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PR Lemuria 04 - Der erste Unsterbliche

PR Lemuria 04 - Der erste Unsterbliche

Titel: PR Lemuria 04 - Der erste Unsterbliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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wobei natürlich die Statik beachtet werden muss -, sollte das Objekt bei konstanter Abbremsung durch Traktorstrahlen in zirka hundert Minuten zum relativen Stillstand gebracht werden können. Wir werden die Leistung allerdings vorsichtig, schrittweise erhöhen, damit jeder Zwischenfall ausgeschlossen werden kann, und müssen auch eine gewisse Zeit für die Kontaktaufnahme und Verständigung mit einer etwaigen Besatzung einrechnen. Daher die sechseinhalb Stunden, welche sechshundertfünfzig Stunden oder siebenundzwanzig Tagen Standardzeit entsprechen.«
    »Damit ist sonnenklar, dass ich mit an Bord gehe«, sagte Aykalie bestimmt. »Keine Macht der Welt wird mich dazu bringen, fast einen Monat lang Däumchen zu drehen, bis dieses Manöver abgeschlossen ist. Das hielte ich nicht aus; ich würde schlichtweg wahnsinnig vor Anspannung und Neugierde.«
    »Was wir auf keinen Fall riskieren wollen.« Mechtan zwinkerte ihr zu. »Nicht wahr, Achab?«
    Der lächelte. »Wer bin ich, die Anweisungen meines Takhans in Zweifel zu stellen? Es wird mir eine Ehre und Freude sein, an der Seite zweier Hochgnädiger von Taklir einen Schritt in die Vergangenheit unseres Volkes zu tun.« Er verneigte sich knapp, doch dermaßen galant, wie es Jars nie in seinem Leben zustandebringen würde.
    Jawohl, dachte Aykalie versöhnt, sich an dem Gefühl ergötzend, das warm aus ihrer Leibesmitte aufstieg. So mag ich's, Bursche.

Ein Fest in der Hölle, eine Offenbarung und ein Eid
    Ach, darum wurde dieses Volk das zwielichtige genannt!
    Boryk griff sich an den Kopf, ertastete die Brille, die ihm Duani zum Abschied geschenkt hatte. Die Welt außerhalb des Gartens Ehedem war verwirrend, doch manchmal lösten sich Rätsel sehr leicht und ganz nebenbei.
    Besagte Brille, ein wahres Wunderwerk der Ingenieurskunst, ermöglichte es ihrem Träger, auch in fast völliger Dunkelheit zu sehen.
    Sie schenkte ihm gewissermaßen ein zweites Augenlicht, eben das »Zwielicht«. Ohne sie hätte Boryk den Aufstieg durch den elendslangen, senkrechten, nur von schwachem Streulicht aus den gelegentlich abzweigenden Seitengängen erhellten Schacht unmöglich bewerkstelligen können.
    Wieder einmal verfluchte er seine kurzen Beine. An der Wand des kreisrunden Schachts befanden sich Trittstangen. Doch lagen diese so weit auseinander, dass er nicht einfach Schritt über Schritt wie auf einer Leiter nach oben steigen konnte, sondern die jeweils nächste Stange gerade noch mit ausgestreckten Armen erreichte. Dann klammerte er sich daran fest, stemmte die Füße gegen die Schachtrundung und zog sich, mit dem lederbehosten Hintern über der gähnenden Leere baumelnd, höher, bis er seine nackten Zehen auf den eisernen Halt setzen konnte. Durchatmete. Und sich, mit schmerzenden Muskeln, nach der nächsten Sprosse streckte...
    Wer immer diesen Stollen angelegt hat, er oder sie hat dabei nicht an uns kleine Menschenkinder gedacht. Vielmehr an Riesen, mindestens doppelt so groß.
    Und wieder eine Sprosse; und noch eine; und da war die nächste. Boryk saugte die stickige, staubige, Hustenreiz erregende Luft in seine Lungen, sah weder nach oben noch nach unten, immer nur auf die fingerdicken Bügel vor ihm. Er bemerkte wohl, dass er kontinuierlich an Gewicht verlor. Das war auch gut so; sonst hätte er diese Art der Fortbewegung keine fünfzig Meter weit durchgehalten. So aber hielten sich Ermüdung und Erleichterung die Waage. Irgendwann begann er gleichsam zu schweben, stieß sich aus der Hocke ab, hangelte sich weiter, gewann an Tempo, ließ einen, dann zwei, dann drei Bügel aus...
    Panik überkam ihn, als er vollends schwerelos wurde. Das geschah kurz vor Ende des Schachts. Noch vier, fünf Bügel weiter, und er musste sich schon mit aller Kraft anklammern, um nicht nach oben gezogen zu werden. Als er die Mündung erreichte, überwältigte ihn sogar das äußerst unangenehme, Schwindel erregende Gefühl, dass »oben« sich auf einmal zu »unten« gewandelt hatte.
    Mit den Füßen voran landete er auf einem Gipfel. Dies war aber nicht die höchste Spitze des Vulkanbergs, im Gegenteil. Selbige Öffnung befand sich nämlich über ihm und hatte ihn gerade ausgespuckt. Er war soeben daraus herabgefallen wie auf Watte. Auf dunkle Wolken. Er stand auf Nebel, versank in Rauch. In der aus der höchsten Klippe entspringenden, fett schillernden Rauchsäule, die er gestern - war es wirklich erst einen Tag her, nicht länger? - aus weiter Ferne gesehen hatte!
    Damit klärte sich unvermutet

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