PR Lemuria 01 - Die Sternenarche
er sich meldete,
Launt hatte Mitleid mit dem Herrscher des Schiffs.
Allerdings mit einem Hintergedanken: Vielleicht würde aus der Beziehung, die sich zwischen ihm und Lemal Netwar unendlich langsam und vorsichtig entwickelte, etwas Gutes erwachsen. Die Aussicht auf eine Reform, eine Neuausrichtung ihrer Mission. Eine Überlebenschance.
Das Gespräch am Tag nach der Folterung hatte begonnen wie hundert andere zuvor. Auf Launts Display erschien ohne Übergang oder Vorwarnung der Kopf des Naahk und verdrängte das Sitzungsprotokoll, an dem der Tenarch gearbeitet hatte.
»Launt, ich will dich nicht lange stören«, sagte Lemal. »Ich möchte nur sichergehen, dass wir uns bei unserer letzten. Begegnung richtig verstanden haben.«
Früher hätte Launt sich nicht vorstellen können, mit dem Naahk jemals einen derart vertrauten Umgang zu pflegen. Jetzt war es Normalität. Eine Normalität, die seit dem gestrigen Tag schmerzte.
»Ja natürlich«, antwortete Launt. Der Tenarch hatte verstanden. Ihm blieb die Wahl zwischen Gehorsam und Absetzung, vielleicht sogar dem Tod. Lemal Netwar würde vielleicht zögern, die entsprechenden Anweisungen zu geben, wie im Fall der Verräter. Aber am Ende würde er sich dazu durchringen. Wie bei den Verrätern. »Ich arbeite gerade am Protokoll der jüngsten Sitzung der Tenarchen. Es geht dir in Kürze zu. Ich kann dir aber jetzt schon verraten, dass der Funktionsabfall der Neutrino-Fänger das zentrale Thema war. Die Be'ketren sind ratlos, was die Ursache angeht. Nicht mehr lange, und wir werden gezwungen sein, weitere Anlagen stillzulegen. Unsere Energie reicht nicht mehr aus.«
»Ich werde das Protokoll sorgfältig lesen«, versprach der Naahk und blickte dabei an Launt vorbei auf einen unbestimmten Punkt in der Ferne. Er hielt den Kopf beim Sprechen absolut gerade, bewegte ihn nie auch nur ansatzweise, als wäre er fest auf der Wirbelsäule verschraubt. Lemal schüttelte niemals den Kopf, wenn er aus seinem Quartier anrief, noch nickte er. Launt hatte lange gebraucht, sich daran zu gewöhnen. Eigentlich war es eine Kleinigkeit, doch es raubte dem Gegenüber des Naahk das Gefühl, mit einem Menschen zu sprechen.
Launt sagte nichts, wartete darauf, dass der Naahk das Gespräch fortführte. Lemal Netwar räusperte sich, kam dann auf die Frage der optimierten Ernterotation in einem ausgewählten Bereich des Außendecks zu sprechen, und dass er sich von dem System eine Ertragssteigerung versprach, die ihnen erlauben würde, langfristig beinahe hundert zusätzliche Metach zu ernähren.
Launt verzichtete darauf, ihm auszuführen, dass weder die Luft-noch die Energieversorgung einer zusätzlichen Beanspruchung gewachsen war und sie eigentlich weniger Kinder zeugen mussten. Es hätte keinen Sinn gehabt. Lemal Netwar reagierte äußerst ungehalten, wenn man seine Ideen mit der düsteren Wirklichkeit konfrontierte. Der alte Mann hatte in vielerlei Hinsicht den Bezug zur Realität verloren.
In vielerlei, aber in anderer bewies er eine scharfe Auffassungsgabe.
Lemal räusperte sich. »Launt, ich habe über unser Gespräch von gestern nachgedacht.«
»Du hast.?« Launt brachte den Satz nicht zu Ende. Hörte er richtig? »Ja.
Du weißt, dass ich dich sehr schätze. Du bist der jüngste der Tenarchen -und mit Abstand der fähigste. Ein kluger, unabhängiger Geist. Wir haben viel zu wenige Metach wie dich.«
Kein Wunder, dachte Launt, wenn das Schiff alles tut, um eigenständiges Denken zu unterdrücken!
»Ich will dich nicht verlieren, Launt«, fuhr der Naahk fort. »Das Schiff braucht dich.« Lemals Blick war unverändert in die Ferne gerichtet. Der Naahk vermied es, seinem Gegenüber in die Augen zu sehen. »Ich habe deshalb beschlossen, dir eine Aufgabe von größter Wichtigkeit zu übertragen. du wirst die Festnahme der Verräter überwachen und leiten. Du wirst dafür verantwortlich sein, dass sie ihre gerechte Strafe erhalten.«
»Naahk, das ist. ist.«
»Keiner ist besser dafür geeignet. Du bist kein Fanatiker, der in seinem Eifer Unschuldige ans Messer liefern wird. Du bist kompetent! Du wirst die Schuldigen finden und bestrafen, und alle Metach werden wissen, dass in vollkommener Unbestechlichkeit Gerechtigkeit geschaffen wurde.«
»Naahk, ich. «
»Ich zähle auf dich, Launt.« Zum ersten Mal trafen sich ihre Blicke. In Lemals Augen lag ein inbrünstiges Flehen, das Launt in seiner Intensität Angst machte. »Enttäusche mich nicht.«
Lemal Netwars Bild hatte dem Protokoll
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