die Übrigen anging, hatte er versagt.
    Und es würde noch schlimmer kommen.
    Der Naahk hatte sich bei ihm am Tag nach Mikas Verhör, das er vergeblich zu verhindern versucht hatte, bei ihm gemeldet. Es war nicht ungewöhnlich, dass der Naahk das Gespräch mit Launt suchte. Meistens ging es um nichtige Details, die Lemal Netwar aus der Masse der Berichte herausgepickt hatte, die ihm täglich zugingen. Netwar walzte sie ungebührlich aus und sah Launt dabei aus dem Display heraus mit einem fast flehentlichen Blick an, der Launt lange verblüfft hatte.
    Was liegt dem Mann auf dem Herzen?, hatte er sich oft gefragt. Was will er von mir? Und manchmal, wenn die Arbeit sich vor ihm sich so hoch auftürmte, dass ihn jede Störung wütend machte: Wie bist du
    Naahk geworden, Lemal, wenn du Wichtig nicht von Unwichtig unterscheiden kannst?
    Launt hatte sich unverbindlich gegeben. Der Naahk war nicht wie gewöhnliche Metach. Ihm nahe zu kommen, wie man es mit anderen tat, lag selbst jenseits von Launts beträchtlicher Vorstellungskraft. Später, als die Anrufe zu einer ständigen Störung geworden waren, war Launt dazu übergegangen, betont kurz angebunden zu sein.
    Es hatte nichts genutzt. Lemal ließ ihm keine Ruhe, und das rätselhafte Flehen in seinen Augen wurde zusehends dringlicher.
    Eines Tages schließlich hatte Launt verstanden. Lemal rief nicht an, um nebensächliche Verwaltungsfragen mit ihm zu besprechen. Sie interessierten ihn ebenso wenig wie seinen Tenarchen. Für ihn waren sie lediglich ein Vorwand, um aus seinem Quartier herauszukommen, das im Zentrum des Schiffs und doch abseits von seinem Leben hing. Von diesem Moment an hatte Launt alle anderen Aufgaben zurückgestellt und sich geduldig Zeit für den Naahk genommen, wenn

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