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PR Lemuria 01 - Die Sternenarche

PR Lemuria 01 - Die Sternenarche

Titel: PR Lemuria 01 - Die Sternenarche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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in Denetree verliebt. Er hatte sich selbst in den ersten Tagen nach ihrem Aufbruch eingehend geprüft, in sich hineingehorcht, ohne irgendein Anzeichen dafür zu finden. Er fühlte sich nicht einmal körperlich zu ihr hingezogen. Als Tenarch hatte er ohnehin nahezu freie Auswahl unter den Metach. Es war kein Recht, das in den Statuten des Schiffs vorgesehen war, aber wenige Frauen würden sich einem Tenarchen verweigern, sei es aus Ehrfurcht für das, wofür er stand, oder aus Furcht vor seinem Einfluss. Um sicherzugehen, hatte Launt eine Frau, die sich ihm angeboten hatte, für eine Nacht mitgenommen. Es war diejenige gewesen, in der er zwar ebenfalls nicht geschlafen, aber wenigstens nicht Denetree und die übrigen Verräter vor Augen gehabt hatte.
    Während des Tages hatte Launt weniger Glück. Er hatte seine Arbeit von jeher als Ausgleich angesehen, eine Angelegenheit, die einen von trüben Gedanken ablenkte oder verhinderte, dass man überhaupt erst auf welche kam. Er hatte sich, kaum dass er den obligatorischen Dienst auf den Feldern hinter sich gelassen hatte, mit Inbrunst in die Arbeit gestürzt. Sein Aufstieg hatte nicht lange auf sich warten lassen. Der junge, vor Eifer für die Mission des Schiffs platzende, intelligente Mann erregte Aufmerksamkeit und erklomm mit unheimlich anmutender Geschwindigkeit die Metach'rath, die
    Leiter des Lebens, bis er schließlich ihre Spitze erreichte und zum Tenarchen ernannt wurde.
    Nie in der Geschichte des Schiffs war ein Metach so jung zum Tenarchen berufen worden.
    Launt hatte erreicht, wovon andere nur träumten - doch damit hatten seine Probleme erst angefangen.
    Als Tenarch hatte er Zugang zu Informationen, der nur wenig umfassender als der des Naahk persönlich war. Die Tenarchen waren die Personen, bei denen die Fäden zusammenliefen, und das im steigenden Maße, seit der Naahk sich immer mehr zurückzog. Man munkelte von einer Krankheit, die ihn befallen hatte und ihm die Kräfte und den Entscheidungswillen raubte. Den Älteren unter den 25 Tenarchen bereitete das keine Sorgen. Sie hatten in den Jahrzehnten, in denen sie ihr Amt verrichteten, zu viele Höhen und Tiefen erlebt. »Es ist nur eine kurze Phase«, beschwichtigten sie. »Dem Niedergang wird ein neuer Höhenflug folgen.«
    Launt war zu klug und zu gut informiert, um ihnen zu glauben. Der Naahk würde wieder zu seinen alten Energie und Entschlusskraft finden, diesen Teil nahm er ihnen ab, aber auch ein allmächtiger und unverwüstlicher Naahk würde hilflos sein. Das Schiff zerfiel. Hier stürzte ein Unterstand ein, da das Plastik, aus dem er erbaut worden war, das Ende seiner Lebensspanne erreicht hatte. Dort versagte ein wichtiges Aggregat unter der jahrhundertelangen Dauerbelastung oder, und das geschah immer öfter, es stellte die Arbeit ein, weil ein einziges Verschleißteil abgenutzt war - während sich die Ersatzteillager zusehends leerten und die Fertigkeiten dahinschwanden, Ersatzteile herzustellen.
    Es lag nicht an den Metach, sie waren klug und hingebungsvoll. Doch die Speicher des Schiffs beugten sich der Last des Alters. Immer öfter gaben sie ihren Geist auf. Die Speicherspezialisten kämpften seit langem nur noch deprimierende Rückzugsgefechte gegen den Verfall. Sie lagerten Daten aus, löschten weniger wichtige Daten, um Platz für die lebenswichtigen zu schaffen und sicherzustellen, dass genug Sicherungskopien vorhanden waren. Das Ende dieser Abwärtsspirale war abzusehen, und ihr Fallwinkel wurde zusehends steiler, wenn weitere Speicher ausfielen und sich vermeintlich unwichtiges Wissen, das man gelöscht hatte, im
    Nachhinein als unverzichtbar herausstellte.
    Ein Jahrzehnt oder zwei, und die Gemeinschaft der Metach würde sich im freien Fall befinden.
    Das Ende mochte rasch kommen, wenn der Rumpf des Schiffs kollabierte und das Vakuum die Metach erstickte, wie es die 43 Tenoy erstickt hatte, die Venron bei seiner Flucht ins All gerissen hatte. Oder es mochte schleichend kommen, wenn die Kalpen mit dem Nachbessern der Luftversorgung nicht mehr nachkamen.
    Launt hoffte auf das Erstere. Im Gegensatz zu anderen sah er in Leid keinen höheren, verborgenen Sinn. Leid war einfach nur Leid, und wer klug war, ging ihm aus dem Weg.
    Manchmal träumte Launt davon, dass er das Unheil noch abwenden konnte. Die Metach brauchten eine neue Zuflucht - auf einem Planeten.
    Launt hatte dank seines privilegierten Status Zugriff auf die Daten der alten Heimat Lemur. Ihre Vorfahren waren von dort geflohen,

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