Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR Lemuria 01 - Die Sternenarche

PR Lemuria 01 - Die Sternenarche

Titel: PR Lemuria 01 - Die Sternenarche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
Vom Netzwerk:
drückten sich förmlich gegen den Boden. Solina konnte nirgends Bäume sehen, die größten Pflanzen schienen Büsche mit herzförmigen Blättern, die in etwa die Größe eines Menschen erreichten.
    Die Flora und Fauna der Arche war eigentlich Hevrors Revier, und der Spezialist für Planetenökologien war auch eifrig dabei, Pflanzenproben einzusammeln und in die Analysekammern seines In-strumentengürtels zu schieben. Hevror würde mit Sicherheit bereits die Grundzüge eines Beschreibungsmodells für das Ökosystem der Arche und eine Aufstellung über die Verwand- und Nichtverwandtschaft der verschiedenen Pflanzenarten an Bord liefern können, aber darum ging es Solina nicht. Ihr Augenmerk lag auf der Kulturgeschichte der Pflanzen.
    Die Lemurer hatten, nachdem sie die überlichtschnelle Raumfahrt entdeckt hatten, sich geradezu explosionsartig über die Galaxis ausgebreitet. Man schätzte, dass auf dem Höhepunkt des Großen Tamaniums etwa 50.000 Jahren vor der altterranischen Zeitenwende an die 100.000 Siedlungswelten zum Reich der Lemurer gehörten.
    Mehr als Schätzungen gab es nicht. Die Aufzeichnungen waren lückenhaft, nicht zuletzt deshalb, weil die Lemurer in der Endphase des Krieges damit begonnen hatten, sie gezielt zu vernichten. Die Niederlage vor Augen hatten sie versucht, ihre Kolonien vor den Bestien zu verbergen. Viele der Welten waren trotz dieser Vorsicht entdeckt, ihre Bevölkerung ausgelöscht worden.
    Viele Kolonien hatten sich dem Exodus nach Andromeda angeschlossen, und viele weitere - weit mehr, als man vermutet hätte -waren zwar der Vernichtung durch die Bestien entronnen, aber dennoch untergegangen. Ohne das Gefüge des Großen Tamaniums und seiner nahezu unerschöpflichen Ressourcen waren die Kolonien nahezu spurlos verschwunden.
    Nahezu. In der Ökologie der Welten hatten sie unweigerlich Spuren hinterlassen. Einigen der Tier- und Pflanzenarten, die sie mitgebracht hatten - ob freiwillig oder unfreiwillig, wie im Fall von Schädlingen - gelang es fast immer, sich der neuen Umgebung anzupassen und zu überleben.
    Für Historiker war das ein Glücksfall: Anhand der Arten gelang es ihnen, viele für jungfräulich gehaltene Welten als vergessene lemu-rische Kolonien zu bestimmen. Ja, mehr noch, anhand der Veränderungen der Tiere und Pflanzen war es sogar möglich, ein stetig exakter werdendes Bild der großen Kolonisationswelle der Lemurer zu zeichnen.
    Solina war keine Expertin in lemurischer Artengenealogie, aber nach ihrem Dafürhalten existierte an Bord keine Art, die auf einer Kolonialwelt ihren Ursprung oder ihre Ausprägung erhalten hatte -ein weiteres Indiz dafür, dass die Arche vor der Gründung des le-murischen Tamaniums aufgebrochen sein musste.
    »Was ist das da vorn?«
    Pearl hatte angehalten. Solina sah über ihre Schultern hinweg einen dicken, dunklen Umriss, der sich vor ihnen aus dem Dunst schälte. Er stand leicht schräg und reichte bis in den »Himmel« des Decks.
    »Vielleicht ein Fahrstuhl oder eine ähnliche Verbindung auf das innere Deck?«, mutmaßte Rhodan. »Wir sollten es uns näher ansehen. Unsere Chance, dort Einwohner zu finden, dürfte um einiges höher liegen als hier draußen auf den Feldern.«
    Niemand erhob Widerspruch. Die Gruppe setzte ihren Marsch fort, schneller jetzt, beflügelt von der Aussicht, auf Archenbewohner zu treffen. Wie viel einfacher würde es dann sein, Antworten auf die tausend Fragen zu bekommen, die ihr auf der Zunge lagen!, dachte Solina. Sie würden.
    Ein Schrei riss sie aus den Gedanken. Er kam von rechts, aus den Feldern. Solina warf den Kopf herum, sah aber lediglich mannshohe Büsche, die wild hin- und herwogten. Erst als sie genauer hinsah, bemerkte sie zwischen den Büschen Bewegung. Ein Arm war für einen Moment sichtbar, dann ein Bein, Solina hörte weitere Schreie, dann sah sie einem Archebewohner direkt in die Augen. Die Augen des Mannes - er trug eine kurze Hose und eine Art T-Shirt und war barfuß - weiteten sich, als ihre sich Blicke kreuzten. Er schrie noch einmal auf, dann waren er und seine Begleiter verschwunden.
    »Was haben sie?«, fragte Pearl verwirrt. »Wieso rennen sie weg?«
    »Aus Angst«, antwortete Rhodan.
    »Aber wieso? Sie müssen doch sehen, dass wir Menschen wie sie sind.«
    »Das bezweifle ich. Ich wette, sie haben noch nie eine Terranerin in einem Schutzanzug und mit einem Kombilader in der Hand gesehen. Außerdem spielt es nicht unbedingt eine Rolle, dass wir Menschen sind. Menschen können

Weitere Kostenlose Bücher