PR Lemuria 03 - Exodus der Generationen
Kommunikationssysteme trugen seine Stimme in alle Abteilungen der AKAN HATA. »Wie sieht es bei euch aus, HENTECK AVRAM?«
»Keine Probleme«, antwortete der Cheftechniker des anderen Exodus-Schiffes. »Unsere Masse ist wesentlich geringer als eure. Vielleicht sind Vibrationen deshalb ausgeblieben.«
»Alle Segmente stabil«, meldete Amelga Dalianta. »Vektoren sind synchronisiert.«
»Beschleunigung fortsetzen«, sagte Paronn. »Automatische Korrektur der Navigationsdaten.«
In einem der größten Projektionsfelder erschien eine grafische Darstellung, die Lemur, Suen, Lahmu, die Kugel der Fremden und die beiden Exodus-Schiffe sowie ihren Kurs zeigte. Deshan beobachtete, wie sich die AKAN HATA und HENTECK AVRAM ganz langsam vom Mond entfernten. Die Fangfelder dehnten sich weiter aus, und diesmal kam es nicht zu Vibrationen. Gewaltige Trichter glühten neben den beiden Exodus-Schiffen, hungrige energetische Mäuler, die Neutrinos und Antineutrinos fraßen. Die von der
Abhijn-Kraft der Fänger bewirkte Erhöhung der Wechselwirkungswahrscheinlichkeit führte zur Zerstrahlung der Teilchen, und die dabei frei werdende Energie wurde nicht nur für den Antrieb benutzt, sondern auch für die ambientalen Systeme.
Levian Paronn lächelte zufrieden. »Ich wusste es«, sagte er, und es klang überaus zufrieden. So sprach ein Vater, dessen Kinder in den inneren lemurischen Verdienstkreis aufgenommen worden waren. »Ich wusste, dass es funktioniert.«
»Kurs und Beschleunigung sind korrekt«, meldete die Cheftechnikerin Dalianta. »Es bleibt eine latente Instabilität bei den Beschleunigungsvektoren. Die Fangfelder sind zu groß.«
»Wir brauchen nicht monatelang zu beschleunigen«, sagte Paronn. »Diesmal nicht.«
»Außerdem gibt es Fluktuationen beim Energiefluss«, fügte Dalianta mit ihrer sanften Ruhe hinzu. »Wir versuchen, ihn stabil zu halten und...« Sie unterbrach sich. »Das ist seltsam.«
»Was meinst du?«, fragte Paronn.
»Wir empfangen nach wie vor den Datenstrom der Satelliten und Raumstationen im lemurischen Orbit. Sieh dir die visuellen Daten an.«
Paronns Finger tanzten einmal mehr über die Schaltflächen der Hauptkonsole, und ein Flackern huschte über die Kanzelwände, als Bilder in Projektionsfeldern wechselten. Die beiden Exodus-Schiffe erschienen so, wie sie sich der Fernerfassung der Satelliten und Orbitalstationen darboten: verwaschene Flecken, die sich immer mehr auflösten, je schneller sie wurden.
»Offenbar handelt es sich um einen Effekt, der von den Fluktuationen im Energiefluss durch die Fangfelder ausgelöst wird«, sagte Dalianta. »Die neuesten Auswertungsdaten deuten darauf hin, dass eine gewöhnliche Ortung unserer Schiffe mit wachsender Geschwindigkeit schwerer wird.«
»Wir werden gewissermaßen unsichtbar?«, fragte Deshan und beobachtete die Bilder fasziniert.
»Bei höheren Geschwindigkeiten dürfte das tatsächlich der Fall sein.«
»Ein Ortungsschutz, der nicht beabsichtigt war, aber sehr willkommen ist«, sagte Paronn. »Es bedeutet, dass der Feind unsere
Schiffe kaum finden kann, wenn sie zu den Sternen aufbrechen.«
»Dieser Feind hat uns gefunden.« Deshan deutete auf das blinkende Symbol, das die Position des Kugelschiffs markierte. Die beiden Dreiecke der Exodus-Schiffe krochen ihm entgegen, um es zwischen Lemur und Lahmu abzufangen. »Und er wird uns sehen.«
»Aus der Nähe bestimmt. Und ich habe vor, ganz nahe an ihn heranzukommen«, sagte Paronn mit grimmiger Entschlossenheit.
Aiahandra
Eben noch hatte sich die kleine Aiahandra in dem Raum mit den vielen Lichtern befunden, die wie Augen blinzelten, und jetzt stand sie plötzlich draußen im Nebel, der das dunkle Kastell umgab. Der Wechsel war nicht ohne Grund erfolgt, das spürte sie ganz deutlich, und sie glaubte, in der Ferne die zufriedene Stimme der großen, kranken Aiahandra zu hören.
»Leben darf nicht ausgelöscht werden!«, rief die kleine Aiahandra, die gesehen und gehört hatte, die mehr verstand als vorher. Der Nebel saugte die Worte auf, war dichter als jemals zuvor.
Das Mädchen begann zu laufen und hoffte, dass der »Weg« es zum Kastell zurückbrachte, wie früher, wenn es versucht hatte, dorthin zurückzukehren, woher es gekommen war, in die Welt des grenzenlosen Fliegens. Doch diesmal wartete die kleine Aiahandra vergeblich darauf, dass irgendwo vor ihr dunkle Mauern aufragten. Sie lief und lief, doch die grauen Schwaden hielten sie gefangen, kalt und klamm.
»Was machst du?«, rief
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