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PR Lemuria 01 - Die Sternenarche

PR Lemuria 01 - Die Sternenarche

Titel: PR Lemuria 01 - Die Sternenarche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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stichhaltig, daran hegte sie keinen Zweifel, aber ob sie auch zutrafen, würde sich in den nächsten Stunden erweisen. Menschen, ganz gleich, ob sie sich Akonen, Terraner oder auch Lemurer nannten, waren keine logischen Wesen. Ganz im Gegenteil: Je mehr sich Solina mit ihrer Geschichte beschäftigte, desto mehr wuchs in ihr die Überzeugung heran, dass auf Vernunft basierende menschliche Gesellschaften die Ausnahme darstellten. Ein gewisses Maß an Vernunft war allen menschlichen Gesellschaften zu Eigen, die für eine längere Zeit existierten, mehr aber auch nicht. Oft lag der Keim des Untergangs bereits in der Prämisse, auf der eine Gesellschaft fußte. War sie fehlerhaft, trieb die Gesellschaft unweigerlich ihrem Untergang entgegen.
    Was für ein Urteil auf die Archengesellschaft zutraf, würden sie herausfinden, sobald sie auf die ersten Lemurer stießen. Das Schiff war riesig, aber zu klein, als dass eine Begegnung lange auf sich warten lassen konnte. Und die Zeit bis dahin wollte Solina nutzen, um das Schiff auf eine Weise zu erkunden, die keine Begegnung mit den Bewohnern, keine noch so ausgefeilten Instrumente ersetzen
    konnten: Sie wollte das Schiff erfühlen.
    Solina wandte den Blick von Himmel ab und sah zur Seite. Links und rechts von ihr stieg der Boden gleichmäßig an, als befände sie sich in einem Tal. In gewisser Weise traf das auch zu: Die Außenhülle der Arche stellte eine gleichmäßig gekrümmte Oberfläche dar. Egal, an welchem Punkt sie die Arche betraten, sie würden sich immer in einer »Talsohle« wiederfinden. Die gleichmäßig ansteigenden »Hänge« verloren sich ebenso wie Bug und Heck der Arche im Dunst.
    War der Dunst ein Zufall, eine unbeabsichtigte Begleiterscheinung des Ökosystems der Arche? Oder war er von den Konstrukteuren geplant, um den Bewohnern der Arche das Gefühl einer Weite zu geben, die sie eigentlich entbehren mussten?
    In der Zwischenzeit war das gesamte Team an die Oberfläche getreten, das Schott hatte sich hinter ihnen wieder verschlossen; kein Grund zur Beunruhigung, es gehorchte nur seiner Sicherheitsautomatik. Pearl Laneaux und Hayden Norwell hatten ihre Kombilader gezogen und sicherten die Gruppe. Pearls Gesicht war rot angelaufen, und sie flüsterte unablässig in das Mikro ihres Schutzanzugs. Sie wollte nicht wahrhaben, dass der Funkkontakt mit der PALENQUE abgebrochen war. Solina hatte zu einem gewissen Maß Verständnis für ihre Aufregung - es war beunruhigend, auf sich allein gestellt zu sein. Ihrem professionellen Ohr, das kein Wort überhörte, das in ihrer Umgebung gesprochen wurde, war nicht entgangen, dass die Terranerin ihren Gegenpart allen Ernstes mit »Mama« ansprach.
    Rhodan hatte die Augen geschlossen und sog die Luft ein. Er schien eine ähnliche Strategie zu verfolgen wie sie selbst. Hevror ta Gosz war einige Schritte weitergegangen und kniete in dem Gras, das den lädierten Unterstand umgab. Sein Köcher stand ab wie der eines archaischen Bogenschützen.
    Solina ging zu ihm.
    Hevror hatte mit einem ausklappbaren Spaten ein Loch in den Boden gegraben. Neben dem Loch lag die abgetragene »Gras«-Nabe. Solina betastete die Halme, sie waren unendlich viel weicher als das Gras auf Shaghomin, fühlten sich wie ein weicher Teppich an. Anschließend befühlte sie die Wurzeln. Vielmehr versuchte sie es: Die Wurzeln wichen vor ihrer Berührung zurück, als lebten sie.
    Sie gab einen überraschten Aufruf von sich.
    Hevror, der gerade eines der Messgeräte aus der Erde herauszog, die er in seinem breiten Gürtel bei sich trug, grinste schief. »Nur, falls du an deinen Sinnen zweifeln solltest: Die Wurzeln haben tatsächlich gezuckt.«
    »Das ist nicht dein Ernst! Wir reden hier von Pflanzen.«
    Hevror nickte. »So ist es. Aber Pflanzen haben durchaus die Fähigkeit, sich zu bewegen. Denk nur an Blüten, die sich öffnen und wieder schließen.«
    »Schon, aber das ist ein Vorgang, der bestenfalls in Zeitlupe vor sich geht, und das hier. «
    ». ist derselbe Vorgang, nur eben schneller.« Hevror nahm eine Bodenprobe aus der Spitze des Bohrers und führte sie in ein Analysegerät ein.
    »In Ordnung, du hast mich überzeugt. Und was ist deine Erklärung dafür -spontane Mutation, hervorgerufen durch jahrhundertelange Belastung durch kosmische Strahlung?«
    Hevror blickte kurz auf. »Nein, gezielte Veränderung des Erbguts. Dieser Boden hier. « Er griff in den Aushub. Die dunkle, feuchte Erde zerbröselte in kleine Stücke, als seine Finger sie

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