PR Lemuria 05 - Die letzten Tage Lemurias
voll robotisierten Raumschiffs gewesen.
Er deaktivierte den Paratronschirm und nahm wieder Funkkontakt mit Levian Paronn auf. Der Lemurer dankte ihm für seine Hilfe, und sein Tonfall verriet, dass er bis zu diesem Moment an Tolots Aufrichtigkeit gezweifelt hatte.
Du wirst weiter mit diesen Zweifeln leben müssen, meinte sein Planhirn.
Nicht alle Lemurer sind so vorurteilslos und rational wie Paronn. Ihre Furcht vor den Bestien und ihr Hass auf den alten Feind werden dir noch große Schwierigkeiten machen.
»Schwierigkeiten sind mein Lebenselixier«, murmelte er.
Einer der Bildschirme zeigte das Eingangstor der unterirdischen Suen-Basis. Es öffnete sich, und die ersten Lastengleiter mit den Einzelteilen der demontierten Zeitmaschine schwebten heraus. Tolot drehte sich halb und betrachtete einen anderen Monitor. Der Atombrand im Osten hatte sich weiter vorgefressen. Der gesamte Horizont schien in Flammen zu stehen. Dichte, schwarze Rauchwolken verhingen den Himmel, und Asche trieb in zerrissenen Schwaden durch die von giftigen Dämpfen geschwängerte Luft.
Er schätzte, dass ihnen im Höchstfall noch fünf oder sechs Stunden blieben, bis der Rauch, die Gase und die intensive Hitze das Überleben an diesem Ort des Planeten unmöglich machten. Eine Stunde später würde der Atombrand die Stadt und das Bergmassiv mit dem Stützpunkt verschlingen.
Genug Zeit, um die Evakuierung durchzuführen.
Sofern keine weiteren Bestienschiffe auftauchten.
Tolot aktivierte die Ortungsdetektoren des Schiffes und scannte den interplanetaren Weltraum. Erleichtert stellte er fest, dass das Torbu-System leer war. Es befanden sich weder urhalutische noch lemurische Raumschiffe innerhalb der Systemgrenzen. Ein weiterer Scan der interstellaren Umgebung zerstreute seine Sorgen endgültig.
Er verfolgte auf den Bildschirmen, wie sich die Gleiterkolonne näherte, und fuhr mit seinem Kommandositz herum, als zischend das mächtige Hauptschott aufglitt und Levian Paronn eintrat, gefolgt von zwei weiteren Lemurern, Ruun Lasoth, einer der führenden Chronowissenschaftler des Großen Tamaniums, und Merhon Velsath, Paronns Wissenschaftsassistent.
Velsath vermied es, Tolot offen anzusehen, und blieb neben dem Schott an der Wand stehen, die Hand an seinem Hüftholster mit der Thermopistole. Tolot glaubte fast, die Angst riechen zu können, die den Mann quälte, und seine Reaktion deprimierte ihn.
Ganz gleich, wie er auch handelte, die Lemurer misstrauten ihm zutiefst und fürchteten ihn weiterhin. Für sie war er nur eine Bestie, ein massenmörderischer Feind.
Lasoth hingegen musterte ihn mit wacher Neugierde, obwohl auch in seinen Augen Angst glomm und die körperliche Nähe des
vierarmigen Riesen ihn sichtlich einschüchterte.
»Ich brauche euch hier im Moment nicht«, sagte Paronn zu seinen beiden Begleitern. »Überwacht die Verladung der Zeitmaschine. Und informiert mich, sobald sich alle Container und die Crew des Stützpunkts an Bord befinden.«
Er warf einen Blick auf den Bildschirm, der das Höllenfeuer des Atombrands am Horizont zeigte, und schauderte. »Ich will keine Sekunde länger als nötig auf Torbutan bleiben.«
»Natürlich«, murmelte Lasoth gehorsam und wandte sich zum Schott.
Merhon Velsath hingegen rührte sich nicht von der Stelle. »Bist du sicher, Technad?«, fragte er mit lauter, schriller Stimme, die seine innere Anspannung verriet. Er schluckte und vermied es weiter, Tolot direkt anzusehen. »Vielleicht sollte einer von uns bei dir bleiben... aus Sicherheitsgründen...«
»Ihr müsst mich nicht fürchten«, warf Tolot ein und bemühte sich um einen besänftigenden Tonfall. »Ich bin auf eurer Seite.«
Paronn nickte. Er sah Velsath voller Mitgefühl an und fügte hinzu: »Es ist alles in Ordnung, Merhon. Diese Bestie ist ein Freund. Du kannst unbesorgt gehen.«
Der Wissenschaftsassistent wirkte nicht überzeugt, doch nach einem letzten Zögern verließ er mit Lasoth die Zentrale. Als das Schott zischend hinter ihnen zuglitt, sank Paronn auf den zweiten der riesigen Sitze, die halutische Proportionen angepasst waren und ihn wie einen Zwerg erscheinen ließen.
»Meine Leute haben noch immer Vorbehalte gegen dich«, sagte er, den Blick weiter auf den Bildschirm mit dem Atombrand gerichtet. »Ich kann es ihnen nicht verdenken. Mir selbst fällt es schwer, einer Bestie zu vertrauen.«
»Vertrauen ist eine Frage der Zeit und der Erfahrung«, grollte Tolot. »Ich verstehe euer Misstrauen. Nach fast hundert Jahren
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