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PR Lemuria 04 - Der erste Unsterbliche

PR Lemuria 04 - Der erste Unsterbliche

Titel: PR Lemuria 04 - Der erste Unsterbliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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Deflektorfelds. Aus nächster Nähe ist, meinen bisherigen Berechnungen zufolge, sogar überhaupt kein Sichtschutz gegeben. Erst mit wachsender Entfernung wird jegliche herkömmliche Ortung erschwert. Das Bild fasert auf, verwischt und verschwimmt, ver-schwindet schließlich aus großer Distanz völlig.«
    »Wieso vermagst du dann überhaupt etwas darzustellen, Maphan?«, fragte Aykalie, absichtlich mindestens ebenso frostig-reserviert wie ihr heimlicher Liebhaber.
    »Ich bringe verwandte Technologie zum Einsatz, Hochgnädige. Damit lässt sich der Effekt zu einem gewissen Prozentsatz konterkarieren.«
    »Uraltes Prinzip: Man braucht einen Dieb, um einen Dieb zu fangen«, warf Mechtan ein. »Oder so. Nicht wahr, Achab?«
    Es versetzte Aykalie einen Stich in der Brust, als sie bemerkte, wie sehr ihr Großvater um Anerkennung und Zuneigung des um fast ein Jahrhundert jüngeren Mannes buhlte. Zum ersten Mal wurde ihr bewusst, was es für Mechtan bedeutete, keinen Stammhalter gezeugt zu haben.
    Achab nutzt diese sentimentale Schwäche gnadenlos aus, dachte sie. Er spielt auf Mechtan wie auf einer Klaviatur, manipuliert ihn nach Belieben. Der alte Sturschädel, vor dem der halbe Rat zittert, ist Wachs in Achabs Händen.
    Wieder mischte sich Bewunderung mit leichtem Gruseln. Aykalie fühlte sich aus ganz unterschiedlichen Gründen zu beiden Männern stark hingezogen. Sie hatte nicht gedacht, dass sich diese Konstellation als so heikel erweisen würde. Inständig hoffte sie, dass sie nie gezwungen sein würde, sich zu entscheiden, welchem von den beiden im Zweifelsfall ihre Loyalität galt.
    »Ich hätte es nicht besser auf den Punkt bringen können«, lobte Achab. Der Kerl schaffte es, gleichzeitig in Mechtans Richtung gewinnend und in die ihre herablassend zu lächeln. »>Unser< Dieb hat zumindest einen Teil der Maskierung durchschaut. Der Rest sind Extrapolationen des Syntrons. Das Ergebnis ist, da auf Näherungswerten beruhend, also mit einer gewissen Vorsicht zu genießen.«
    Er bewegte die Finger seiner rechten Hand in rascher Folge. Der Bordrechner reagierte, indem er ein Hologramm entstehen ließ, das ein Gutteil der Zentrale ausfüllte.
    Eingebettet in ein Gitter aus Orientierungslinien und Maßangaben erschien das dreidimensionale Abbild des Artefakts.
    Als er aufwachte, benötigte er einige Sekunden, um sich zurechtzufinden. Weiches Vlies umhüllte ihn. Feucht, kalt, klamm: Er musste viel geschwitzt haben. Gestank drang in seine Nase, sobald er sich streckte und zur Seite drehte. Aber er hatte doch geduscht, oder? Nichtsdestotrotz entströmten seinen Achselhöhlen und seinem Schritt Ausdünstungen, für die er sich schämte. Er zog das Laken über seinen Kopf - nur um zu bemerken, dass es von dunkelroten Flecken verunziert wurde, von getrocknetem Blut aus seinen vielen Wunden.
    Er dämmerte abermals hinüber. Träumte von Rautsh und Gujnar, vom alten, runzligen Matekten und der schönen, lebensprallen Espechl.
    Wo bin ich?, fragte er sich schlaftrunken, nachdem er erneut zu sich gekommen war. Er fokussierte seinen Blick. Nicht im Dorf, nicht im Garten Ehedem. Solche Zimmer gab es dort - daheim - nicht. Viel zu gerade die Linien, viel zu scharf die Kanten. Nicht von Menschenhand gemacht.
    Viel zu unerbittlich blau das Licht, und zu... metallisch die Luft. Aus den spiegelglatten Wänden, die ihn umgaben, ragten dünne, durchsichtige Regalbretter. Darauf waren Gewand und Ausrüstungsgegenstände gestapelt und eine Art Mineraliensammlung.
    In der Mitte der seltsamen Hütte stand, dem Kopfteil seiner Liegestatt gegenüber, ein Lehnstuhl. Duani, die unter einer aus bunten Flicken zusammengesetzten Decke geruht hatte, öffnete die Augen und sah Boryk mitten ins Herz. »Ausgeschlafen?«
    »Ah... Schon. Ziemlich. Denk ich.«
    »Und was jetzt?«
    »Wo ist meine Lederhose?«
    »Hinter dir.«
    Er fischte sein einziges Kleidungsstück von der Lehne, schlüpfte hinein. Erhob sich, betastete seinen Knöchel, der viel weniger geschwollen war. Trat probehalber auf, vorsichtig zuerst, dann belastete er den Fuß mit seinem vollen Gewicht. Kaum Schmerzen. »Ich gehe weiter.«
    »Ja?«
    »Ja.« Was sonst sollte er tun? Im vertikalen Dorf würde er in zehn Jahren nicht heimisch werden. »Magst mich begleiten?«
    Duani lachte, wohl weil es gar so kleinlaut und bettelnd geklungen hatte. »Ganz sicher nicht.«
    »Ich komme zurück.«
    Sie zuckte die Achseln. Eine peinliche Stille entstand. Unzählige Fragen lagen Boryk auf der Zunge,

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