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PR Lemuria 01 - Die Sternenarche

PR Lemuria 01 - Die Sternenarche

Titel: PR Lemuria 01 - Die Sternenarche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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erfüllten. Taten sie es nicht, sperrte es die Rationen.
    Denetree ging an diesem Tag wie die Übrigen mit knurrendem Magen an die Arbeit. Der Tanz hatte die Kalpen wertvolle Zeit gekostet, die es wieder aufzuholen galt. Tekker spornte sie mit gackernden Schreien an, teilte ihnen die Arbeit zu. Denetree gab er am Rand ihres Einsatzgebietes zu tun, weit weg von den anderen. So weit, dass ihre Rufe und das Hämmern ihrer Werkzeuge und die Schläge, mit denen ihre Ellenbogen und Knie gegen die engen Schächte prallten, sich mit den normalen Hintergrundgeräuschen des Schiffs vermischten und Denetree die Illusion gaben, allein zu sein, ungestört.
    Ahnte Tekker, was in ihr vorging? Eine Zeit lang lähmte Denetree die Angst, entdeckt zu werden, all das zu verlieren. All was?, fragte eine leise Stimme in ihr, während ihr die Tränen die Wangen herunterliefen und auf den maroden Schacht tropften, den sie eigentlich reparieren sollte. Ihr war es gleich. Sollten die Kalpen, das Schiff sie doch bestrafen für ihre Nachlässigkeit. Ein paar Tage ohne Essen würde sie überstehen!
    Die Stunden verstrichen. Denetrees Tränen versiegten, der stete Luftzug, der in den Schächten herrschte, ließ die Tränen, die herunter getropft waren, verdunsten. Das Knurren in ihrem Magen steigerte sich zu einem Schmerz. Am Materiallager, das die Kalpen jeden Morgen neu anlegten, gab es Essen, aber um es zu bekommen, hätte sie den anderen unter die Augen treten, sich ihre ruppigen Sprüche anhören müssen. Nein, besser den Hunger aushalten.
    Nach einiger Zeit ertappte sich Denetree dabei, wie ihre Hände nach dem Werkzeug tasteten, es herausnahmen und begannen, die Lecks zu flicken. In den beiden Wochen, die sie bei den Kalpen war, hatte sie bereits eine gewisse Routine entwickelt. Es war nicht besonders schwierig, ein Leck zu flicken, wenn man den Bogen erst einmal raushatte. Es gab große und kleine und winzige Lecks, aber unter dem Strich waren sie alle gleich. Die Röhren und Schächte bestanden aus demselben Material, und Denetree besaß sowieso nur einen Satz Werkzeuge und Materialien. Hatte man ein Leck geflickt, hatte man sie alle geflickt.
    Ihre Hände schnitten Gitternetze aus und passten sie an, besprüh-ten sie mit Dichtungsmasse, prüften ihre Arbeit, tasteten sich zum nächsten Leck vor, immer schneller und schneller. Denetree schwitzte, ihr Atem und ihr Puls beschleunigte sich. Sie sah nur noch den Schacht, die Lecks und ihre Aufgabe. Was scherten sie die Sterne, die Sucher oder ihr toter Bruder? Sie waren unwichtig. Die Kalpen waren unwichtig, ja, das gesamte Schiff und seine Mission waren unwichtig. Was zählte, war, dass sie alle Lecks aufspürte. Und heute Abend würde sie erschöpft und zufrieden auf ihr Lager fallen, auf der Stelle einschlafen und nach einer traumlosen Nacht neue Lecks auf spüren und wieder schlafen und wieder.

In dem merkwürdigen Arbeitseifer, der sie befallen hatte, benötigte Denetree lange Zeit, bis sie die Veränderung bemerkte. Sie fiel ihr erst auf, als sie sich nach einem neuen Gitternetz streckte, ihr schneller, hastiger Atem sich etwas beruhigte. Es war lauter geworden. So laut wie nie zuvor.
    Die Luftschächte durchzogen alle Decks des Schiffs. Hätte man einen Plan von ihnen gezeichnet, er hätte an die Gitternetze erinnert, mit denen sie die Lecks flickte, ein engmaschiges, allumfassendes Geflecht, zu Röhren gekrümmt. Dieses Geflecht ließ die Luft des Schiffs zirkulieren - und das, was die Luft mit sich trug, den Schall. Aber nur höchst selten konnte Denetree aus dem Hintergrundrauschen der Metach auf den Feldern, der vielen tausend Unterhaltungen, die zu jedem Augenblick auf dem Schiff geführt wurden, der Arbeitsgeräusche der verschiedenen Schiffsaggregate, einzelne Geräusche klar heraushören. Die Kalpen, die ihr Leben in den Schächten verbrachten, hatten die Fähigkeit, dieses Gesamtgeräusch in seine einzelnen Elemente aufzuspalten. Oft saßen sie abends an ihren verbotenen Feuern und erzählten, was sie den Tag über aufgeschnappt hatten. Die Kalpen wussten immer Bescheid, kannten immer auch jene Seite einer Geschichte, die das Schiff den Metach vorenthielt. Nur. es gab keine zweite Seite zu den Sternensuchern.
    Denetree stand erst am Anfang, doch sie hatte bereits gelernt, die generelle Stimmung herauszuhören. Für gewöhnlich war sie gedämpft, ein Widerhall der stoischen Geisteshaltung, wie sie von einem guten Metach erwartet wurde. Mehrmals während ihrer Zeit bei den

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