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PR Lemuria 01 - Die Sternenarche

PR Lemuria 01 - Die Sternenarche

Titel: PR Lemuria 01 - Die Sternenarche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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die wichtigsten Werte klar über dem Durchschnitt lagen?
    Unruhig geworden, rief er weitere Daten ab, und nach einiger Zeit hatte er den Schuldigen gefunden: die Sauerstoffversorgung.
    »Was ist, arbeiten die Kalpen wieder schlecht?«, fragte er laut. Er brauchte das Netz nicht gesondert anzusprechen, es war stets gegenwärtig.
    »Ihre Arbeitsleistung stimmt exakt mit den Vorgaben überein«, antwortete das Netz.
    Wenigstens etwas. Die Kalpen neigten dazu, sich Dinge herauszunehmen, die ihnen nicht zustanden. Der Naahk hätte liebend gern auf ihre Dienste verzichtet, aber all seine Versuche, sie durch gewöhnliche Metach zu ersetzen, waren gescheitert. Entweder, die Metach erbrachten noch weniger zufrieden stellende Leistungen, oder sie verwandelten sich innerhalb kürzester Zeit in Kalpen, wurden aufsässig und eigensinnig, und der Naahk stand wieder dort, wo er begonnen hatte.
    »Sind die Vorgaben ungenügend?«
    »Nein. Du hast sie selbst im Rahmen des letzten Zehnjahresplans autorisiert. Die Tenarchen haben sie seitdem überwacht und nach deinen Vorgaben fortgeschrieben.«
    Lemal rief weitere Daten auf, ohne sich die Mühe einer Antwort zu machen. Das Netz, nie um eine Antwort verlegen, war ein anstrengender Gesprächspartner, aber es hatte einen unabweisbaren Vorteil: Es war kein Mensch; anders als bei den Tenarchen brauchte er sich keine Gedanken darüber zu machen, ob er es vor den Kopf stieß oder sich unhöflich verhielt.
    Eine schematische Darstellung des Schiffs erschien auf dem Display. Sektoren, in denen der Sauerstoffgehalt die Sollwerte erreichte oder übertraf, waren grün dargestellt; Sektoren, in denen er unter dem Sollwert, aber innerhalb der Schwankungen lag, die in einer so großen und komplexen Ökosphäre wie der des Schiffs unvermeidlich waren, blau; Sektoren, in denen Handlungsbedarf bestand, rot.
    Das Innendeck war erfüllt mit grünen und blauen Feldern, der übliche Wert. Das fast vollständige Fehlen von Pflanzen erlaubte keine besseren Resultate. Das Mitteldeck erstrahlte in ungebrochenem Grün. Das Außendeck. Grün bis auf einen Sektor in der Nähe des Bu g s .
    »Was ist dort los?«, fragte der Naahk. Er musste seine Frage nicht genauer fassen. Das Netz wusste, welche Daten sein Display anzeigte.
    »Ich verstehe deine Frage nicht.«
    »In Sektor XVI F des Außendecks. Der Druckabfall.« Was war mit dem Netz los?
    Wollte es eines seiner Spielchen mit ihm spielen?
    »Ich weiß nicht, wovon du sprichst. Alle Werte sind normal.«
    »Und was habe ich hier auf dem Display?«
    »Grünwerte natürlich. Ich sagte es bereits.«
    »Ja, natürlich. Jetzt sehe ich es.« Lemals Finger zitterten, als er den Sektor genauer unter die Lupe nahm. Eine Fehlfunktion. Das Verhalten des Netzes war nicht mehr durch die Modifikationen zu erklären, die er an seinem Interface vorgenommen hatte. Das Netz führte sich dadurch wie ein Mensch auf, bockte und verzögerte manchmal, aber die Fähigkeit zu lügen hatte Lemal bislang nicht an ihm entdeckt.
    Es gab nur eine Erklärung für das Verhalten des Netzes: eine
    Fehlfunktion. Des Netzes oder der Hardware, auf die es zugriff. Darauf setzte er seine ganze Hoffnungen
    Manuell klinkte er sich in die Sensoren des Sektors ein. Mit einer Ausnahme reagierten sie auf die Prüfroutine mit Grünmeldungen. Sie waren funktionstüchtig. Der Fehler musste beim Netz liegen.
    Lemal rief die Prüfroutinen ein zweites und drittes Mal auf. Vielleicht hatte er sich geirrt, vielleicht war es nur ein defekter Sensor, nicht das Netz selbst, von dessen einwandfreier Funktion das Überleben ihrer Gemeinschaft abhing.
    Grünwerte, nichts als Grünwerte.
    Er gab nicht auf. Er klinkte sich in die Überwachungskameras des Sektors ein. Nicht überraschend erhielt er überwiegend Rotwerte. Die meisten Kameras waren im Lauf der Jahrhunderte ausgefallen, und da sie für die Funktion des Schiffs nicht unabdingbar waren, hatte man sie nicht ersetzt.
    Der Naahk begann seine Inspektion mit den funktionstüchtigen Kameras, die an der Oberfläche des Außendecks installiert waren. Er blickte auf die Felder, auf denen verschiedene auf Ertrag und Widerstandsfähigkeit gegen kosmische Strahlung und die erhöhte Schwerkraft des Decks optimierte Pflanzen wuchsen. Keine Auffälligkeiten. Oder doch? Etwas stimmte nicht. Unbehagen stieg in ihm auf, verdichtete sich mit jeder neuen Kameraansicht. Schließlich bekam er es zu fassen: Die Felder waren menschenleer. Um diese Zeit hätten sie voll mit Metach sein

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